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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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und die Tiere beobachtet haben? So werden die Leute meinen Laden besuchen. Aber nicht, um etwas zu kaufen. Nein, um zu gaffen. Und dann werden sie sagen: Seht ihn euch an. Das ist der Georg. Seine Familie gehörte zu den vornehmsten der Stadt. Aber das war, bevor er das Nessel-Mädchen geheiratet hat. Jetzt hat er nicht nur die ganze Sippschaft am Hals, muss sich andauernd mit ihnen herumschlagen und sie höchstwahrscheinlich über kurz oder lang auch noch durchfüttern, nein, er wird auch regelmäßig mit ihnen in Verbindung gebracht, wenn einer von ihnen wieder einmal die Ursache für den größten Klatsch im Dorf ist.“ Georg stand mit den Händen in den Taschen am Fenster und sah auf die mit warme m Laternenlicht beleuchtete Straße. „Ich habe es satt, dass deine Familie mich zum Gespött macht. Und ich habe es satt, dass du jedes Mal sofort dorthin rennst, wenn einer von denen auch nur Piep sagt. Und ich hab es satt, dass du das Volk da jedes Mal in Schutz nimmst, wenn jemand etwas sagt, was leider einfach nur den Tatsachen entspricht.“ Schließlich drehte er sich um und sah seiner Frau ins Gesicht.
    Sofia war kreidebleich, und langsam stand sie auf. „Ich wusste ja, dass ihr vornehmer seid als wir und dass du wolltest, dass ich mein Benehmen verbessere und meine Sprache und meine Bildung.“ Verletzt sah sie ihn an. „Aber meine Familie war immer nett zu dir. Sie haben es nicht verdient, dass du so abfällig über sie redest. Ich frage mich nur, wenn du uns so verabscheust, warum hast du mich dann geheiratet?“
    Als er nicht antwortete, ging sie zur Tür. „Ich schlafe auf der Küchenbank. Bei meiner Herkunft bin ich nicht wählerisch, und die ist mir lieber als unser Ehebett“ Leise schloss sie die Tür hinter sich.
     
    Robert wusste, dass er schon längst hätte aufstehen und die Tiere versorgen müssen. Aber heute hätte er sich am liebsten hier verkrochen. Nachdem er seine Wut gestern an einem armen Baum ausgelassen hatte, fühlte er nur noch eine tiefe Enttäuschung. Er wollte nicht glauben, dass er sich in Katrin so getäuscht hatte, aber die Situation gestern war eindeutig. Robert sog vor Schmerz scharf den Atem ein, als er sich sein Hemd anzog. Er fragte sich, wie er heute arbeiten sollte. Seine Hand war auf doppelte Größe angeschwollen und alle Knöchel waren abgeschürft. Zum Glück hatte er sich bei seinem Wutausbruch nicht die Hand gebrochen. Zumindest glaubte er das nicht. Gestern hatte er sie noch bewegen können. Aber da war die Hand auch noch nicht so angeschwollen gewesen.
    Verdammt! Nessel würde ihm was anderes erzählen, wenn er heute durch seine eigene Schuld nicht würde arbeiten können. Wie konnte er nur so dumm sein und dermaßen die Beherrschung verlieren. Er hatte gedacht, jetzt wo er älter war, würde ihm so etwas nicht mehr passieren. Aber das gestern hatte ihm ja auch ganz schön zugesetzt.
    „Robert, bist du wach?“, hörte er plötzlich Katrins Stimme, während sie an seine Tür klopfte. „Robert“, rief sie noch einmal gedämpft, als er nicht antwortete. Dass die sich überhaupt hierher traute. Wütend riss er so heftig die Türe auf, dass Katrin erschrocken ein Stück zurückwich. „Was willst du?“, fragte er barsch.
    „Ich hab gestern den ganzen Abend auf dich gewartet“, sagte sie leise.
    Robert sah sie nur stumm an.
    Sie räusperte sich verlegen. „Ich hab die ganze Nacht wach gelegen und gewartet dass Morgen wird, damit ich dir alles erklären kann. Ich bin früher aufgestanden, damit ich noch vor der Stallarbeit mit dir reden kann“, plapperte sie nervös weiter. Dann brachte sie ein zittriges Lächeln zustande. „Robert, ich verstehe ja, dass du wütend bist, aber es ist nicht so, wie du denkst.“
    „Ach!“ Höhnisch sah er auf sie hinunter.
    „Als ich zugestimmt habe, mit Karl auszufahren, da waren wir uns noch gar nicht näher gekommen. Ich hatte es ganz vergessen, bis Papa mir gestern gesagt hat, dass Karl kommt, um mich zu einer Ausfahrt abzuholen. Es war eine lästige Pflicht und sonst nichts, das musst du mir glauben.“
    „Das hab ich gesehen, wie lästig dir das war. Darum hast du ihm auch beinahe auf dem Schoß gesessen und hast dich von ihm betatschen lassen! Dabei hast du aber nicht unglücklich ausgesehen.“ Verächtlich sah er sie an.
    „Robert, bitte glaube mir. Karls Aufmerksamkeiten waren mir unangenehm und ich bin froh, dass ich diese Ausfahrt hinter mich gebracht habe. Das Einzige was du mir vorwerfen kannst ist, dass ich

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