Ein schöner Ort zu sterben
haben.«
»Der Übergang an der Watchman-Furt, wo der Captain gefunden wurde, stand erst für kommenden Dienstag auf ihrer Liste. Sie hatten einen Tipp bekommen. Die Geheimpolizei will die Operation damit rechtfertigen, dass sie eine Verbindung zwischen dem Mord und einem ganz bestimmten kommunistischen Agenten findet, den sie seit längerem im Auge hat.«
Das Ausmaß von Major van Niekerks politischen und gesellschaftlichen Verbindungen beeindruckte Emmanuel so sehr, dass es ihm für einen Moment die Sprache verschlug. Gab es überhaupt irgendetwas, was der ehrgeizige Holländer nicht herausfinden konnte?
»Ist der verdächtige Agent zufällig Absolvent des Bennington Colleges?«
»Jetzt bin zur Abwechslung mal ich beeindruckt«, antwortete van Niekerk mit einem scherzenden Unterton. »Diese Tatsache ist weniger als hundert Leuten in ganz Südafrika bekannt. Sind Sie sicher, dass Sie nicht doch der Security Branch beitreten wollen? Die suchen immer nach gescheiten jungen Leuten.«
»Mit Daumenschrauben und Stahlrohren die Weltkarte neu zu zeichnen ist nichts für mich.«
»Sind sie wirklich so weit gegangen?«
»Ja.« Emmanuel musste an die grün und blau geschlagenen Arme und entsetzten Augen des verkrüppelten Bergmanns denken.
»Haben Sie auch schon was abgekriegt?«
»Noch nicht«, sagte Emmanuel. »Ist aber nur noch eine Frage der Zeit.«
»Was haben Sie über Captain Pretorius herausgefunden?« Van Niekerks Stimme wurde überraschend ernst.
»Noch nichts Definitives. Allerdings bin ich jetzt einer Sache auf der Spur, die den Captain von seinem Sockel stürzen könnte.«
Die gestohlenen Beweise erwähnte er nicht. Diese Wunde war noch zu frisch, um sie vor van Niekerk zuzugeben.
»Finden Sie alles raus«, sagte der Major. »Informationen über den Schwiegersohn von Frikkie van Brandenburg sind die einzige Munition, die die Security Branch aufhalten kann, wenn sie Sie aufs Korn nimmt.«
»Sie glauben also, die wollen mich in die Enge treiben?«
»Ich rufe Sie gerade aus einer verdreckten Telefonzelle in einer Seitenstraße an. Sie rufen von Gott weiß wo an. Wir sind schon in der Enge, Cooper.«
»Falls ich schmutzige Wäsche finde, was soll ich dann damit machen?« Die Sicherheitsmaßnahmen, die er in Jacob’s Rest getroffen hatte, würden bei einer Razzia der Geheimpolizei nicht ausreichen. Er brauchte ein zweites Netz, das ihn auffing, wenn er abstürzte.
»Gehen Sie zum örtlichen Postamt. Ich telegrafiere Ihnen in einer halben Stunde durch, was Sie brauchen.«
Emmanuel hörte, wie das Summen der Nähmaschinen abebbte. Für Lilliana Zweigman und die Näherinnen fing gleich die Mittagspause an.
»Ich muss los«, sagte er dem Major, als er von der anderen Seite Stühlerücken hörte.
»Emmanuel …«
Dass van Niekerk seinen Vornamen gebrauchte, hielt ihn in der Leitung.
»Sir?«
»Morgen früh wird die Security Branch per Kurier eine Mappe mit Informationen überbracht. Unter anderem befindet sich darin ein Dossier über Sie. Ich kann es nicht verhindern. Tut mir leid.«
»Was steht drin?« Emmanuel konnte sich die Frage nicht verkneifen. Er musste es wissen.
»Alles. Umso mehr Grund für Sie, soviel schmutziges Zeug wie möglich über die Familie Pretorius zu finden. Das werden Sie brauchen, egal, wer den Mörder zuerst fängt.«
»Danke, Sir.«
Emmanuel hängte ein und kramte in seiner Tasche nach einer Handvoll der magischen weißen Pillen. Zu seinen Zweifeln kam jetzt noch die Angst. Er fragte sich, wie lange er sein Leben noch auf den schmalen Gleisen halten konnte, die er seit seiner Rückkehr nach Südafrika so sorgsam gelegt hatte. Er kaute die Tabletten und schluckte sie hinunter. Es war zu spät, das Dossier noch aufzuhalten, und zu spät, sich aus den Ermittlungen zurückzuziehen.
»Hör auf, dich selbst zu bemitleiden, verdammt noch mal«, meldete sich der Sergeant Major. »Komm aus dem Arsch und fang an zu arbeiten. Du hast immer noch einen Mord aufzuklären.«
Er sah zu, wie die Frauen hintereinander in den Hof gingen, dann machte er sich über den Kaffernpfad auf den Weg zum Postamt. Als er näher kam, flog ein ganzer Schwarm gelb geflügelter Grashüpfer auf und ließ sich auf gebogenen Feldgrashalmen nieder. Emmanuel wollte nicht an das Dossier über sich denken, aber es verfolgte ihn dennoch.
»Sie ist ganz schön dunkel, oder?«, spekulierte der Sergeant Major laut. »Und was sagt das über dich, Emmanuel … die Tatsache, dass Davida dich reizt?«
Emmanuel
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