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Ein Schlüssel für den Mörder

Ein Schlüssel für den Mörder

Titel: Ein Schlüssel für den Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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das bedeutet hätte, daß sie hätte Einsicht walten lassen
und ihre Schwäche zugegeben hätte. Wie kann jemand wie sie Selbstmord begangen
haben? Das möchte Sebastian gern wissen .«
    »Und was glauben Sie, Holman ?« Er wirbelte immer schneller das leere Glas zwischen
seinen Fingern. »Glauben Sie, daß er recht hat ?«
    »Er hat nicht den geringsten
Beweis, um seine Geschichte zu untermauern«, sagte ich langsam. »Möglicherweise
erzählt er sie so, wie er sie von seinem Standpunkt aus sieht — das heißt so,
wie er seine Schwester gesehen hat, und vielleicht hat sie viel Mühe und Arbeit
auf sich genommen, damit er sie auf diese Weise sehen sollte.«
    »Möglich.« Seine Stimme klang
nicht einmal sonderlich interessiert. »Was ist nun also mit der
Vierundsechzigtausend-Dollar-Preisfrage, Holman? Glauben Sie, daß Sebastian der
Mann mit der stilvollen Prosa ist, der es darauf anlegt, mich ins frühe Grab zu
schicken ?«
    »Was das betrifft, so könnte es
Sebastian sein«, sagte ich bedächtig. »Er hat vor fünf Jahren einen
Betrunkenen, der ihm heißen Kaffee in seine Trompete schüttete, halb
erschlagen, und bei dem Motiv, das er seiner Ansicht nach dafür hat, Sie
umzubringen, möchte ich annehmen, daß Mord keineswegs etwas Fernliegendes für
ihn ist. Während ich ihn reden hörte, hatte ich den Eindruck, daß auf dieser
Welt nur Jazz und Marihuana Wirklichkeit für ihn haben — und der Rest ist
Phantasie .«
    »Grandios, Holman!« Stantons
Augen glitzerten gierig. »Nur weiter!«
    »Er ist entschlossen, den Tod
seiner Schwester zu rächen, aber er trauert ihr nicht nach«, fuhr ich langsam
fort. »Vielleicht ist das bezeichnend? In einer Phantasiewelt, so stelle ich
mir vor, ist kein Platz für Kummer, nur für aktive Emotionen wie Haß und
Revanche. Es ist die Art Welt, wo ein Mann alles aus sich machen kann, was er
sich wünscht — einen Eroberer, einen Heros, ein Genie. Und der Gedanke, einen
Mord zu planen, könnte einem Genie leicht kommen, nicht wahr ?«
    Er sprang auf und blieb stehen,
auf mich herabstrahlend wie ein Irrer, und ich fragte mich, ob er vielleicht
unter der Anspannung plötzlich übergeschnappt sei.
    »Holman, alter Freund«, sagte
er gefühlvoll, »Sie sind jeden Vierteldollar des exorbitanten Honorars wert,
das Sie aus mir herausgezogen haben! Sie sind ein geborenes Genie !«
    »Was Sie brauchen«, sagte ich
vorsichtig, »ist noch ein dreistöckiger Wodka .«
    »Ich habe eine kleine
Überraschung für Sie«, sagte er mit geradezu übermäßig betonter Beiläufigkeit.
»Auf meine Weise bin auch ich ein Genie .«
    »Wie
nett«, murmelte ich. »Was sind wir beide dann zusammen? Ich bin mir über den
Plural nie recht — «
    »Als ich diesen dritten Brief
beute abend vom Toilettendeckel nahm«, fuhr er
dramatisch fort, »habe ich mich gefragt: >Wie lange kann das noch so
weitergehen!?<«
    »Und was haben Sie sich selber
darauf geantwortet ?« fragte ich freundlich.
    »Ich beschloß in diesem
Augenblick, alter Kumpel«, sagte er in bescheidenem Ton, »daß die Sache ab
sofort aufhören müßte. Dann ging ich in die Bibliothek hinunter, setzte mich
hin und überlegte, wie sich die Sache abstoppen ließ. Und hier kam die geniale
Veranlagung zum Durchbruch. Hier ist die zweite Hälfte der Überraschung für Sie
— wir geben heute abend eine Party !«
    »Eine auf einer
>Essen-Trinken-und-Fröhlichkeit-Basis< ?« sagte
ich düster. »Sie verzeihen mir hoffentlich, wenn ich nicht in Ekstase gerate ?«
    Er grinste mich wieder breit
an, und es war klar zu erkennen, daß sein Gebiß geradewegs aus einem Pferdemaul
stammen mußte.
    »Sie verstehen nicht« ,sagte er sanft. »Man braucht eine Menge Leute für eine
Party. Man braucht Frauen, Musik, wichtige Leute — und eine tolle Überraschung,
um das Ganze mit einem Knalleffekt enden zu lassen .«
    »Und all das haben Sie in der
Bibliothek ausgeheckt ?«
    »Aber natürlich«, sagte er
leichthin. »Ich bin schließlich nicht umsonst der Sultan vom Sultan-Magazin, verstehen Sie? Eine Handvoll Houris kommen , begierig und voller Erwartung auf die Orgie. Ein
Trio, das weiche, verführerische Musik spielt, ist organisiert. Die wichtigen
Leute sind eingeladen — und keiner hat abgesagt, freue ich mich, sagen zu
können, sie kommen alle. Mein geliebtes lüsternes Ex-Weib Melissa. Der
Kronprinz des Jazz, Mr. Pete Sebastian persönlich. Selbst der geniale Gene,
mein stiller Teilhaber, hat in voller Lautstärke versprochen zu kommen. Und zum
erstenmal

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