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Ein Schlüssel für den Mörder

Ein Schlüssel für den Mörder

Titel: Ein Schlüssel für den Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Rick,
ich vergebe Ihnen. Und — nur zu Ihrer Kenntnisnahme — ich bin heute abend außerdienstlich hier .«
    »Dann sollten wir essen,
trinken und fröh —« Ich brach plötzlich ab. »Zum
Kuckuck! Warum tun wir dann nicht, was uns Spaß macht ?«
    »Ich habe mich ohnehin schon
gefragt, wann Sie sich endlich einmal zu wirklichen Aktionen aufraffen würden«,
sagte sie in gesetztem Ton.
    Die nächsten anderthalb Stunden
glitten an mir vorüber wie ein unscharfer Film. Ich hatte nur noch eine
verschwommene Erinnerung an einzelne Szenen... Der von dem Glasguckloch
weggezogene Teppich und Gene Meyer, der auf einem Stuhl unmittelbar darüber
thronte und völlig absorbiert die beiden nackten Houris beobachtete, die unten im Schwimmbecken Fangen spielten... Das zornige Gesicht
Melissa Stantons, die mir rüde Schimpfworte zuschrie, und den schockierten
Ausdruck Leon Douglas’, der sie wegzog — den Bruchteil einer Sekunde, bevor ein
tödlicher rechter Haken der kampflustigen Nina durch den leeren Raum zischte,
in dem sich eben Melissas Nase befunden hatte... Das kalte Glitzern in Larry
Mullers kalten Augen, als er mit unerbittlicher Lust einer strampelnden Houri zu Leibe rückte... Schnell vorüberhuschende
Gesichter, die ich nie im Leben gesehen hatte und die ich nie mehr zu sehen
wünschte... Paula barfuß vom Hals bis zum Nabel und ein Gähnen unterdrückend,
während Stanton mit peinlicher Akkuratesse ein bronzefarbenes Gegenstück ihres
Muttermals auf die rechte Seite ihres überdimensionalen Vorbaus malte... Die
unfeine Großaufnahme einer umgekehrten Houri , die auf
dem Kopf stand und aufgeregt schrie: »Seht ihr! Ich kann’s, seht alle her! Ich kann’s !« — und ihre schrille Stimme, die
noch eine halbe Stunde hinterher unentwegt versicherte: »Ich habe über
Jogaübungen gesprochen, ehrlich !«
    Dann war da eine plötzliche
Oase der Ruhe, und ich stellte fest, daß ich mich, von Ninas liebenden Armen
umschlungen, in der Bibliothek befand. Wir waren völlig allein, bis auf einen
friedlich unter dem Tisch liegenden Betrunkenen und ein sonderbar aussehendes
Individuum, das an der Bar stand und damit beschäftigt war, Benediktinerlikör
auf sein kahles Haupt zu verreiben, in der festen Annahme, es handle sich um
Bay-Rum.
    Ich löste Ninas Arme von meinem
Hals, und sie sackte sanft auf den Boden. Eines ihrer Augen öffnete sich halb
und blickte mich vorwurfsvoll an. »Du bist mir ein schöner Gentleman«, sagte
sie kalt.
    »Ich dachte, du hegtest
romantische Gefühle und benutztest mich nicht einfach als Kleiderständer«, gab
ich mit derselben Kälte zurück.
    »Hier ist’s eigentlich ganz
gemütlich«, sagte sie mit verschlafener Stimme. »Komm doch zu mir runter .«
    Als ich mir eine Zigarette
angezündet hatte, schnarchte sie bereits leise. Ich warf einen Blick auf meine
Uhr und bekam einen Heidenschreck — es war drei Minuten vor Mitternacht. Nina
wirkte da, wo sie war, gut aufgehoben, überlegte ich, und in jedem Fall mußte
ich sie für zwanzig Minuten verlassen. Das einzige, was mir Sorge machte, war
der Gedanke, daß der raubgierige Muller hereingewandert kommen und sie
vorfinden könnte. Ich bemerkte, daß an der Innenseite der Bibliothekstür ein
Schlüssel steckte, und damit war dieses Problem gelöst. Der Betrunkene unter
dem Tisch erwies sich als gebrechlicher, weißhaariger Gentleman, der ein wenig
zu alt war, um noch eine Gefahr zu sein. Und somit blieb nur noch ein Problem.
Ich schob mich neben den seltsamen Kauz, der noch immer damit beschäftigt war,
den Benediktiner in seinen nackten Skalp einzumassieren, und dabei deutlich
hörbar schnupperte.
    »Was für ein prachtvoller,
männlicher Duft«, sagte ich laut in sein Ohr. »Schon eine Kleinigkeit von
diesem Zeug würde jeden Mann für die Damen unwiderstehlich machen, darauf gehe
ich jede Wette ein .«
    Er grinste mich selbstzufrieden
an. »Das eben habe ich mir auch gedacht«, sagte er mit Flötenstimme. »Es gibt
nichts Besseres, um einem Mann Sex-Appeal zu verleihen .« Er rieb noch heftiger.
    »Es fördert auch den Haarwuchs .«
    Sein Gesicht legte sich in
bekümmerte Falten, während er die Flasche umdrehte.
    »Leer«, sagte er betroffen.
    »Deshalb würde ich mir keine
Sorgen machen, Sir«, sagte ich mit zuversichtlicher Stimme. »Sie sind schon
beinahe vollkommen unwiderstehlich. Noch zwei weitere Einreibungen, und Sie
bringen selbst mich um Vernunft und Anstand .«
    Er schielte mich aus einem
Augenwinkel an und entfernte sich dann

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