Ein schneller Sieg
und sie griff nach oben, um ihn beruhigend zu tätscheln, während sie Houseman nachsah, der in der Menge verschwand.
Ich hätte die Sache souveräner angehen sollen , dachte sie. Das ist mir aus der Hand geglitten . Aber Housemans verdammte Arroganz hatte sie empört. Ein Commander, der von sich aus und ohne Not Streit mit einem Captain of the List suchte, hatte allen Ärger verdient; daran konnte auch der Familieneinfluß nichts ändern, und die Housemans besaßen eine Menge davon. Und trotzdem wußte Honor, daß ihre Reaktion seine Feindseligkeit zementiert hatte, und das bedauerte sie. Die Chance, diesen Ausgang zu vermeiden, war vermutlich ohnehin sehr gering gewesen, aber sie war nun einmal Sarnows Flaggkommandantin. Zu ihrem Job gehörte es auch, Situationen zu entschärfen, die das saubere Zusammenarbeiten des Geschwaders stören konnten, und sie hatte es nicht einmal probiert. Und schlimmer noch, ihr war nicht einmal in den Sinn gekommen, daß sie es versuchen sollte , bevor alles vorbei war.
Sie seufzte leise und hörte Nimitz beim Selleriekauen zu. Irgendwann mußte sie doch einmal lernen, ihr Temperament unter Kontrolle zu halten.
»Einen Penny für Ihre Gedanken, Dame Honor«, murmelte eine Tenorstimme. Sie sah erschrocken auf, und Admiral Sarnow lächelte sie an. »Ich hatte mich schon gefragt, wann Sie und Commander Houseman aufeinandertreffen würden. Wie ich sehe, hat er die Begegnung überlebt.«
Bei seinem ironischen Ton röteten sich Honors Wangen, und sein Lächeln wurde schief.
»Machen Sie sich deswegen nur keine Gedanken, Captain. Arthur Houseman ist ein bigotter Freiheitler mit einem Egoproblem und einem dauerhaft verkniffenen Mund. Wenn Sie auf ihn getreten sind, dann hatte er das mit Sicherheit verdient. Wenn ich geglaubt hätte, daß Sie zu fest treten könnten, hätte ich Sie vorher gewarnt.« Honors Röte verschwand, und Sarnow nickte. »Genau. Wie ich Ihnen bereits sagte, Dame Honor, sind Sie meine Flaggkommandantin, und ich erwarte, daß Sie diese Rolle ausfüllen. Dazu gehört auch, sich von einem Untergebenen nichts gefallen zu lassen, ganz besonders nicht, wenn dieser ein eingebildeter Besserwisser ist, dem es nicht paßt, daß Sie seinen Cousin als Feigling entlarvt haben. Unglücklicherweise macht er seinen Job gut. Das, nehme ich an, ist der Grund, weshalb Commodore van Slyke ihn toleriert, aber das braucht Sie ja nicht zu bekümmern.«
»Vielen Dank, Sir«, sagte sie leise.
»Danken Sie mir nicht, Captain.« Er berührte sie leicht am Ellbogen, und aus seinen funkelnden Augen sprach eine eigenartige Mischung aus Amüsiertheit und Warnung. »Wenn Sie recht haben, dann haben Sie recht. Wenn Sie nicht recht haben, trete ich Ihnen in die Kniekehlen.«
Er lächelte erneut, und diesmal, spürte sie, erwiderte sie das Lächeln.
9
Captain Mark Brentworth überblickte voller Befriedigung die geräumige Brücke seines Schiffes. Der Schwere Kreuzer Jason Alvarez war der Stolz der Flotte und das kampfkräftigste Schiff, das je im Jelzin-System gebaut wurde – jedenfalls bis zur Indienststellung der Schlachtkreuzer Courvosier und Yanakov im kommenden Monat. Und die Alvarez gehörte Brentworth ganz allein und hatte sich unter seinem Kommando bereits die ersten Sporen verdient. Daß Piraten diesen Raumsektor unsicher machten, gehörte immer mehr der Geschichte an, seit sie von im Jelzin-System stationierten manticoranischen Einheiten und den Schiffen der rasch anwachsenden Grayson Space Navy gejagt wurden. Die Alvarez – und Brentworth – hatten zwei unabhängige Abschüsse und vier Beteiligungen zu verzeichnen; die Beute war im Laufe der letzten Monate jedoch immer knapper geworden. In gewisser Weise war der Captain nicht unglücklich über die Langeweile des gegenwärtigen Einsatzes. Vorpostenaufgaben knapp hinter der Hypergrenze von Jelzins Stern brachten zwar nur wenig Ruhm ein, aber seine Leute hatten nach der ermüdenden Anspannung der Piratenjagd ein wenig Erholung bitter nötig. Nicht, daß die Burschen sich zu sehr entspannen sollen , dachte Brentworth mit innerlichen Grinsen.
Der nächste von Manticore kommende Geleitzug sollte im Laufe der kommenden sechs Stunden und innerhalb des Ortungsbereichs der Alvarez eintreffen. Doch das hatten Brentworth und sein I.O. der Besatzung noch nicht mitgeteilt. Der Kommandant war neugierig, wie schnell seine Leute die Ankunft des Konvois bemerkten – und wie lange sie brauchten, um gefechtsklar zu werden.
In der Zwischenzeit
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