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Ein Schlüssel für den Mörder

Ein Schlüssel für den Mörder

Titel: Ein Schlüssel für den Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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KAPITEL
     
    L ebensfaden schien ein äußerst passender
Name für etwas zu sein, was einstmals ein drittklassiges Revue-Kabarett gewesen
sein mochte, inzwischen aber während einer längeren Periode schnell
heruntergekommen war. Ich trank rasch ein Glas an der Bar und warf einen ebenso
raschen Blick auf die eherne Blonde mit dem verschwommenen Gesicht, die zehn
Zentimeter vor den verblüfften Augen eines pickligen Gastes sorgfältig den
einen Teil ihres muskulösen Hinterteils rotierte, und das reichte mir völlig.
Ich ging wieder hinaus auf die Straße und um das Haus herum zum Bühneneingang.
    Dort gab es einen
Rausschmeißer, der so wirkte, als ob er bessere Tage gesehen hätte, als er noch
in einer Schaubude lebende Goldfische schluckte. Er sah mich an, als ob ich an
einer anrüchigen Krankheit leide, und gab mir den freundlichen Rat, mich zum
Teufel zu scheren, bevor er mir beide Arme ausrisse. Ein unter seiner Nase hin
und her geschwenkter Zehndollarschein schien eine beruhigende und zugleich
hypnotische Wirkung auf ihn auszuüben.
    »Ich möchte eines der Mädchen
sehen — Jeannie Kopek «, sagte ich.
    »Es ist nicht erlaubt«, brummte
er, aber seine Augen folgten noch immer aufmerksam dem Zehndollarschein.
    Ich steckte den Schein
sorgfältig in den Halsausschnitt seines Jerseys, »Sagen Sie ihr, ich sei ein
Freund Larry Mullers und es sei dringend .«
    »Sie wird nicht herauskommen,
Freund — « Seine Stimme klang beinahe bedauernd.
    »Sagen Sie ihr, was ich eben
gesagt habe, und sie wird herauskommen«, erwiderte ich zuversichtlich. »Es
wartet noch ein Zehner auf Sie, wenn Sie sie mitbringen .«
    »Sie wird kommen, Freund«,
versprach er mit heiserer Stimme. »Regen Sie sich nicht auf, falls sie ein
bißchen schreit — es wird nur passieren, falls ich sie an den Haaren
herauszerren muß !«
    Zwei Minuten später kam er
zurück, und zwar allein. »Alles okay, Freund«, versicherte er hastig. »Sie
kommt gleich — sie zieht sich nur erst was an .« Er
grinste brüderlich. »Ich wette, Sie denken, das wäre nicht so wichtig, was ?«
    Weitere fünf Minuten verrannen
bleiern in die Ewigkeit, dann löste sich zögernd eine schlanke Gestalt aus dem
Schatten hinter dem Rücken des Rausschmeißers.
    »Da ist sie«, sagte er
triumphierend. »Die kleine Miss Jeannie Kopek ,
Königin aller Nachtkabaretts.«
    »Sind Sie nicht eifersüchtig ?« fragte ich und ließ die zweite Zehndollarnote in seine
Hand gleiten.
    Das Mädchen kam offensichtlich
ohne jede Begeisterung näher auf mich zu. »Sind Sie Larry Mullers Freund ?« fragte sie zweifelnd.
    »Ja«, sagte ich. »Ich muß mit
Ihnen reden, Jeannie .«
    »Ich habe nur zwanzig Minuten
Zeit«, sagte sie mit gepreßter Stimme. »Dann muß ich wieder auftreten .«
    »Das ist eine Menge Zeit«, sagte
ich. »Vielleicht können wir hier in der Nähe etwas trinken ?«
    »Einen Kaffee«, sagte sie. »An
der Ecke ist ein Drugstore .«
    Unter dem plötzlichen grellen
Licht über der Drugstoretheke entpuppte sich Jeannie Kopek als ein bekümmert aussehendes dunkelhaariges Mädchen,
das einmal sehr hübsch gewesen sein mochte, aber die Ernüchterungen ihres
Daseins hatten mit rücksichtsloser Brutalität ihren Reiz zerstört.
    Sie nahm Zucker in ihren Kaffee
und beobachtete mich die ganze Zeit über mit einem Ausdruck in den Augen, der
an Furcht grenzte. »Was wollen Sie ?« fragte sie
schließlich.
    »Ich möchte etwas über Shirley
Sebastian wissen«, sagte ich.
    Sie erstarrte plötzlich. »Ich
weiß nichts darüber«, sagte sie mit gepreßter Stimme. »Nicht das
allergeringste. Sie verschwenden Ihre Zeit, Mister .«
    »Sachte, Jeannie«, beruhigte
ich sie. »Ich habe Ihnen doch gesagt, ich bin ein Freund von Larry Muller. Ich
soll Ihnen von ihm ausrichten, es sei in Ordnung, wenn Sie mir alles erzählten
— wie hätte ich Sie sonst finden können, wenn er es mir nicht gesagt hätte ?«
    Sie entspannte sich ein wenig.
»Wenn er meint, es ist okay — «, sagte sie zweifelnd.
    »Er hat gesagt, es ist
okay .« Meine Stimme wurde etwas schärfer. »Larry wäre
nicht erfreut, wenn ich ihm erzählte, daß Sie mir gegenüber so verschlossen
gewesen sind, Schätzchen. Sie kennen Larry .«
    Sie schauderte unwillkürlich.
»Ich werde Ihnen alles erzählen, Mister. Ich mußte nur sicher wissen, ob es ihm
recht ist. Was wollen Sie wissen ?«
    »Sie waren Ihre beste Freundin,
ja ?«
    »Ich glaube, ja«, antwortete
sie lustlos. »Wir steckten jedenfalls viel beieinander .«
    »Kennen Sie

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