Ein schneller Sieg
schwerfallen würde, die Impeller einer Streitmacht dieser Größenordnung zu orten und zu verfolgen. Und es ist so gut wie sicher, daß etliche der ›neutralen‹ Handelsschiffe in unserem Sonnensystem in Wirklichkeit für Haven spionieren.«
»Das stimmt, aber wir können das Ganze als Übung für zwo Geschwader tarnen, und den beiden anderen offiziell den Befehl erteilen, nach Grendelsbane zu gehen … dann ziehen wir den gleichen Trick ab, den Caparelli bereits für D’Orville in Erwägung zieht. Selbst die betroffenen Admiräle würden nicht wissen, wohin es wirklich geht, bevor sie im Hyperraum ihre versiegelten Befehle öffnen. Alle undichten Stellen würden an die Havies berichten, daß die Schiffe mit einem Kurs auf Überlicht gegangen sind, der zu den offiziellen Befehlen paßt. Du könntest Pat Givens sogar fragen, ob sie glaubt, daß ihre ›undichte Stelle‹ etwas über diese Schiffsbewegung erwähnen könnte, ohne daß der Köder zu deutlich wird.«
»Pff.« Am anderen Ende der Comverbindung krauste der Herzog von Cromarty nachdenklich die Stirn. Offenbar fand der Gedanke, das Jelzin-System zu verstärken, seine Zustimmung. Er betrachtete das Problem von jedem Blickpunkt, der ihm einfiel, und schließlich nickte er langsam. »Also gut, ich denke, ich werde den Vorschlag machen. Aber du sagtest, du hättest über einiges nachgedacht. Worüber denn noch?«
»Wenn ich mich nicht irre, dann befindet sich Michael Mayhew zur Zeit hier auf Manticore. Er ist doch zum Hauptstudium am King’s College eingeschrieben … oder ist er wegen der Krise nach Hause zurückgekehrt?«
Der Premierminister erstarrte und schüttelte den Kopf. White Haven zuckte die Schultern. »In diesem Fall hast du doch wenigstens Zugang zum Erben von Protector Benjamin, sozusagen zum Kronprinzen von Grayson. Das ist zwar nicht so gut, wie mit dem Staatsoberhaupt zu sprechen, aber immerhin das Nächstbeste.«
»… und nun sehen Sie sicher, weshalb ich Sie um eine Unterredung gebeten habe, Lord Mayhew«, beschloß der Herzog von Cromarty ruhig seine Ansprache. »Meine höchsten Offiziere sind einhellig der Meinung, daß dieser Plan unsere beste strategische Alternative darstellt, nur wird Ihre Heimatwelt dadurch notwendigerweise in große Gefahr gebracht. Und wegen des Drucks, unter dem wir stehen, haben wir im wahrsten Sinne des Wortes keine Zeit, mit Protector Benjamin Rücksprache zu halten.«
Michael Mayhew nickte. Für einen Kandidaten sah er selbst für manticoranische Verhältnisse außerordentlich jung aus – und war es auch. Um genau zu sein, war er sogar jung genug, um noch problemlos die ursprüngliche Lebensverlängerung der ersten Generation zu vertragen, eine Behandlung, die der Bevölkerung des isolierten Planeten Grayson vor dem Beitritt in die Allianz nicht zugänglich gewesen war. Nun musterte Cromarty schweigend das jugendliche Gesicht des Gutsherren und fragte sich, ob Grayson überhaupt schon bereit sei für die Langlebigkeit, die seine Kinder erben würden.
»Ich verstehe Ihr Problem«, sagte Mayhew schließlich. Er tauschte Blicke mit dem graysonitischen Botschafter und zuckte die Schultern. »Ich glaube nicht, daß wir eine große Wahl haben, Andrew.«
»Ich wünschte, wir könnten mit dem Protector direkt darüber sprechen«, entgegnete der Botschafter besorgt, und Mayhew zuckte erneut mit den Schultern.
»Ich auch, aber ich glaube, ich weiß, was er sagen würde.« Er wandte sich wieder Cromarty zu, und seine jungen Augen waren ruhig. »Euer Gnaden, mein Bruder war sich im klaren, worauf er sich einließ, als er sich zum Bündnis mit Manticore entschloß, anstatt sich von Haven schlucken zu lassen – oder noch schlimmer, von Masada. Wir haben von Anfang an gewußt, daß wir bei Kriegsbeginn in der Schußlinie stehen würden. Angegriffen werden wir so oder so, und deshalb müssen wir Risiken eingehen, wenn dadurch unsere Siegeschancen erhöht werden. Und außerdem«, fügte er hinzu, und echte Wärme blitzte in seinen ruhigen Augen auf, »sind wir Ihnen noch etwas schuldig.«
»Sie sind also der Meinung, wir sollten den Plan ausführen?«
»Jawohl. Um genau zu sein – als Gutsherr von Mayhew und Erbe der Protectorenwürde bitte ich Sie offiziell, den Plan auszuführen, Herr Premierminister.«
»Ich glaube es einfach nicht«, murmelte Sir Thomas Caparelli. Er faltete das Blatt mit dem handgeschriebenen, kurzen und bündigen Befehl zusammen, steckte es in den Briefumschlag zurück, auf dem
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