Ein schöner Ort zu sterben
fertigzumachen.
»Warum wollen Sie denn Jagd auf Postschaffnerinnen machen? Ich dachte, Sie hätten schon einen Kommunisten im Sack, der ein Geständnis ablegen will. Ist da auf der Wache irgendwas schiefgelaufen?«
Piets düstere Augen sahen aus wie tot. »Als Erstes müssen Sie akzeptieren, Detective, dass ich schlauer bin als Sie. Ich weiß, dass Sie diese Unterlagen gestohlen haben, und ich werde auch herausfinden, wie. Und außerdem, warum.«
»Also kein Geständnis? Wie schade. Dabei war Paul Pretorius sich doch so sicher, dass es nur noch ein, zwei Stunden brauchte, bis der Mann zugänglich würde – wenn Sie wissen, was ich meine.«
Piet grinste, und in seinen toten Augen blitzte ein heller, heimtückischer Funke auf. »Ich habe Dickie versprochen, dass er Sie bearbeiten darf, wenn sich die Gelegenheit bietet. Aber ich habe meine Meinung geändert. Das Vergnügen, Sie fertigzumachen, werde ich mir selbst gönnen.«
»So wie den Verdächtigen auf der Wache?«, fragte Emmanuel. Lieutenant Lapping mochte ja Beamter der Security Branch sein, aber auch er hatte an Vorgesetzte zu berichten, an Generäle und Oberste, die es nach einem Sieg über die Feinde des Staates gierte.
Lapping kniff die Augen zusammen, dann stand er auf und ging zum Eingang, wo Dickie stand. Er streckte die Hand vor, und Dickie gab ihm mit einem Blick, der Emmanuel einen Schauer über den Rücken jagte, einen braunen Umschlag. Was zum Teufel hatten sie? Bestimmt etwas Gutes. Es musste gut sein. Sonst hätten sie es nicht bis zum großen Finale zurückgehalten.
Ruhig Blut, ermahnte Emmanuel sich. Du hast einen Krieg überlebt. Du hast Dinge durchgemacht, die andere umgebracht haben, und du lebst immer noch. Wovor sollest du Angst haben?
»Wissen Sie, was da drin ist?« Piet hielt ihm den Umschlag unter die Nase.
»Ich habe keinen blassen Schimmer«, antwortete Emmanuel und fand, dass er sich gelassen anhörte, obwohl ihm eigentlich speiübel war. Was zum Teufel steckte in diesem Umschlag? Hatten Sie es irgendwie geschafft, in den letzten vierzehn Stunden an neue Informationen über ihn zu kommen?
Piet öffnete den Umschlag und zog zwei Fotos heraus, die er mit peniblem Oberlehrer-Getue hochhielt. »Sagen Sie mir, Sergeant Cooper, haben Sie diese Fotos schon einmal gesehen?«
Emmanuel blieb keine Zeit, noch schnell die Maske der Gleichgültigkeit zurechtzurücken. Er versuchte zu verstehen, was er sah und wie das sein konnte. Doch stattdessen starrte er nur auf die schwarzweißen Nacktfotos von Davida Ellis, die ihre Beine spreizte und sich auf dem Bett räkelte wie eine Katze, die gestreichelt werden wollte. Seine eigenen Abzüge waren schon halb in Jo’burg, sicher verstaut unter einer Schicht rosafarbener Plastiklockenwickler in Dolores Buntons Gepäck. Außer … außer die Security Branch hatte seine Botin irgendwie abgefangen.
»Aha.« Piet drückte seine Zigarette mit dem Schuhabsatz aus. »Sie haben sie also schon einmal gesehen.«
»Wo haben Sie die her?«
»Wir haben sie genau da gefunden, wo Sie sie hingelegt haben. Unter Ihrem Kopfkissen.«
Sagte Piet die Wahrheit, oder versuchte er nur, ihn einer Lüge zu überführen? Emmanuel hatte keine Ahnung, und genau so mochten es die Jungs von der Geheimpolizei. Solange er nicht genau wusste, wo die Fotos herstammten, musste er auf Zeit spielen und versuchen, möglichst viel herauszubekommen.
»Was hatten Sie in meinem Zimmer zu suchen?«, fragte er. »Sie haben doch neulich schon alles durchwühlt und nichts gefunden.«
Was hatte die Security Branch dazu gebracht, ausgerechnet heute Morgen zum zweiten Mal sein Zimmer zu filzen?
»Es sind neue Informationen ans Tageslicht gekommen.« Piet machte Dickie ein Zeichen. Der nahm die Fotos an sich, wich seinem Partner aber nicht von der Seite. »Informationen über Ihre persönlichen Vorlieben.«
Dickie sah die Frau auf den Fotos an, grunzte missbilligend und nahm dann wieder den Detective ins Visier. »Damit haben Sie gleich zwei Gesetze auf einmal gebrochen, Cooper. Wenn es eine weiße Frau gewesen wäre oder wenigstens eine hellhäutige, hätten wir vielleicht noch mal ein Auge zudrücken können, aber das hier … das ist eine ernste Sache.«
»Wer hat Ihnen dieses Material gegeben?«, fragte Emmanuel. Es schien, dass Dickie und Piet sein Privatleben aufs Korn nehmen wollten. Für sie hatten die Fotos nichts mit dem Mord zu tun, sondern mit seinen vermeintlich perversen Neigungen. Sehr gut. Das bedeutete, dass der Packen
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