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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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geringer geworden und so wie er zeitweise beinahe vergaß, dass er eigentlich verrückt war,-gewesen war-, verbesserte er sich, so schwand auch seine Sorge, er könne sich merkwürdig verhalten.
    Gut gelaunt ging er über die Streuobstwiese unter den Bäumen hindurch und sah sich plötzlich den Nessels gegenüber, die im Garten saßen. Robert blieb abrupt stehen. Augenscheinlich war es kein fröhliches Beisammensein, besah man sich ihre Mienen. Die alte Nessel machte gar den Eindruck, als hätte sie geheult. Robert wich verlegen ihren Blicken aus. Dass er hier in ein Familiendrama platzte , war ihm unangenehm. Schnell nickte er grüßend, sah zu Boden und machte, dass er wegkam.
    Er war kaum drei Schritte gegangen, als ihn Hermann Nessels Stimme aufhielt.
    „Robert.“
    Notgedrungen blieb er stehen, hielt den Blick aber weiterhin auf die rettende Hintertür gerichtet. „Ja, Herr Nessel?“
    „Komm, setz dich zu uns.“
    „Was?“ Verdutzt drehte er sich um. Er musste sich verhört haben.
    „Ich hab gesagt, du sollst dich hierher setzen.“ Grimmig zeigte Hermann auf einen freien Stuhl.
    Verwundert ging Robert zum Tisch zurück und setzte sich. Das Familienoberhaupt räusperte sich, als er drei fragende Gesichter auf sich gerichtet sah. „Ja, Robert, wir sind weit gekommen in den letzten Wochen, was? Bald haben wir den Großteil der Ernte hinter uns.“
    „So ist es, Herr Nessel.“ Robert fragte sich, worauf er hinaus wollte.
    „Eins muss man dir lassen. Arbeiten kannst du. Und viel bekommst du nicht dafür. Bist du es noch nicht leid hier?“
    „Nein, ich hab doch gesagt, ich bin mit der Bezahlung einverstanden. Ich steh zu dem, was ich sage. Es sei denn, Sie wollen, dass ich gehe.“ Angespannt wartete er auf eine Antwort.
    „Nein, nein, ich bin ja froh, dass ich deine Hilfe habe . Wollt nur wissen, ob ich weiter auf dich zählen kann.“ Hermann setzte sich auf seinem Stuhl zurecht. „Was ich damit sagen will, ist Folgendes: Bald werden wir auf den Markt fahren und dann werd ich dir, je nachdem, was wir für ein Geschäft machen, auch etwas zahlen. Weißt du schon, was du danach machen willst?“
    „Nein, wenn ich ehrlich sein soll“, brachte Robert überrumpelt heraus.
    „Ich würde dich gern fest einstellen, als Knecht, auf unbegrenzte Zeit.“ Als er keine Antwort erhielt, sprach Hermann weiter. „Natürlich versteh ich, wenn du dir auf Dauer etwas Lohnenderes suchen willst. Denn mit der Bezahlung, das wird weiterhin so eine Sache sein. Darum würde ich es dir auch nicht übel nehmen, wenn du im Herbst das Weite suchen würdest.“ Als er sein Anliegen an den Mann gebracht hatte, lehnte Hermann sich zurück.
    Wenn Robert ehrlich war, konnte er sich nichts Schöneres vorstellen, als das Angebot anzunehmen. Die Nessels waren nette, freundliche Leute. Sie ließen ihn mit am Tisch essen, als gehöre er zur Familie und er mochte die Arbeit. Den ganzen Tag konnte er an der frischen Luft arbeiten, nicht in stickigen, erdrückenden Räumen. Und er mochte die körperliche Arbeit. Wenn ihn alle Knochen und Muskeln schmerzten, dann wusste er, dass er lebte. Dass er sich bewegen konnte und frei war. Und wenn er abends erschöpft ins Bett fiel, dann war er sicher, dass er etwas Nützliches vollbracht hatte. Ja, Robert war glücklich hier. Geld war ihm nicht so wichtig. „Wenn du dich jetzt noch nicht entscheiden kannst, hab ich da Verständnis für“, drangen Hermanns Worte in seine Gedanken.
    „Ich bleibe.“
    „Wirklich?“ Überrascht zog Hermann die Brauen hoch.
    „Ja“, bekräftigte Robert, „ich bleibe.“
    Hermann zwängte sich aus seiner Bank und blieb nachdenklich vor Robert stehen. „Ich bin froh, dass du hier bleibst. Jetzt gehörst du also wie wir alle zum Hof.“ Er drückte Roberts Schulter und ging dann langsam zur Tür.
    An der Türschwelle drehte er sich noch einmal um.  „Siehst du, Luise? Jetzt braucht ihr euch ja keine Gedanken mehr zu machen, wie es im nächsten Jahr weitergehen soll.“ Befriedigt, wieder alles geregelt zu haben, verschwand er im Haus.
    „Als wenn das alle Probleme lösen würde. Er stellt sich das alles so einfach vor.“ Luise stützte ihre Hände auf den Tisch und stand schwerfällig auf. „Er wird doch jetzt nicht den Stall ausmisten gehen, oder?“ Seufzend schlurfte sie ihrem Mann hinterher.
    Robert konnte immer noch den Händedruck des anderen Mannes auf seiner Schulter spüren. Aufgewühlt dachte er noch darüber nach, was er deswegen fühlte, als

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