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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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Sie mich an, Davida«, bat er und wartete, bis sie es tat. »Sie wollten überhaupt nicht weg, oder?«
    »Nein«, flüsterte Sie.
    »Deshalb hat der Captain die Hütte gebaut. Ein Plätzchen außerhalb der Stadt, nur für sie beide. Ein Heim.«
    »Ja.«
    »Nein …«, protestierte Mrs. Ellis. »Das ist doch Unsinn.«
    Emmanuel sah Davida unverwandt in die Augen. Er spürte, dass das Band zwischen ihnen fester wurde. Davidas Atem beschleunigte sich.
    »Pretorius hatte eine Vereinbarung getroffen, dass Sie seine Nebenfrau wurden. Ist das richtig, Davida?«
    »Wie bitte?« Mrs. Ellis entledigte sich der Rolle der perfekten Haushälterin und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Was fällt Ihnen ein, in mein Haus zu kommen und so mit meiner Tochter zu reden? Mein Mädchen hatte mit Captain Pretorius nichts zu schaffen. Ein paar Mal hat sie ihm irgendwelche Papiere von Mr. King vorbeigebracht, aber das war auch schon alles.«
    Als Davida sich jetzt an die Kacheln mit hübschen ländlichen Motiven lehnte und die Arme vor der Brust überkreuzte, wirkte sie hundert Jahre älter und weiser als ihre Mutter.
    »Es stimmt, Ma …«
    Für einen Augenblick herrschte absolute Stille in der Küche.
    »Nein. Nein!« Mrs. Ellis trat ganz nah an ihre Tochter heran und suchte ihren Blick. »Das ist kein Leben für dich, mein Schatz. Du sollst doch gerade auf die Universität, damit du nicht so eine Frau wirst. Eines Tages wirst du auf deinen eigenen Füßen stehen und einen richtigen Beruf haben.«
    »Was glaubst du eigentlich, in was für einem Land wir leben, Ma?«, fragte Davida traurig. »Eine Farbige hat kein Recht, sich ihr eigenes Leben aussuchen. Nicht einmal, wenn sie auf der Universität war. Genau das hier ist die Wirklichkeit.«
    Emmanuel wollte nicht Zeuge sein, wie Mrs. Ellis’ Traum für das Leben ihrer Tochter zerplatzte. Aber wenn er die ganze Wahrheit erfahren wollte, musste er dableiben. So sah er also zu, wie sich jenseits des Küchentisches die Tragödie entfaltete.
    Die Haushälterin legte ihrer Tochter eine Hand auf die Wange und wischte dabei eine Träne weg.
    »Alles wird gut, mein Liebling«, sagte sie und entwickelte derweil schon eine neue Zukunftsvision. »Wir vergessen die ganze Sache einfach und machen weiter wie bisher. Du bist noch jung genug, um noch einmal von vorne anzufangen, und wenn keiner etwas weiß … Es weiß doch keiner etwas, oder?«
    »Sergeant!«, rief Hansie von draußen. »Sergeant! Schnell!«
    Hinter dem Haus hörte Emmanuel Getrappel und dann Glas splittern. Rasch verließ er die drückende Atmosphäre in der Küche und eilte durch den luxuriösen Gesellschaftsraum hinaus auf die Veranda. Elliot King taumelte gerade gegen die Hausbar, aus seiner Nase tropfte Blut auf seinen Leinenanzug. Winston stand mit geballten Fäusten vor ihm.
    »Scheiße.« Der Engländer zog ein besticktes Taschentuch hervor und betupfte seine Nase, um die Blutung zu stillen. »Verdammt, tut das weh.«
    Emmanuel stierte an King vorbei und sah die Rücklichter des Polizeitransporters in der Dunkelheit verschwinden. Er sprang die Treppe hinunter und rannte die Kieseinfahrt entlang.
    »Shabalala ist weg …«, rief Hansie ihm hinterher.
    Emmanuel rannte über die Viehsperre hinweg auf die dunkle, unbefestigte Zufahrtsstraße, die sich mitten durch Kings Besitz wand. Über fünf Minuten lief er weiter und hielt dabei links und rechts Ausschau nach einem Anzeichen vom Polizeitransporter oder von Shabalala. Das Motorengeräusch vor ihm wurde immer schwächer und war schließlich nicht mehr zu hören. Hechelnd blieb Emmanuel stehen. Er stützte die Hände auf die Knie und versuchte zu ergründen, was da geschehen war.
    Nach einer Minute richtete er sich wieder auf und sah hinauf in den sternenübersäten Himmel. Der einzige Mensch, von dem er geglaubt hatte, er würde ihm zur Seite stehen, war wegen irgendeines Eingeborenen-Aberglaubens mit Louis’ Leiche abgehauen. Dabei durften schwarze Polizisten noch nicht einmal Dienstfahrzeuge lenken. Emmanuel machte kehrt und wandte sich entmutigt wieder Kings Haus zu. Soll das etwa das Ende sein? fragte er sich. Mutterseelenallein und mit leeren Händen auf einer verlassenen Landstraße?
    Die Stille um ihn verschluckte das Knirschen seiner Schritte und sein Schnaufen. Damals, als er sich über gefrorene Felder vorgekämpft hatte, war es noch schlimmer gewesen, aber abgesehen vom Krieg hatte er es noch nie so schlimm erlebt. In der Sekunde, wo Shabalala Louis’ Mutter

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