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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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verletzt«, giftete das ältere der beiden Mädchen. »Sie hatten kein Recht, ihn zu verletzen. Er hat keinem was getan.«
    Emmanuel trat zu Donny und zerrte ihn in eine sitzende Haltung. Er hatte ihn ein bisschen unsanft angefasst, aber mehr nicht. Diese Schmerzen rührten von etwas anderem her.
    »Ziehen Sie Ihr Hemd aus!«, befahl er sachlich.
    »Nein. Es geht schon wieder. Ehrlich.«
    »Sofort.« Emmanuel sah zu, wie Donny das verwaschene Hemd aufknöpfte und auf Bauch und Brust eine Ansammlung dunkelblauer Blutergüsse zum Vorschein kam.
    »Was ist passiert?«
    »Bin vom Fahrrad gefallen und auf ein paar Steine geflogen.«
    Emmanuel starrte in das tränenverschmierte Gesicht und entdeckte in einem Winkel des schlaffen Mundes eine Schwellung. »Haben Sie auch einen Stein aufs Maul gekriegt?«
    »Ja. Hätte mir fast die Zähne abgebrochen.«
    Emmanuel blickte zu Shabalala hinüber, der mit seinen breiten Schultern zuckte. Wenn Donny eine Tracht Prügel bezogen hatte, wusste er jedenfalls nichts davon.
    »Sie wollten gerade über Ihr Geschäft sprechen.«
    »Donnys All Goods – so hieß mein Laden.«
    »Was ist passiert?«
    Donny blickte schuldbewusst in Richtung der Mädchen. »Die Grenzpolizei hat Captain Pretorius von ein paar Fotos erzählt, die ich aus Mosambik mitgebracht hatte. Die gefielen ihm nicht, deshalb hat er mich ins Gefängnis gesteckt.«
    » Was für Fotos?«
    »Künstlerische.«
    »Und warum gefielen sie dem Captain nicht?«
    »Weil er mit dieser alten Schachtel verheiratet war – und dann ich hier allein mit zwei Frauen.«
    »War er eifersüchtig?«, fragte Emmanuel einladend.
    »Es passte ihm nicht, wenn einer mehr hatte als er. Wollte immer ganz oben auf dem Baum sitzen. Und steckte immer seine Nase in die Angelegenheiten anderer Leute.«
    »Sie konnten ihn also nicht leiden?«
    »Er konnte mich nicht leiden.« Donny war jetzt in Fahrt. »Er hat mir die Fotos und den Fotoapparat gestohlen und mich dann in den Knast gesteckt. Und jetzt sehen Sie mich mal an! Arm wie ein Kaffer. Ihn hätte man einbuchten sollen, nicht mich.«
    »Wo waren Sie gestern Abend, Donny?«
    Donny zwinkerte, die Frage hatte ihn auf dem falschen Fuß erwischt.
    »Wir waren den ganzen Abend mit Donny zusammen«, beteuerte das ältere Mädchen. »Die ganze Zeit waren wir bei ihm.«
    Emmanuel blickte abwechselnd in die verstockten Gesichter der beiden Mädchen. Zusammengerechnet konnten sie nicht mehr als dreißig Jahre zählen. Sie starrten zurück, gewalttätige Auseinandersetzungen und Schlimmeres waren sie gewohnt. Er hielt sich wieder an Donny.
    »Wo waren Sie?«
    Die Mädchen hatten dem Mann die Zeit verschafft, sich wieder zu sammeln. »Ich war den ganzen Tag und den ganzen Abend hier bei meiner Frau und ihrer Schwester. Gott ist mein Zeuge.«
    »Warum sind Sie abgehauen?«, fragte Emmanuel ruhig.
    »Weil ich Angst hatte.« Jetzt flossen wieder Tränen und rannen über Donnys Gesicht. »Ich wusste doch, dass die versuchen würden, es mir in die Schuhe zu schieben. Ich bin abgehauen, weil ich dachte, Sie machen alles, was die von Ihnen verlangen.«
    »Wir waren die ganze Zeit hier mit ihm zusammen«, beharrte die Kindfrau, »Jetzt müssen Sie ihn gehen lassen. Wir sind seine Zeugen.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie hier waren, Donny?«
    »Hundertprozentig. Hier und sonst nirgends, Officer.«
    Emmanuel sah sich in der elenden Hütte um, die Donny Rookes Leben ausmachte. Der Mann war ein Perversling und Lügner, der sich ein fadenscheiniges Alibi zurechtgeschustert hatte, aber weit würde er damit nicht kommen.
    »Sie verlassen die Stadt nicht!«, befahl Emmanuel ihm, bevor er mit Shabalala hinaus und zu ihrem zerbeulten Wagen ging. »Ich würde ungern noch einmal hinter Ihnen herrennen müssen.«
    »Detective!« Donny eilte hinter ihm her und hielt ihm seinen Hut hin wie eine Opfergabe. »Ich hätte gern meinen Fotoapparat zurück, wenn Sie ihn finden. Er war teuer, und ich hätte ihn gern wieder. Danke, Detective.«
    Emmanuel warf seinen Hut ins Auto und wandte sich ein letztes Mal dem spindeldürren Rotschopf zu. »Nur dass Sie es wissen, Donny: Das sind Mädchen, keine Frauen.«
    Er schwang sich in die Limousine und ließ den Motor an. Bloß weg von dieser Bruchbude. Die Wagenräder holperten über den mit Schlaglöchern übersäten Weg und zogen eine dünne Staubwolke hinter sich her.
    »Wo stecken die Eltern der Mädchen?«, fragte er Shabalala.
    »Die Mutter ist tot. Und der Vater – er heißt du Toit – hat mehr

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