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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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schriftlich festgehaltene Anzeige gegen mich eingereicht?«, fragte Emmanuel. Er wollte wissen, wie viel Louis daran lag, ihn auf Eis zu legen.
    »Ja.«
    »Zeigen Sie sie mir!«, verlangte Emmanuel. Die Jungs von der Security Branch standen kurz davor, den größten Fall ihrer bisherigen Laufbahn aufzuklären. Wo hätten sie da die Zeit hernehmen sollen, ein Zeugenprotokoll über einen englischen Perversen zu schreiben, der versucht hatte, einen jungen Afrikaander zu verderben? Das waren doch kleine Fische im Vergleich zu der Chance, dass ein Mitglied der Kommunistischen Partei den vorsätzlichen Mord an einem Police Captain gestand, der mit Frikkie van Brandenburgs Tochter verheiratet war.
    »Sie haben hier nichts gar zu verlangen«, sagte Piet.
    »Dann verhaften Sie mich und bringen Sie mich vor Gericht«, verlangte Emmanuel klipp und klar. Er glaubte nicht, dass sie mehr von Louis hatten als eine mündliche Anklage. Die reichte nicht aus, um einen Polizeikollegen hinter Gitter zu schicken. Und er hatte im Augenblick anderes zu tun, als den erschöpften Geheimpolizisten eine Verschnaufpause zu gönnen.
    »Wissen Sie, was ich glaube?«, fragte Piet. »Ich glaube, in der Akte, die Sie geklaut haben, standen die schmutzigen Details über Sie und Ihren Busenfreund van Niekerk, über Ihre gegenseitige Zuneigung und Ihre gemeinsame Vorliebe für Jüngelchen. Ich wette eins zu hundert, dass das der Grund war, warum er Ihnen einen Tipp gegeben hat.«
    »Warum rufen Sie nicht einfach im Hauptquartier an und lassen sich haarklein berichten, was in der Akte stand? Oder ist vielleicht gerade ein ungünstiger Zeitpunkt, um zuzugeben, dass Sie die Unterlagen verloren haben? Kein Geständnis und keine Akte. Ihre Vorgesetzten werden begeistert sein.«
    Am Tor rührte sich etwas. Dickie trat zur Seite und ließ den mondgesichtigen Polizisten in dem schlecht geschnittenen Anzug herein.
    »Ja?« Piet gestattete dem Neuankömmling zu reden.
    »Die Stunde ist um, Lieutenant. Sie hatten angeordnet, dass wir vorbeikommen und Sie an die Zeit erinnern sollen.«
    Mit einem müden Kopfschütteln sah Piet auf seine Armbanduhr. Wie schnell die Zeit verrann! Er drehte sich zu Emmanuel um. »Sie können gehen. Aber bevor Sie Leine ziehen, möchte ich Ihnen noch eine Warnung zukommen lassen.«
    Emmanuel wartete auf die Drohung. Er würde jetzt nicht in Piets großer Aufführung die zweite Geige spielen und brav fragen, um welche Warnung es sich handelte.
    »Louis ist zur Wache gekommen und hat sich bei seinem Bruder über Ihre … Annäherungsversuche beschwert. Sie können von Glück sagen, dass wir da waren und Paul Pretorius und die anderen davon abhalten konnten, sich sofort auf Sie zu stürzen. Was Ihre Sicherheit angeht, kann ich aber für nichts garantieren. Wir müssen uns im Moment um Wichtigeres kümmern.«
    Emmanuel blieb sitzen und sah zu, wie die Geheimdienstleute wieder auf Touren kamen. Sie ließen ihn gehen, weil er nur ein unbedeutendes Hindernis auf dem weiteren Weg ihrer Ermittlungen war. Sie hatten sich lediglich eine Stunde Zeit genommen, um ein bisschen auf den Busch zu klopfen, was es mit der fehlenden Akte und Louis’ Beschuldigungen auf sich hatte. Das Mondgesicht hatte inzwischen in der Polizeistation auf den dicken Fisch aufgepasst. Gott allein wusste, in welcher Verfassung sie den jungen Mann aus dem Bennington College zurückgelassen hatten, um ihre kleine Pause zu machen. Möglicherweise hatten sie ihn an den Daumen aufgehängt oder in einen nassen Postsack verfrachtet.
    Piet drehte sich noch einmal zu ihm um. »Der Kaffer war am Fluss, und zwar genau zum selben Zeitpunkt und an derselben Stelle wie Captain Pretorius. Wir haben den Richtigen am Wickel, und bis heute Abend hat er auch sein Geständnis unterschrieben. Und was haben Sie, Cooper? Ein paar traurige Bildchen von einer farbigen Hure und eine ganze Familie von Afrikaander-Männern am Hals, die Ihnen am liebsten bei lebendigem Leibe die Haut abziehen würden. Sie hatten nur etwas mit dem Fall zu tun, weil Major van Niekerk unbedingt seine Finger im Spiel haben wollte. Und jetzt ist es an der Zeit, dass Sie sich verpissen und uns unsere Arbeit machen lassen. Sie sind doch vollkommen überfordert. Kapiert?«
    »Vollkommen«, sagte Emmanuel und fragte sich, wie der Tag für ihn enden würde: von den Pretorius-Brüdern zu Brei geschlagen und getreten oder mit dem richtigen Mörder hinter Gittern? Jeder hätte zwei zu eins auf die Schläge gewettet. Es ging nur

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