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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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sie ganz aus.

4
    »Da entlang.«
    Shabalala deutete auf eine verrostete Blechhütte, die mit Steinen und Tauenden am Boden verankert war. Das also war Donny Rookes Behausung, seit er aus der Gnade gefallen war. Emmanuel stellte die Limousine auf einem staubigen Streifen ab, der als Vorgarten herhielt. Er stieg aus und besah sich den Ort. Das frühe Morgenlicht trug wenig dazu bei, den Eindruck größter Ärmlichkeit zu verwischen.
    Der erste Stein war spitz und klein, er traf ihn so hart an der Wange, dass es blutete. Emmanuel ging in Deckung, aber trotzdem trafen ihn der zweite und dritte Stein mit voller Wucht auf der Brust und am Bein. Sie taten weh, und als er hinter den Wagen rannte, um Schutz zu suchen, hatte er längst aufgehört zu zählen. Er duckte sich neben Shabalala, der sich seelenruhig das Blut von einer kleinen Verletzung am Hals wischte.
    »Die Mädchen«, rief Shabalala gegen den Lärm der aufs Autodach prasselnden Steine an.
    »Was für Mädchen?«, rief Emmanuel zurück.
    Shabalala kroch zur Vorderseite des Wagens. Emmanuel folgte ihm und riskierte einen kurzen Blick. Zwei Mädchen, dürr wie Straßenköter, standen neben der Hütte, jede mit einem Haufen Steinen vor sich. Hinter ihnen sah Emmanuel einen Mann mit feuerroten Haaren in den Busch davonrennen.
    »Donny haut ab«, rief er Shabalala zu.
    »Verfolgen Sie ihn!«, antwortete der schwarze Polizist ruhig und stopfte sich die Taschen mit Kieselsteinen voll. »Ich schnappe mir die Mädchen.«
    Emmanuel nickte und rannte, so schnell er konnte, über den staubigen Hof. Ein Stein schickte seinen Hut zu Boden, ein anderer streifte ihn an der Schulter, aber er preschte im selben Tempo weiter und behielt dabei den Rothaarigen im Auge, der aufs freie Feld hinauslief.
    »Auaaaa!« Emmanuel hörte einen spitzen Schrei und dann ein Kläffen. Bei einem raschen Blick über die Schulter sah er Shabalala in aller Ruhe auf die Mädchen zugehen, seine Steine trafen mit der Genauigkeit eines Scharfschützen ins Ziel. Die Mädchen stoben davon und suchten Schutz in der Hütte.
    Emmanuel ließ das überwucherte Gemüsebeet hinter sich und lief mit aller Kraft weiter. Der Abstand verringerte sich, als der Mann kurz stehenblieb und mit auf den Knien abgestützten Händen verschnaufte. Eine Minute später warf sich Emmanuel mit seinem ganzen Körpergewicht auf Donny, der mit einem Ächzen hinschlug. Länger, als nötig gewesen wäre, drückte Emmanuel ihn mit dem Gesicht in den Staub und hörte, wie sich der Mund des Mannes mit Erde füllte. Die Beulen im Packard bedeuteten, dass er nun einen detaillierten Schadensbericht schreiben musste. Er drückte noch einmal fester zu.
    »Was hatten Sie vor, Donny?« Er rollte den würgenden Mann auf den Rücken und starrte hinab in dessen verdrecktes Gesicht.
    »Ich war’s nicht. O Gott, bitte, ich hab dem Captain nichts getan.«
    Emmanuel drückte ihm ein Knie gegen die Brust. »Wieso denken Sie, dass ich wegen Captain Pretorius da bin?«
    Der Rothaarige fing an zu flennen, und Emmanuel riss ihn mit einem Ruck hoch. »Wieso denken Sie, dass ich wegen Captain Pretorius da bin?«
    »Das weiß doch jeder«, stieß Donny zwischen zwei abgewürgten Schluchzern hervor. »Er war es, der mich ins Gefängnis gesteckt hat. Er hat mich gezwungen, hier draußen zu leben wie ein Kaffer.«
    Emmanuel stieß Donny in Richtung Hütte. Dort, wo der Stein ihn getroffen und die Haut aufgerissen hatte, brannte ihm die Wange, und sein Anzug war voller Staub. Und all das für die Verfolgung eines Mannes mit einem Spatzenhirn.
    »Da drüben ist Ihre Truppe.« Er versetzte Donny einen Stoß zwischen die Schulterblätter und zwang ihn, sich die Mädchen anzusehen, die inzwischen neben Shabalala im Staub hockten.
    »Rein!«, befahl er. »Wir werden uns alle mal ein bisschen unterhalten.«
    Die Mädchen rappelten sich hoch und schlüpften durch die verrostete Tür. Emmanuel folgte ihnen mit Shabalala und Donny.
    »Nett hier«, sagte er und warf einen Blick auf die armselige Einrichtung. Es gab kein einziges Möbelstück, das nicht von einem Backstein abgestützt oder von irgendwelchen in Streifen gerissenen Lumpen zusammengehalten wurde. Selbst an Luft fehlte es in dem Schuppen.
    »Früher hatte ich ein schönes Zuhause«, verteidigte sich Donny vom Rand des kaputten Sofas aus. »Ich war Geschäftsmann. Mit einem eigenen Haus.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Ich wurde …«, begann Donny, aber dann klappte er stöhnend zusammen.
    »Sie haben ihn

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