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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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stehen. Er hatte das Gefühl, ihm käme das Herz zum Hals heraus, so heftig pochte es. Er stützte sich mit einer Hand an der Lehne der Bank ab und wartete darauf, dass der Schmerz in seiner Brust nachließ. Eine Gestalt näherte sich. Es war Baumer Emil, dessen Aufgabe es war, die neuen Gaslaternen anzuzünden. Er blieb schließlich bei Hermann stehen, um die Laterne anzuzünden, die neben der Bank stand.
    „So, jetzt stehen Sie auch nicht mehr im Dunkeln, mein Herr“, sagte Emil freundlich. Langsam erhellte das warme Gaslicht die Umgebung. „Ach, das ist ja der Hermann“, rief er dann aus, doch auf seinem freundlichen Gesicht zeigte sich bald Besorgnis. „Hermann, ist alles in Ordnung mit dir?“
    „Ja“, versicherte dieser. „Ja, es geht mir gut, Emil.“ Hermann setzte sich.
    „Wenn du es sagst, Hermann.“
    Als Emil nach einem langen Blick schließlich zur nächsten Laterne schritt, atmete Hermann tief ein. Ab morgen würde sich einiges ändern. Doch jetzt musste er sich erst einmal ausruhen und zu Atem kommen.

Kapitel 10
     
     
    „Hermann, du erzählst auch gar nichts.“ Luise trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und beobachtete ihren Mann, der ruhelos in der Küche umherschritt.
    „Was soll ich denn erzählen?“
    „Na, von gestern Abend natürlich. Es muss ja doch spät geworden sein. Ich hab dich gar nicht heimkommen hören. Ihr habt euch doch bestimmt eine Menge Neuigkeiten zu berichten gehabt.“
    „Du würdest dich wundern“, brummte ihr Mann. Dann ging er in den Flur und zog seine Jacke an. „So, ich mach mich jetzt auf den Weg ins Dorf.“
    „Schon wieder? Jetzt hast du einmal Blut geleckt, jetzt kriegst du den Hals wohl wieder nicht voll“, scherzte Luise. Sie war ja froh, dass es Hermann so gut ging, dass er wieder Gefallen daran fand, etwas unter die Leute zu gehen.
    „Deine blöden Bemerkungen kannst du dir sparen.“
    „Was bist du heute wieder grantig. Ich hatte gehofft, nachdem du gestern einen schönen Abend hattest, wärst du heute einmal besser gelaunt.“ Luise warf das Geschirrtuch enttäuscht auf die Spüle.
    „Ja, ja. Ich mach mich jetzt jedenfalls auf den Weg.“ Mürrisch öffnete er die Haustür.
    „Was machst du eigentlich im Dorf?“
    Gereizt drehte er sich zu seiner Frau um. „Ich werde unsere offene Rechnung bei unserem Schwiegersohn begleichen. Das wird allerhöchste Zeit.“ Damit schritt er aus dem Haus.
    Luise eilte zur Tür und riss sie wieder auf. „Warte! Du kannst mir einige Sachen mitbringen“, rief sie ihm nach.
    Hermann winkte ab, ohne sich umzudrehen. „Für solcherlei Scherze hab ich heute keine Zeit.“
    Luise schloss resigniert die Tür. Wahrscheinlich hatte er gestern beim Kartenspielen verloren.
     
    „Herr Nessel! Einen Augenblick bitte“, rief Robert.
    Hermann hielt genervt am Torbogen inne. „Was ist? Ich hab was zu erledigen und keine Zeit. Du weißt doch, was du zu tun hast.“ Seit gestern Abend sah er den Knecht mit anderen Augen. Die gehässigen Kommentare seiner sogenannten Freunde klangen ihm immer noch in den Ohren.
    „Ich kann das Korn nicht zur Mühle fahren, der Friedhelm hat ein Eisen locker“ , erklärte Robert, während er dem Bauern entgegenlief. Als er ihn erreichte, fuhr dieser ihn auch schon an.
    „Ja, was stehst du da noch dumm rum. Dann bring mir das Pferd. Ich nehme es mit zum Schmied, ich war sowieso auf dem Weg ins Dorf.“
    „Jawohl, Herr Nessel.“ Robert ging, um das Pferd zu holen. Als er mit Friedhelm zurückkehrte, nahm Hermann ihm heftig die Zügel aus der Hand und stapfte los. Dann fiel ihm noch etwas ein.
    „Du kannst mal die ganzen Kohlköpfe in die Küche bringen. Die Frauen wollen Sauerkraut machen“, rief er im Gehen, ohne sich umzugucken.
     
    Robert machte sich kopfschüttelnd an die Arbeit. Als er mit der ersten Ladung Weißkohl die Küche betrat, blieb er verdutzt stehen. Er starrte auf das gewaltige Hinterteil von Luise Nessel. Erst dachte er, es würde in dem schmalen Durchgang feststecken, der von der Küche in einen kleinen Vorratsraum führte. Doch dann erkannte er, dass sie mit dem gesamten Oberkörper in einem großen Steinkrug steckte. Schnaufend richtete sie sich auf und wischte ein letztes Mal mit einem Lappen über den Rand des Kruges.
    „So, Katrin. Der Krug ist sauber. Jetzt können wir anfangen“, sprach sie, ohne sich umzudrehen und schob sich stöhnend die Hand in ihr Kreuz. „Nein, das ist nichts mehr für mich, das ständige Bücken.“
    Luise ging zum

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