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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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Irgendein hohes Tier musste ein paar Strippen gezogen haben.
    »Finden Sie etwa, dass Juden richtige Weiße sind?« Emmanuel warf dem anderen die Frage hin und wartete, ob der den Köder schluckte.
    »Nein«, antwortete Paul ohne Zögern. »Sie sind anders als wir, aber zum Aufbau eines neuen Südafrika brauchen wir ihr Köpfchen und ihr Geld. Dass sie ihr Blut mit unserem oder dem der Kaffern mischen könnten, darum brauchen wir uns keine Gedanken zu machen. Es ist gegen ihre Religion. Die Reinheit des Blutes gehört zu ihrem Glauben.«
    »Sind sie denn doch das auserwählte Volk?«, sinnierte Emmanuel laut, während er den Zweitgeborenen des Captains eindringlich musterte. Dessen fassgroße Brust blähte sich wie ein Blasebalg.
    »Früher einmal mögen sie ja das auserwählte Volk gewesen sein, aber jetzt sind wir an der Reihe. Gott hat mit uns einen neuen Bund geschlossen, auf dass wir dieses Land beherrschen und rein halten.« Paul Pretorius lehnte sich über den Schreibtisch, als sei der seine Privatkanzel, und fuhr in seiner Predigt fort. »Bald schon wird die ganze Welt sich ein Beispiel an uns nehmen. Denken Sie an meine Worte! Wir werden ein Leuchtturm sein.«
    »In allen Lebensbereichen oder nur …«
    »Detective Sergeant Cooper!« Piet Lapping konnte seinen Ärger nicht mehr im Zaum halten. »Ich sagte: Beantworten Sie die Frage! Wie sind Sie an Ihre Liste von Verdächtigen gekommen?«
    Dickie und Paul waren leicht abzulenken, aber Piet behielt immer das Wesentliche im Auge, nämlich relevante Informationen. Falls Emmanuel doch erwischt wurde, dann mit Sicherheit von Piet Lapping.
    »Erste Befragungen haben ergeben, dass sowohl Zweigman als auch Rooke ein Motiv hatten. Zweigman wurde vom Captain verdächtigt, gegen das Unsittlichkeitsgesetz zu verstoßen, und erwiesenermaßen mehrmals ermahnt. Rooke machte den Captain für seine Verhaftung und Gefängnisstrafe verantwortlich. Beide Namen hat mir Mrs. Pretorius genannt. Beide Verdächtigen konnten allerdings Alibis vorweisen.«
    »Was ist mit diesem King?«, fragte Piet. »Gab es zwischen ihm und Captain Pretorius vielleicht böses Blut?«
    »Ich habe nichts dergleichen herausgefunden. Die beiden schienen einander zu mögen. Der Captain hat sich sogar auf Kings Land eine Hütte gebaut.«
    »Blödsinn.« Paul Pretorius lehnte sich noch weiter über den Schreibtisch. »Mein Vater hatte mit diesem Engländer nichts zu schaffen. Sie kannten sich ja kaum.«
    »Das ändert nichts an der Tatsache, dass Ihr Vater mit King die Vereinbarung getroffen hat, einen Teil der alten Familienfarm für sich zu behalten.«
    »Noch mehr Blödsinn.« Paul machte eine wegwerfende Handbewegung. »Alles, was King über meinen Pa sagt, ist erstunken und erlogen.«
    »Na schön.« Lieutenant Lapping drückte seine Zigarette aus. »Belassen wir es erst mal dabei. Haben Sie noch jemanden auf ihrer Liste, Detective?«
    Emmanuel unterdrückte den Wunsch, die Beule an seinem Hinterkopf zu befühlen. Ganz oben auf seiner persönlichen Liste stand der Mistkerl, der ihm beinahe den Kopf eingeschlagen, auf ihn gepinkelt und die Beweise gestohlen hatte.
    »Ich verfolge noch eine andere Spur. Einen Spanner, der vor etwa einem Jahr eine Reihe farbiger Frauen belästigt hat.«
    »Wer war das?«
    »Das weiß ich noch nicht«, erwiderte Emmanuel. »Es wäre möglich, dass dieser Mann den Captain getötet hat, um sein Geheimnis zu wahren.«
    Paul schnaubte laut. »Kein einziger Weißer in Jacob’s Rest würde sich mit farbigen Frauen einlassen. Solche Geschichten mögen vielleicht in Durban oder Johannesburg vorkommen, aber nicht hier. Haben Sie irgendwelche Eingeborenen oder Farbigen verhört?«
    »Von denen steht bislang keiner unter Tatverdacht«, antwortete Emmanuel ruhig.
    »Die werden sich ja wohl kaum von alleine stellen.« Paul hatte jede Hemmung verloren. »Da müssen Sie schon selbst hingehen und denen klarmachen, wer der Boss ist. Dann fangen die schon an zu reden.«
    »Gut …« Lieutenant Lapping versuchte die Diskussion wieder in ruhigeres Fahrwasser zu lenken.
    »Gar nichts ist gut, Mann!« Die Nähte von Paul Pretorius’ blauer Uniform ächzten unter der Spannung seiner Muskelpakete. »Wenn Sie uns ließen, könnten meine Brüder und ich die Ermittlungen sofort in Schwung bringen und dafür sorgen, dass ausgepackt wird, anstatt irgendeinem dämlichen Gerücht hinterherzulaufen, das die Farbigen in die Welt gesetzt haben, um die Schuld einem unschuldigen Weißen in die Schuhe zu

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