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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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hilft und Papa die Arbeit abnimmt.“ Zitternd holte Luise Luft.
    „Ach, Mama .“ Katrin stand auf und legte ihrer Mutter tröstend den Arm um die Schultern.
    „Schon gut ,Kind.“ Luise tätschelte Katrin die Hand. „Es geht schon wieder.“ Sie schnäuzte sich noch einmal, dann steckte sie aufseufzend das Tuch in ihre Tasche zurück.
    „Papa“, begann Katrin vorsichtig, „vielleicht solltest du doch mal daran denken, einen Teil Land zu verkaufen.“ Sie setzte sich ihrem Vater gegenüber und lehnte sich ihm entgegen.
    Hermann konnte kaum glauben, dass gerade sie einen solchen Vorschlag machte. Sie hatte noch nie gegen ihn gesprochen. Er konnte sie nur anstarren.
    „Vielleicht nur das Wäldchen und den See“, fuhr sie schnell fort. „Den will der alte Kofer dir doch schon so lange abkaufen. Oder das Bruchland, welches brach liegt, weil wir es nicht schaffen, das auch noch zu bestellen. Und von dem Geld machen wir dann ein paar Neuanschaffungen. Ein paar Maschinen und wir modernisieren-.“
    „Katrin, was redest du denn da?“ Hermann schnitt ihr mit einer harschen Geste das Wort ab. „Ich habe es schon einmal gesagt und jetzt sag ich es zum letzten Mal : Der Hof wird nicht noch kleiner werden! Es wird nichts verkauft! Noch nicht einmal verpachtet. Es bleibt alles so, wie es ist!“ Wütend und mit rotem Kopf beugte er sich vor. „Der ganze neumodische Kram kann mir gestohlen bleiben. Nicht ein Ar wird verkauft. Nur über meine Leiche.“
    „Aber Papa, wie soll es denn weitergehen im nächsten Jahr ? Was ist denn überhaupt mit Kalter? Geht er im Herbst? Oder bleibt er? Und wenn, wie könntest du ihn überhaupt bezahlen?“
    „Das lass mal meine Sorge sein. Noch bin ich hier der Herr im Haus. Das ist wohl kaum deine Angelegenheit !“, rief er aufgebracht. „Sieh du lieber zu, dass du dir den Karl angelst.“ Hermann hatte das leidige Thema satt. Was erwarteten sie denn? Dass er den Hof verhökerte? Dass er sich ins Bett legte, die Weiber in die Seidenweberei schickte, Otto ins Stahlwerk, wenn er alt genug war und dann auf ihre Kosten in den Tag hinein lebte? Nein, ehe er es soweit kommen ließ, da arbeitete er sich lieber zu Tode.
     
    Robert ging pfeifend über die Heuwiese, die sich an den Garten der Nessels anschloss. Er hatte für heute sein Tagwerk verrichtet und fühlte sich großartig. Es war jetzt beinahe zwei Monate her, seit er aus der Irrenanstalt geflohen war und es kam ihm vor, als wäre es in einem anderen Leben gewesen. Als er damals hier angekommen war, war er ein abgemagertes, schwaches, an sich selbst zweifelndes Wrack gewesen, das befürchtet hatte, jeder könnte ihm seinen Irrsinn ansehen.
    Er war jahrelang vor sich hinvegetiert und kam sich nicht besser als ein Tier auf der Flucht vor, nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn stellen und wieder gefangen nehmen würden. Aber keiner war gekommen und hatte ihn festgenommen. Und so wie es aussah, würden sie jetzt wohl kaum noch irgendwann hier am Arsch der Welt auftauchen und ihn finden.
    Er war in den letzten Wochen wieder zu Kräften gekommen und was das Allerwichtigste war: Er war nicht mehr verrückt. Er spürte das. Ganz sicher. Sein Kopf war klar wie seit Jahren nicht mehr, seit er aus diesem Loch entkommen war, wo selbst gesunde Leute verrückt wurden. Und er spürte auch nicht den geringsten Hinweis, dass sein Verstand ihm wieder Streiche spielte. Nein, er hegte nicht mehr den geringsten Zweifel, dass er bei klarem Verstand war.
    Das erste Mal seit etlichen Jahren begann er Hoffnung zu schöpfen, ein normales Leben führen zu können. Nicht nur er selber war sich sicher, dass er nicht mehr geisteskrank war, auch die anderen, die Tag ein, Tag aus mit ihm zu tun hatten, hielten ihn nicht für verrückt. Der alte Nessel behandelte ihn wie einen normalen Menschen, mit dem Jungen verband ihn sogar so etwas wie Freundschaft und sogar Luise Nessel und die Tochter waren immer freundlich zu ihm.
    Nun ja, Robert verzog den Mund, außer der alten Nessel, die hielt ihn weiterhin für den Teufel. Doch das konnte er verschmerzen.
    Das war das erste Mal in seinem Leben, dass Menschen ihn wie ihresgleichen behandelten. Hatte er anfangs noch ihre Gesellschaft gescheut und hätte am liebsten alleine seine Mahlzeiten eingenommen, so hatte er mit der Zeit Gefallen daran gefunden, mit der Familie zu essen. Er konnte sich einbilden, er gehöre dazu und fühlte sich dann nicht ganz so einsam. Die Sorge, er könne sich irgendwie verraten, war immer

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