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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz
Autoren: Ilkka Remes
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die Schuld auf Terroristen abzuwälzen oder auf diejenigen, die gegen die Annäherung von Europäischer Union und Russland sind   …«
    Timo sah, wie die Maschine langsam auf die Startbahn einschwenkte.
    »Der russische Geheimdienst hat unseren Plan spitzgekriegt. Sie haben alles getan, um an die Kapsel zu kommen, denn sie ist der einzige glaubwürdige Beweis für unsere Operation Pandora. Ihre Enthüllung würde die Weltmeinung gegen uns aufbringen und Russland integer dastehen lassen, und das jetzt, wo die Lage in Estland so sensibel ist. Damit würde das Verhältnis der beiden Großmächte in die gefährlichste Lage seit dem Ende des Kalten Krieges gebracht.«
    Michaels legte Timo die gesunde Hand auf die Schulter und sagte mit Nachdruck: »Timo, wir sind im Botschaftsviertel von der besten Eliteeinheit Russlands angegriffen worden. Jetzt befinden sich dieselben Männer der Alfa-Gruppe in dem Flugzeug dort drüben. Geben Sie einem Wagen den Befehl, auf die Startbahn zu fahren, damit die Maschine nicht abheben kann.
Jetzt

    Der Airbus hielt am Anfang der Startbahn. Timo starrte hinüber.
    »Die Zeit läuft ab«, sagte Michaels. »Setzen Sie ein Fahrzeug in Bewegung!«
    »Das geht nicht. Sie werden solange Geiseln töten, bis sie starten können.«
    Plötzlich war sich Timo vollkommen sicher. Das Ansehen eines Staates konnte man zurückgewinnen, ein Menschenleben nicht. Er merkte, dass Michaels offenbar hektisch eine SMS schrieb. Die Motoren des Airbus heulten auf.
    Plötzlich sah Timo ein schwarzes Auto vom Terminal her auf das Rollfeld rasen.
    Metsälä kam mit dem Funkgerät in der Hand hereingestürzt. »Die Amis sind durch das Flughafentor gebrochen!«
    Timos Augen folgten dem mit Diplomatenkennzeichen ausgerüsteten Chrysler. Er raste in Höchstgeschwindigkeit auf die Startbahn zu, an deren Beginn sich die Maschine gerade in Bewegung setzte.
    »Zerschießt dem Chrysler die Reifen!«, sagte Timo zu Metsälä mit pochendem Herzen.
    »Das ist schwierig, zu große Entfernung und zu hohes Tempo. Außerdem dürfen wir nur die Reifen treffen, sonst gibt es eine Katastrophe   …«
    Die Geschwindigkeit des Flugzeugs nahm von Sekunde zu Sekunde zu. Das Auto fuhr ihm nach und kam rasch auf gleiche Höhe mit dem Airbus. Timo ballte die Fäuste. Es sah aus, als würden es die Amerikaner vor die Maschine schaffen und sie zwingen, die Startbeschleunigung abzubrechen   … aber dann wuchs der Abstand doch schneller als gedacht.
    Das Auto bremste ab, die Geschwindigkeit der Maschine erhöhte sich weiter, bis sie abhob und in den Regen aufstieg. Wortlos starrte Michaels mit verzweifeltem Gesichtsausdruck zum Himmel.
    Timo sah sein eigenes gespensterhaftes Spiegelbild im Fenster des Towers. Er hatte seine Entscheidung getroffen, und jetzt war sie unwiderruflich. Er würde die Verantwortung tragen, was immer auch geschähe.
    Er wusste nicht, ob er erleichtert sein sollte oder enttäuscht, aber auf jeden Fall hatte er sein Bestes getan. Die Spannung ließ nach, Tränen der Müdigkeit brannten ihm in den Augen.

66
    Bei Wind und Regen rollten zwei mit Radar- und Infrarotraketen ausgerüstete F/A-1 8-Hornet -Kampfflugzeuge der Flugstaffel Satakunta von der finnischen Luftwaffe auf die Startbahn.
    »
Haltet genügend Abstand
«, war im Helmkopfhörer des Oberstleutnants, der die eine Maschine steuerte, zu hören. »
Sie haben angedroht, den Geiseln Schaden zuzufügen, falls sie merken, dass sich jemand nähert.«
    Der Oberstleutnant quittierte die Anweisung und bat um die Starterlaubnis. Er zeigte dem Piloten der neben ihm stehenden Maschine den erhobenen Daumen, und dieser antwortete mit der gleichen Geste. Dann erhöhte er die Motorumdrehungen.
    Das Flughafengelände füllte sich mit ohrenbetäubendem Dröhnen, und die Kampfflugzeuge schossen los.
     
    Der Airbus geriet in starke Turbulenzen. Patrik saß auf einem der Doppelsitze auf der rechten Seite und versuchte, seine Schultern ein wenig zu lockern, was wegen der erneut hinter dem Rücken gefesselten Hände schwierig war. Vor dem Fenster sah man nichts als dunkle Wolken, in denen sie weiterhin an Höhe gewannen. Ein Blitz flammte auf. Außer dem Brummen der Motoren war nichts zu hören.
    Patrik blickte nach hinten und sah Sandrine. Sein Respekt vor ihr hatte stark zugenommen. Dann reckte er den Hals, um in den vorderen Teil der Kabine spähen zukönnen. Er hatte die Russen den Zimmermann-Zylinder inspizieren und im Gepäckfach verstauen sehen. Im vorderen Teil der
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