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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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Spülstein und erblickte Robert. „Ach, gut, du bringst schon den Kappes. Leg ihn mal hier hin.“ Sie deutete neben einen größeren Zuber voller Wasser, der vor dem Tisch stand. Robert legte den Sack mit den Kohlköpfen auf den Boden , während Luise sich suchend umsah.  „Wo ist denn jetzt die Katrin hin?“
    „Ich bin hier“, rief diese von der Hintertür. „Ich hab den Bottich draußen noch mal ausgewaschen.“ Sie zog einen Bottich mühsam durch die Türe. Wortlos kam Robert ihr zur Hilfe, und gemeinsam trugen sie ihn vor den Tisch.
    „Danke, Robert.“ Katrin nahm sich den großen Hobel vom Tisch und stellte ihn in den Bottich. „Dann können wir ja loslegen.“ Gutgelaunt krempelte sie sich die Ärmel auf.
    Robert fand, dass seine Freundin ausnehmend hübsch aussah heute, mit ihrem strahlenden Lächeln und ihren leuchtenden Augen, mit denen sie ihn jetzt ansah. Er hätte ihr das auch gern gesagt, doch in Anwesenheit ihrer Mutter ließ er das lieber bleiben. „Frau Nessel“, fragte er deshalb stattdessen, „haben sie sonst noch etwas für mich zu tun?“
    „Ich dachte, du sollst zur Mühle?“
    „Ja, aber das muss warten, das Pferd muss erst zum Schmied. Also hab ich gedacht, ich fang an, die Zuckerrüben auszumachen. Damit wollten wir zwar Montag anfangen, aber heute schaff ich es ja sowieso nicht mehr zur Mühle.“
    Luise entfernte den Strunk aus dem ersten Kohl, den sie zuvor in dem Zuber gewaschen hatte. „Ja, mach das. Je eher kann ich den Rübensirup kochen. Aber musst du nicht erst zum Schmied?“
    „Nein, Ihr Mann hat das Pferd schon mitgenommen.“
    „Papa ist ins Dorf gegangen?“ Katrin nahm ein Stück Kohl von ihrer Mutter entgegen und rieb es heftig über den Hobel.
    „Ja, er wollte zu Sofia“, antwortete sie. „Und es war ihm natürlich zu viel, mir etwas mitzubringen“, brummte sie in sich hinein.
    „Warum denn?“
    „Was weiß denn ich? Dein Vater hat es nicht für nötig gehalten, mich darüber aufzuklären.“
    „Das hat er ja als Familienoberhaupt auch nicht nötig.“ Wilhelmine schlurfte langsam in die Küche.
    „Nein, Mine, nötig hat er es nicht. Es wäre nur ein netter Zug von ihm gewesen, mit seiner Ehefrau ein normales Gespräch zu führen. Aber dein Sohn scheint ja für keinen mehr ein freundliches Wort über zu haben.“
    „Und du hast keinen Anstand, im Beisein des Knechtes deinen Mann schlecht zu machen.“
    Luise ignorierte die Kommentare ihrer Schwiegermutter. „Robert, du kannst uns noch einen Sack Kohl bringen, bevor du aufs Feld gehst. Sonst hab ich im Moment nichts mehr für dich zu tun“, sagte sie freundlich.
    Robert nickte und machte dann, dass er hinauskam.
     
    „Du hast wirklich keine Ahnung, was sich gehört, Luise“, keifte Wilhelmine, kaum dass sich die Türe hinter Robert geschlossen hatte.
    „Jetzt lass doch bitte mal Mama in Ruhe“, rutschte es Katrin wütend heraus. „Warum habt ihr nie ein liebes Wort für sie übrig?“
    Empört sah Mine ihre Enkelin an „Da hört sich doch alles auf. Wie redest du mit deiner Großmutter?“ , fragte sie fassungslos. Doch den Verantwortlichen brauchte sie nicht lange zu suchen. „Das ist alles deine Erziehung, Luise“,  richtete sie dann vorwurfsvoll das Wort an ihre Schwiegertochter.
    Katrin rieb weiter heftig auf ihrer Reibe.
    „Ich frag mich, wo der Stammhalter sich wieder herumtreibt, Luise. Da solltest du dich mal drüber aufregen, nicht über deinen Mann.“
    „Otto hab ich spielen geschickt.“
    „Ha.“ Mit einem abfälligen Schnauben stieß Wilhelmine den verhassten Stock auf den Boden. „Ich versteh den Hermann nicht, dass er zulässt, dass du den Erben so verwahrlosen lässt. Wie soll der Junge jemals lernen zu arbeiten?“
    Luise schnitt den nächsten Strunk mit mehr Wucht als nötig heraus. „Heute gibt es für das Kind nichts zu tun. Also geht er spielen.“
    „Ich erleb es ja nicht mehr, aber lass dir gesagt sein, wenn es einmal an der Zeit ist, dass er den Hof übernehmen muss, dann wird er gar nicht wissen, was zu tun ist. Und dafür wirst du die Verantwortung tragen.“ Sie deutete mit der Spitze ihres Gehstockes auf ihre Schwiegertochter.
    Luise reichte es. „Wenn es einmal an der Zeit ist, dass der Junge alt genug ist, etwas übernehmen zu können, dann wird dazu gar nichts mehr da sein. Denn der Hof, an dem er scheitern könnte, wird dann jemand anderem gehören. Wenn er bis dahin nicht komplett verfallen ist. Und dafür wird Hermann die Verantwortung tragen.

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