Ein schöner Ort zu sterben
panzerharten Leib noch weiter in die Zelle schob. Der Schwarze zuckte zusammen und hielt sich schützend die Arme über den Kopf. An Dumas dürren Armen sah Emmanuel dunkle Blutergüsse. Aus tiefster Kehle stieß der entsetzte Mann leise, wimmernde Laute aus, er hörte sich an wie ein Tier. Die Geheimpolizei bekam immer, was sie wollte, so oder so.
»Weiter«, drängelte Piet. »Sie wollten doch nach draußen.«
Auf dem Weg zur Hintertür kam Emmanuel an zwei dampfenden Tassen Tee vorbei, die auf dem kleinen Tisch standen. Er zog die Tür auf und sah Shabalala am Rand eines kleinen Feuers sitzen, das in der Feuerstelle brannte. In dem Moment, als er aufblickte, schlug Piet die Tür zu.
»Sergeant.« Shabalala stand auf, um ihn zu begrüßen.
Emmanuel schüttelte die Hand des Schwarzen und zog sich neben ihm einen Stuhl heran.
»Was ist da drinnen passiert?«, fragte er auf Zulu.
»Ich war draußen«, antwortete Shabalala.
»Was glauben Sie, was passiert ist?« Emmanuel drängte ihn ein wenig mehr. Anders als Sarel Uys und Hansie Hepple besaß der schwarze Polizist wirkliches Talent für die Raffinessen der Ermittlungsarbeit. Constable Shabalala musste sicher sein, dass nichts, was er sagte, später von der Geheimpolizei gegen ihn verwendet werden konnte.
Der schwarze Polizist warf einen verstohlenen Blick zur Hintertür, um zu überprüfen, dass sie immer noch geschlossen war. »Die zwei Männer, sie wollten wissen, ob Duma, als er in der Mine gearbeitet hat, einen Zettel gesehen hat mit …« Er unterbrach sich, auf der Suche nach dem ihm unbekannten Wort, »… mit kommunistischen Sachen drauf.«
»Haben sie von ihm eine Antwort bekommen?«
»Diese zwei da haben keine Antwort von Duma gekriegt«, antwortete Shabalala mit einer Spur von Verachtung. »Der Shambok, der hat die Antwort gekriegt.«
Emmanuel holte tief Luft und blickte lange ins Feuer. Der freizügige Gebrauch der Rohlederpeitsche, des Shambok, erklärte auch die Blutergüsse an den Armen des Bergmannes. Harte Verhöre waren eine der besonderen Spezialitäten dieser Abteilung.
»Was hat Duma gesagt?«
»Ich habe es nicht gehört.« Shabalala sah weg. »Ich konnte nicht mehr zuhören.«
Diesmal drängte Emmanuel ihn nicht. Die Schreie eines Menschen, der bei einem Verhör gebrochen wurde, reichten aus, um dem stärksten Mann den Magen umzudrehen. Shabalala war weggegangen. Emmanuel konnte es ihm nicht verdenken.
»Haben sie irgendetwas über den Mord am Captain herausgefunden?«
»Nein«, sagte Shabalala. »Sie wollten nur etwas über den Zettel hören.«
Wenn eine auch noch so fadenscheinige Verbindung zwischen einem Kommunisten und dem Mord an einem kapholländischen Police Captain nachgewiesen wurde, konnten Piet und Dickie mit Glanz und Gloria nach Pretoria zurückkehren und sich auf eine persönliche Audienz beim Premierminister des Landes freuen. Und nach dem staatsmännischen Händedruck würde man sie im Nu befördern und einen noch größeren Shambok schwingen lassen.
Der blaue Ordner drinnen auf dem Schreibtisch fiel Emmanuel wieder ein. Die Security Branch war nah an einer Sache dran, die irgendwie mit dem Mord an Captain Pretorius zu tun hatte. Piet Lapping war kein Idiot. Er war in Jacob’s Rest, weil irgendetwas in seinem hochgeheimen Aktenordner ihn in diese Stadt gezogen hatte – mit der Aussicht, einen veritablen kommunistischen Revolutionär ins Netz zu bekommen.
»Werden sämtliche Polizeiakten dieser Station da drin aufbewahrt?« Emmanuel wechselte das Thema. Er wollte nicht noch mehr über den tiefen Sumpf aus Folter und politischer Verschwörung reden, den zu durchwaten Piets und Dickies Lebensunterhalt war. Sollte doch die Geheimpolizei weiter ihre kommunistischen Agitatoren jagen. Er würde derweil auf seinen Verdacht setzen, dass der Mord mit einem der vielen Geheimnisse zusammenhing, die der Captain für sich behalten hatte.
»Manchmal hat der Captain Akten zum Lesen mit nach Hause genommen«, sagte Shabalala. »Oft sogar.«
»Hatte er etwa zu Hause ein Büro?«, fragte Emmanuel. Warum war er bei seinem Besuch nicht darauf gekommen?
»Kein Büro«, klärte ihn der schwarze Constable auf. »Aber es gibt dort ein Zimmer, in dem Captain Pretorius viel Zeit verbracht hat.«
»Wie käme wohl jemand in so ein Zimmer hinein?«, überlegte Emmanuel laut.
»Der Jemand müsste zuerst die Missus fragen. Wenn sie ja sagt, dann kann er in das Zimmer gehen und selbst nachsehen.«
»Und wenn die Missus nein
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