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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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Vorwahl.«
    Der Major gab Emmanuel die Nummer durch und legte dann ohne weitere Erklärung auf. Nur noch das vertraute Piep Piep Piep war zu hören, gefolgt von einer Stimme aus der Telefonzentrale.
    »Ihre Leitung wurde unterbrochen, Sir. Soll ich es noch einmal versuchen?«
    »Nein danke.« Emmanuel hängte ein und sah auf die Uhr. Zehn Minuten gaben van Niekerk gerade genug Zeit, um die zwei Häuserblocks vom Hauptquartier bis zum Postamt zu laufen, wo es eine Reihe öffentlicher Telefone gab. Die Security Branch hatte den Major aus seinem eigenen Büro auf die Straße vertrieben.
    Im Hintergrund summten die Nähmaschinen weiter, während Emmanuel sein Notizbuch aufklappte und die Einträge überflog, die er am Tatort gemacht hatte. War der Mord an Captain Pretorius tatsächlich nur der Eckstein in einem noch größeren Verwirrspiel, das die Geheimpolizei aufzudecken versuchte?
    Emmanuel sah sich im Raum um. Er saß in einem kleinen Teezimmer im Anbau irgendeines Saftladens, der seine Geschäfte auf der dunklen Seite der Rassentrennungslinie machte. Die Security Branch und ihre hochrangigen politischen Hinterleute saßen an den Schalthebeln der Macht, während er selbst das schmuddelige Privatleben des Opfers freilegte. Ein Zweifel beschlich ihn, und er schloss die Augen, um nachzudenken.
    »Mein Gott …« Der Sergeant Major sprach seine Gedanken aus. »Und was ist, wenn diese Scheißkerle recht haben und es wirklich ein politischer Mord warf«
    Emmanuel besann sich wieder auf die Grundregeln jeder Mordermittlung. Die meisten Morde waren das Ergebnis banaler, höchst menschlicher Impulse. Ein Räuber tötete für Geld, ein Ehemann aus Rache und ein Perverser zur Befriedigung seiner sexuellen Gelüste. Ganz alltägliche, traurige und konfuse menschliche Bedürfnisse ließen Leute zu Mördern werden.
    »Für deine alltägliche Welt interessiert sich die Security Branch aber nicht, mein Junge«, bemerkte der Schotte unbarmherzig. »Während du Schubladen mit Unterwäsche durchwühlst und dich auf Kaffernpfaden herumtreibst, verändern diese Leute das Gesicht Südafrikas und aller Länder darum herum. Du bist nur ein Fußsoldat, und sie sind die Adjutanten des Generals.«
    Emmanuel ging noch einmal seine Notizen durch. Er wollte die Einwürfe des Sergeant Major ignorieren, konnte aber nicht. Zuviel Wahrheit steckte darin.
    Die Worte fehlende Spuren am Tatort und wie von einem Heckenschützen sprangen ihm zum ersten Mal überdeutlich ins Auge. Warum hätte die Geheimpolizei diesen Mord so schnell und so konsequent verfolgen sollen, wenn sie nicht schon vorher Hinweise gehabt hätte, die ihre Theorie eines politischen Umsturzes stützten? Er las die Seite noch einmal. Berufskiller zielten immer auf den Kopf und die Wirbelsäule. Berufskiller hinterließen keine Spuren. Hatte er etwa den Tatort völlig falsch eingeschätzt, weil er nach persönlichen Motiven gesucht hatte, die es gar nicht gab?
    Emmanuel nahm den Hörer ab und wählte die Nummer, die van Niekerk ihm gegeben hatte.
    »Cooper?« Der Major war außer Atem und schlecht gelaunt, als er nach dem zweiten Klingeln dranging.
    »Ja, ich bin’s. Warum mussten wir das Telefon wechseln?«
    »Die Security Branch hat große Ohren, und ich habe nicht die Absicht, denen Informationen frei Haus zu liefern«, antwortete van Niekerk. »Rufen Sie von der Polizeistation aus an?«
    »Nein, von einem Privatanschluss.«
    »Gut.« Die Laune des Majors besserte sich. »Haben Sie was Neues?«
    »Die Security Branch verfolgt intensiv die kommunistische Spur. Sie haben eine Geheimakte mit Namenslisten von Parteimitgliedern und deren Umfeld. Es scheint, dass der Mord an Captain Pretorius mit bereits laufenden Nachforschungen in Verbindung gebracht wird.«
    »Operation Speerspitze«, informierte van Niekerk ihn mit der beiläufigen Überheblichkeit, wegen der ihn die Hälfte der Detectives, die im Mord- oder Einbruchsdezernat arbeiteten, nicht leiden konnte. »Die National Party will der kommunistischen Bewegung das Rückgrat brechen, indem sie die Agenten aus dem Verkehr zieht, die mit verbotenen Schriften und Pamphleten über die Grenze kommen. Sie führt Razzien an illegalen Grenzübergängen durch und hofft, dass ihr ein dicker roter Fisch ins Netz geht, den sie wegen Hochverrat grillen kann.«
    »Captain Pretorius wurde an einem Flussabschnitt getötet, der von Schmugglern benutzt wird«, bemerkte Emmanuel. »Die Security Branch muss genau diesen Übergang überwacht

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