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Ein schmutziges Spiel

Ein schmutziges Spiel

Titel: Ein schmutziges Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Keskinen
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rufen.«
    Sie kam sich vor wie eine Heilige, die ihre kleine Schar durch eine schreckliche Wildnis führen musste. Gabi konnte die Vorhänge und Rollos wackeln sehen, als sie Aricela und Chuy an den Händen nahm und durch den Hof der Wohnanlage führte. Alma schlich zusammen mit Danny hinter ihr her. Ihre Schwester schien mehr oder weniger unter Schock zu stehen, und Gabi hatte schon befürchtet, Alma wäre überhaupt nicht imstande, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Aber irgendwie, wahrscheinlich um Dannys willen, kämpfte sie sich mühsam voran.
    Sie waren schon beinahe an der Ecke, als das Zischen begann. Eine Tür flog auf, dann noch neun oder zehn andere. Kein Wort fiel, nur das schaurige Zischen, das an Schlangen oder giftiges Gas gemahnte, war zu hören.
    Gabi hatte ein anderes Taxi gerufen, eines von einem weißen Unternehmer, dessen Fahrer Danny vielleicht nicht gleich erkannte. »Rein da, schnell«, drängte sie die Kin der.
    Der Fahrer drehte sich um und sah Gabi an, die sich neben ihn setzte. »Wohin?« Er war argwöhnisch, das konnte sie in seinen zusammengekniffenen Augen sehen.
    »Können wir … können wir zu dir fahren, Tía?« Chuy hörte sich wirklich verängstigt an.
    Nun geriet Gabi ernsthaft in Panik. Sie drehte sich um, um ihre Verwandten auf dem Rücksitz anzusehen. Alma und Danny sahen aus wie Zombies. Nein, nicht in ihre Wohnung! Nein. Denn Danny würde nie gesund werden. Er würde für den Rest seines Lebens ein armer, bedauerlicher, unheimlicher Kerl sein. Wenn sie diese Menschen in ihr Heim ließ, ihr Allerheiligstes, dann gingen sie vielleicht nie mehr.
    »Mein Büro«, verkündete sie. »Mission Street 101.«
    Als der Wagen anfuhr, platsch! Ein Ei traf die Windschutzscheibe.
    Der Fahrer hielt an und starrte den gelblichen Schmierfleck an. »Was zum Henker …?«
    Als Nächstes prallte eine Tomate auf die Motorhaube und dann etwas Hässliches, Braunes. Jetzt trat der Fahrer aufs Gas.
    »Die Autowäsche bezahlen Sie mir!«
    Aber Gabi schüttelte den Kopf. »Das hat nichts mit uns zu tun. Die mögen Sie anscheinend nicht. Haben Sie vielleicht mal jemandem aus der Nachbarschaft zu viel abgeknöpft?«
    Ich dachte über das Loch im Zaun nach, als ich von Montecito zurück in die Stadt fuhr. In der Mission Street angelangt kamen meine Überlegungen zum Stillstand. Ich musste dreimal um den Block fahren, bis ich eine Parklücke fand, und als ich es endlich geschafft hatte, Gabis Schiff in eine Lücke zu manövrieren, die besser zu einem Golfmobil gepasst hätte, waren meine Achseln schweißnass.
    Ein teuflischer kleiner Racker von vielleicht sechs oder sieben Jahren versuchte, auf dem Treppengeländer vor meinem Büro zu balancieren. Der Strauch unter dem Geländer war so platt wie ein Fußabtreter.
    »Hi!«, sagte der Junge.
    »Selber hi! Bist du …?«
    »Mein Neffe, Chuy«, antwortete Gabi, die in der Tür stand. »Chuy, runter da, sofort. Geh rein. Und sag, dass es dir leidtut wegen des Strauchs.«
    »Sorry.« Der Junge grinste.
    »Sträucher wachsen nach.« Ich lugte an meiner Assistentin vorbei; es schienen noch mehr Leute in meinem Büro zu sein.
    »Miss Jaymie?« Gabi kam zu mir herunter und packte meinen Arm. »Ich muss mit Ihnen reden, ehe Sie reingehen.«
    »Aha. Was ist los?«
    »Kommen Sie, gehen wir da rüber. Chuy, verschwinde.«
    Dann, als sie mich in die hintere Ecke des Hofes dirigiert hatte, sagte Gabi: »Hören Sie, es ist etwas passiert. Ich stecke wirklich in Schwierigkeiten.«
    »Lassen Sie mich raten. Von jetzt an müssen Sie jeden Tag babysitten. Sie werden Ihre Nichte und Ihren Neffen mit ins Büro bringen. Schauen Sie, ich liebe Kinder, aber …«
    Sie schloss die Augen. »Nein … es ist viel schlimmer.«
    »Gabi? Machen Sie die Augen auf und spucken Sie’s aus.«
    »Okay. Es … es ist Danny. Sie haben ihn aus dem Gefängnis rausgelassen! Sie werden es nicht glauben: Irgendeine reiche Dame hat seine Kaution bezahlt. Eine reiche Dame, die genauso verrückt ist wie er.«
    »Celeste Delaney. Ich war bei ihr, Gabi. Ich habe sie darum gebeten.«
    »Was?« Gabi wich zurück, und ihre dunklen Augen blitzten. »Warum haben Sie mich nicht erst gefragt? Oder es mir wenigstens erzählt? Jetzt darf ich mir überlegen, wie es weitergehen soll.«
    Mir wurde klar, dass ich einen Fehler begangen hatte. Einen großen Fehler. »Ich hätte es Ihnen erzählen sollen. Da haben Sie ganz recht, und es tut mir leid. Aber Danny wäre dort drin verletzt worden, Gabi,

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