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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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vorletzten Sonntag Ottos Hütte zu bauen, war nichts geworden. Vater war plötzlich nach dem Gottesdienst krank geworden. Zuerst hatten sie gedacht, er hätte sich den Magen verdorben, doch als die Übelkeit verschwand, verschlechterte sich sein Zustand noch und er war so schwach, dass er wieder das Bett hüten musste. Otto musste zur Schule und Mama wechselte sich mit Oma ab beim Kochen und der Krankenpflege. So blieben Robert und sie allein auf den Feldern.
    Papa war zwar seit Mittwoch wieder auf den Beinen, aber er konnte noch nicht wieder mitarbeiten. Katrin war zu Tode erschöpft. Und sie hatte nur einen Bruchteil der Arbeit verrichtet, die Robert getan hatte. Und jetzt baute er an dem einzigen Tag, wo er hätte ausruhen können, Ottos Hütte, weil er es ihm versprochen hatte. Dass Oma nun auch noch über ihn her zog, ärgerte Katrin. „Ich bin jedenfalls froh, dass er hier ist“, sagte sie herausfordernd und hielt Omas unheilvollem Blick stand.
    Mine wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als es an der Tür klopfte.
    „Wer kann das denn sein? Doch wohl hoffentlich kein hoher Besuch? Ausgerechnet, wo ich noch nicht geputzt habe.“ Luise seufzte schwer. „Was tun mir wieder die Füße weh. Ich kann kaum laufen heute“, murmelte sie in sich hinein, als sie zur Haustür wankte und sie aufriss.
    „Guten Tag, liebe Schwiegermutter. Ich hoffe, wir kommen nicht ungelegen“, begrüßte Georg sie mit einem Lächeln.
    „Ja, die Sofia und der Georg!“ Luise klatschte erfreut in die Hände. „Das ist ja mal eine schöne Überraschung. Und Georg, dich hab ich ja ewig nicht gesehen. Kommt herein.“ Eifrig geleitete sie die Besucher in die Küche.
    „Seht, wer uns besuchen kommt“, verkündete sie. „Hier, setzt euch.“ Sie beeilte sich, einen Stuhl hervorzuziehen, doch dann kam ihr ein anderer Gedanke. „Nein, kommt. Wir gehen in das feine Esszimmer.“
    „Nein, Mama, lass doch. Hier ist es doch schön.“ Sofia beugte sich zu ihrer Oma, um ihr einen Kuss auf die faltige Wange zu drücken. „Tag, Oma.“ Sie setzte sich auf einen freien Stuhl. „Tag, Katrin.“
    „Tag, ihr beiden.“
    „Ja, guten Tag zusammen“, sagte auch Georg geistesabwesend. Er schien nicht ganz bei der Sache zu sein, denn sonst war er wesentlich höflicher, wenn er zu Gast war. Doch heute schien etwas anderes seine ganze Aufmerksamkeit zu fesseln.
    „Ist etwas nicht in Ordnung, Georg?“ Verwundert beobachtete Luise, wie ihr Schwiegersohn verkniffen zur Türe sah.
    „Der Knecht!“, sagte er düster und wandte sich schließlich widerstrebend seiner Gastgeberin zu. „Der weiß doch wohl, wie man mit einem hochwertigen Pferd umgeht? Und mit einer Kutsche?“
    „Mh, natürlich, das nehme ich doch wohl an“, stieß Luise verblüfft aus. „Er arbeitet ja auch mit unserem Friedhelm.“
    Georg warf noch einen Blick zur Türe. „Liebe Luise, es besteht doch ein Unterschied zwischen einem hochwertigen Pferd mit Kutsche und einem Ackergaul mit seinem Karren“, hielt er es für nötig, seine Schwiegermutter aufzuklären. „Doch ich will mal das Beste hoffen.“ Seufzend setzte er sich neben seine Frau. Dann sah er ernst in die Runde.
    „Jemand sollte dem Burschen da draußen einmal Manieren beibringen. Zuerst haben wir wegen seiner Unachtsamkeit beinahe einen Unfall gebaut, dann hat er auch noch die Frechheit, uns böse anzusehen und zu guter Letzt hat er es noch gewagt, uns anzuranzen. Euer Knecht weiß ganz offensichtlich nicht, wo sein Platz ist“, schloss er mit unheilvoller Miene.
    „Da hast du es, Luise.“ Wilhelmine nickte beifällig in Georgs Richtung. „Gerade hab ich noch gesagt, dass dieser Mensch gefährlich ist und es nicht gut sein kann, wenn Otto seine Zeit mit ihm verbringt.“
    „Da kann ich dir nur zustimmen, Oma“, steuerte Sofia bereitwillig bei. „Du bist offensichtlich die Einzige hier, die meine eigenen Vorbehalte dem neuen Knecht gegenüber teilt. Alle anderen scheinen keinen Gedanken daran zu verschwenden, wer ihr Helfer überhaupt ist. Aber ich weiß, dass auch die Leute im Dorf sich so ihre Gedanken machen.“ Sie sah unheilvoll in die Runde. „Kalter lässt sich nie in der Kneipe blicken, er geht nicht zur Kirche und wenn er sich einmal ins Dorf wagt, wie neulich, als er Friedhelm zum Schmied gebracht hat, dann ist außer einem grüßenden Nicken nichts von ihm zu erwarten. Dazu kommt sein Äußeres. Die Dorfbewohner sind sich einig, dass er merkwürdig ist. Und ich wette Brief und Siegel, dass

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