Ein schöner Ort zu sterben
haben.«
Reglos standen die Schwestern da und bestaunten die Fotografie. Als Emmanuel das Bild umdrehte, hörte er, wie die Nonnen seufzten. Er reichte ihnen den Füllhalter und sah zu, wie sie das Foto unterschrieben und datierten. Dann steckte er es zurück in den Umschlag.
»Ich danke Ihnen, Schwestern«, sagte er. »Wenn jemand Sie nach dieser Fotografie fragt, sollten Sie bestreiten, sie je gesehen zu haben. Das ist am sichersten.«
In Poppies General Store war es ruhig, als Emmanuel eintrat. Statt des üblichen Summens der Nähmaschinen war nur ein leises Scharren von Zweigmans Schuhsohlen zu hören, während er Sardinendosen aus einem Karton holte und in ein Regal stellte.
»Detective Sergeant«, begrüßte ihn der Krämer nickend. Sein sonst schon wirres Haar wirkte heute geradezu medusenhaft, so als würden die miteinander rivalisierenden Strähnen einen monumentalen, alles entscheidenden Kampf ausfechten.
Emmanuel deutete auf das stille Hinterzimmer. »Keiner da?«
»Meiner Frau geht es nicht gut«, erklärte Zweigman ihm. »Sie hat den Damen für heute frei gegeben.«
»Hat das irgendetwas mit meinem Besuch zu tun?«, fragte Emmanuel.
»Dieser Schaden wurde schon angerichtet, lange bevor Sie aufgetaucht sind, Sergeant.« Der Deutsche stellte die letzte Sardinenbüchse ins Regal. »Sie sind sicher zur Nachschau da, nicht wahr?«
»Dafür und um Ihr Telefon zu benutzen, wenn ich darf.« Er musste van Niekerk anrufen und ihm sagen, dass das Päckchen mit den Fotos bereits an die Adresse unterwegs war, die er ihm vor zwei Tagen telegrafiert hatte.
»Natürlich.« Zweigman nahm das Telefon von der Theke und trug es ins Hinterzimmer, wo alle Nähmaschinen noch mit ihren Schutzhüllen bedeckt waren. Ohne die Damen, die sich unter Lillianas aufmerksamem Auge über Schnittmuster und Nadeln beugten, wirkte Poppies verlassen.
»Ich bin vorne und packe weiter aus.« Zweigman stellte das Telefon auf den Teetisch. »Rufen Sie mich, wenn ich Sie untersuchen kann.«
Emmanuel setzte sich und griff nach dem Telefon. Er wollte innerhalb der nächsten halben Stunde in der Polizeistation sein und sehen, ob bei der nächtlichen Razzia tatsächlich ein dicker roter Fisch ins Netz gegangen war.
Ohne Probleme kam er zum Hauptquartier durch und erhielt eine Nummer, die er anrufen sollte. Wenn es darum ging, das Radar der Security Branch zu unterfliegen, kannte van Niekerk sich aus.
»Ich habe Ihnen was geschickt«, sagte Emmanuel, kaum dass der Major abgenommen hatte.
»Was Brauchbares?« Für einen mächtigen Mann, der gezwungen war, sich die Hände in einer öffentlichen Telefonzelle dreckig zu machen, klang van Niekerk außerordentlich gut gelaunt.
»Sehr brauchbar«, antwortete Emmanuel.
»Schweinkram? Schmutziges Geld? Was Politisches?«
»Schweinkram.«
»Kann man es unserem dahingeschiedenen Freund oder einem Mitglied seiner Familie anhängen?«
»Sagen wir nur, der Captain war hinter der Kamera genauso gut wie davor.«
»Mein Gott!« Van Niekerk war begeistert. »Sind Sie absolut sicher, dass er es auch war?«
»Hundertprozentig«, versicherte Emmanuel. »Ich habe das Bild von zwei Leuten verifizieren lassen, die ihn kannten.«
Er hatte zwar Schuldgefühle gegenüber Schwester Bernadette und Schwester Angelina, aber Nonnen konnte man im Zeugenstand nicht so einfach herumschubsen. Eine Braut Christi behandelte man nicht so grob.
»Gut gemacht«, sagte der Major. »Ich wusste, Sie würden was ausgraben. Wie immer.«
Dass er van Niekerk solche Informationen lieferte, erfüllte Emmanuel nicht mit der Genugtuung, die er sich erhofft hatte. Der Mord an Willem Pretorius war immer noch nicht aufgeklärt, und nur aus diesem Grund war er ja eigentlich nach Jacob’s Rest gekommen. Die pornografischen Bilder waren nur von Wert, wenn sie dazu beitrugen, den Mörder zu fassen.
»Das Paket wird heute Abend persönlich an der Adresse abgegeben, die mir telegrafiert wurde.« Plötzlich war Emmanuel wütend auf van Niekerk. Für den Major war die Ergreifung des Mörders zweitrangig gegenüber dem Besitz der Fotos, die ihm Macht über die Geheimpolizei und Teile der National Party verschaffte.
»Ich muss los und herausfinden, was die Security Branch an Land gezogen hat«, sagte er. Er würde Jacob’s Rest erst verlassen, wenn er wusste, wer Willem Pretorius umgebracht hatte und warum.
»Sie haben ihn«, informierte ihn van Niekerk ohne Umschweife. »Ihren Mann aus dem Bennington College.«
»Woher wissen Sie
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