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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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den Georg in Ruhe. Außerdem muss ich euch noch was erzählen! Ihr werdet nicht glauben, was ich heute beobachtet habe. Das wird euch hoffentlich endlich die Augen über den Knecht öffnen.“
    „Du hast Robert getroffen?“ , fragte Katrin aufgeregt. „Was hat er gesagt?“
    „Gesagt hat er gar nichts. Es war vielmehr, was er gemacht hat.“ Sofia machte eine bedeutungsschwere Pause. Sie beugte sich etwas vor und sah Oma Mine an. „Du und ich, Oma, wir sind die einzigen, die sich noch nie haben von diesem Burschen täuschen lassen. Nun, ich fahre also mit dem Fahrrad am Wäldchen vorbei, da sehe ich Kalter durch das Unterholz schleichen.“
    „So ein Unsinn. Warum sollte er schleichen?“ Hermann zog mürrisch an seiner Pfeife.
    „Dann ist er meinetwegen gelaufen“, lenkte Sofia ein. „Jedenfalls hob er plötzlich einen langen Stock vom Boden auf und schlug ihn gegen einen Baum. Wie ein Irrer hat der sich aufgeführt. Und wenn ihr den Gesichtsausdruck gesehen hättet! Und als der Stock dann durch die Wucht zerbrochen ist, da hat er mit seiner bloßen Faust weitergemacht. Als er mich bemerkt hat, hab ich gesehen, dass ich wegkomme, das kann ich euch sagen.“ Zufrieden mit ihren Ausführungen, faltete Sofia die Hände im Schoß und wartete auf die Reaktionen der anderen.
    „Du liebe Güte, was kann er denn nur gehabt haben?“, fragte Luise schließlich ratlos.
    Verärgert schüttelte Sofia den Kopf. „Das ist doch egal, was der hatte. Der Mann ist gefährlich! Dem Georg hat ja ein Blick gereicht, damals, um zu erkennen, dass Kalter keinen guten Charakter hat. Der Georg sagt, Papa hätte ihn nie einstellen dürfen.“
    „Das wird ja immer schöner. Jetzt will mir dein Mann auch noch vorschreiben, wem ich auf meinem Gut Arbeit gebe.“ Hermann zog nochmals heftig an seiner Pfeife.
    „Ich hab ja gleich gesagt, er ist der Teufel“, krächzte Mine.
    „Der Robert ist nett. Hört auf, so was über ihn zu sagen“, rief Otto mit tränenerstickter Stimme.
    „Da, jetzt habt ihr das Kind verschreckt! Solche Dinge sind auch nicht für Kinderohren geeignet.“ Mitfühlend strich Luise ihrem Sohn über den Arm.
    „Normalerweise werden die Kinder bei Erwachsenengesprächen aus dem Zimmer geschickt“, bemerkte Wilhelmine.
    „Wer hätte denn ahnen können, was ihr auf einmal für Dinge erzählt!“
    „Jetzt sind Oma und ich es schuld, wenn der Knecht sich gebärdet wie ein Irrer?“ Fassungslos sah Sofia ihre Mutter an.
    „Du sollst das nicht über Robert sagen, du Doofe“, schrie Otto seine Schwester an.
    „Schrei hier nicht so rum. Und was sind das für Wörter, die du deiner Schwester an den Kopf wirfst?“, tadelte Mine. „Luise, das ist deine Erziehung. Das Kind gehört ins Bett gebracht, da kann er über sein Benehmen nachdenken.“
    „Es ist sechs Uhr. Und der Kleine hat noch nichts gegessen, da schicke ich ihn bestimmt nicht ins Bett! So ein Unsinn, Mine.“ Luise holte tief Luft. „Und du, Otto, redest nicht so mit deiner Schwester, hast du verstanden?“
    „Interessiert es eigentlich niemanden, was ich euch gerade erzählt habe? Der Mann ist gefährlich!“, rief Sofia ärgerlich und hörte sich das wohlbekannte Geschrei an. „Jetzt wird wieder alles Erdenkliche diskutiert und die Ursache, meine Beobachtung, gerät in Vergessenheit.“ Sie sah zu Katrin. „Warum sagst du eigentlich nichts? Du bist schon die ganze Zeit so still.“ Dann runzelte sie die Stirn. „Geht es dir nicht gut? Du bist auch ganz blass.“
    Wortlos stand Katrin auf und lief auf den Hof. Da der Rest der Familie immer noch wild durcheinander redete, erhob sich auch Sofia und folgte ihrer Schwester. „Katrin, was hast du denn?“
    Katrin ging zum Tor hinaus. Wie wütend er gewesen sein musste. Immer noch sah sie Robert vor sich, wie er sie angesehen hatte, als sie neben Karl in der Kutsche saß. In seinen Augen hatte Hass gelegen, aber Katrin wusste, dass er auch verletzt war. Und bestimmt ebenso verzweifelt wie sie jetzt. Wenn sie ihm doch nur alles erklären könnte.
    „Ist es wegen Karl? Ich hatte erwartet, du würdest freudestrahlend hier sitzen, nach deiner ersten richtigen Verabredung, Katrin!“
    „Herrgott, hört doch endlich alle mit dem verdammten Karl auf“, schrie sie. „Karl hier, Karl da. Ich kann es nicht mehr hören.“ Katrin drehte sich zu ihrer sprachlosen Schwester um und versuchte, ruhiger zu sprechen. Ihre Nerven lagen blank, und das Gerede über Robert und das ganze Geplapper hatten ihr den Rest

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