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Ein schöner Ort zu sterben

Ein schöner Ort zu sterben

Titel: Ein schöner Ort zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malla Nunn
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steckte mehr dahinter. Emmanuel las es im Gesicht des Deutschen, in der eigenartigen Art, wie er beim Sprechen den Kopf zur Seite neigte. Wenn Shabalala Informationen zurückhielt, vermutete Emmanuel, dann tat er das, um das Andenken und den guten Ruf seines Freundes aus Kindertagen zu schützen. Wen beschützte Dr. Zweigman?
    Emmanuel zog sein Notizbuch hervor und schrieb auf eine neue Seite: Zeitpunkt der Arztempfehlung von Shabalala erfragen. Wann hatte der Captain seiner schwarzen rechten Hand gesagt, er solle zu Zweigman gehen und nicht zu Dr. Kruger, wenn ihm etwas fehlte? War es gewesen, bevor oder nachdem man den kleinen Jungen vor dem Laden überfahren hatte? Wenn es vorher gewesen war, dann hatte Pretorius auch schon vor allen anderen von Zweigmans eigentlichem Beruf gewusst.
    »Ich bin da, weil ich fragen möchte, ob ich vielleicht Ihr Telefon benutzen dürfte«, erklärte Emmanuel.
    »Für solche Zwecke gibt es ein Telefon in der Polizeistation.« Zweigmans braune Augen quollen beinahe über vor Neugier.
    »Der Mordfall ist ebenso wie die Polizeistation von der Geheimpolizei übernommen worden.« Emmanuel schenkte Zweigman reinen Wein ein. »Ich brauche ein anderes Plätzchen, von dem aus ich meine Ermittlungen weitertreiben kann.«
    »Sie wollen den Belästigungsfall wieder aufrollen?«
    »Den und noch ein paar andere Sachen«, antwortete Emmanuel und musste an die Akten denken, die mittlerweile an einem sicheren Ort lagen und darauf warteten, gelesen zu werden. Zuerst aber würde er van Niekerk anrufen und die Fühler nach neuen Informationen ausstrecken.
    »Wenn das so ist …« Zweigman griff hinter die Theke und holte ein klobiges schwarzes Telefon mit einem endlos langen, ausgefransten Kabel hervor, »dann tue ich Ihnen diesen Gefallen gerne, Detective. Sie können vom Hinterzimmer aus telefonieren.«
    Die Frauen an den Nähmaschinen schauten auf, als er eintrat, diesmal allerdings weniger beklommen als beim letzten Mal. Er nickte jeder der Näherinnen zu und achtete darauf, Tottie mit einem besonders langen Blick zu bedenken, während er zum Teezimmer durchging. Sich auf das Prachtfüllen zu konzentrieren war die beste Möglichkeit, seine Begegnung mit der kleinen braunen Maus in der Hütte des Captains zu verschleiern. Totties smaragdgrüne Augen blitzten amüsiert auf, als sie seine Aufmerksamkeit registrierte. Sie war eine Königin und er nur ein weiterer Bittsteller, der ihr sein Verlangen zu Füßen legte.
    Davida fertigte gerade unter Lilliana Zweigmans An weisung einen Schnittmusterbogen aus. Den mit einem grünen Schal bedeckten Kopf hielt sie gesenkt, ihre ganze Aufmerksamkeit war auf einen Punkt neben ihrer rechten Zehe gerichtet. In keiner Weise gab sie zu erkennen, dass er mit ihr geredet, sie angefasst und sie gebeten hatte, sein Geheimnis zu bewahren.
    »Fühlt sich gut an, oder, Kamerad?«, flüsterte ihm der Sergeant Major ins Ohr. »Ganz schön düster und gefährlich zu wissen, dass sie den Mund hält, wenn du es sagst. Komm schon, Junge, gib’s schon zu. Ich verrate es auch keinem.«
    Emmanuel ignorierte den Sergeant Major und folgte dem gebückten deutschen Arzt in die Wohnstube. Er musste sich am Riemen reißen und die Gespräche mit den Toten in seine Träume verbannen.
    »Hier.« Zweigman stellte das schwarze Bakelittelefon auf den Teetisch und wies auf einen Sessel. »Meine Frau und die Damen werden in zwanzig Minuten auf dem Weg zum Hinterhof durch das Zimmer kommen. Mittagspause.«
    »So lange brauche ich nicht«, sagte Emmanuel. Er setzte sich hin und zog das Telefon heran. Zweigman verließ das Zimmer, und Emmanuel wartete, bis er wieder das geschäftige Summen der Nähmaschinen hörte. Die zerbrechliche Lilliana hatte alles stehen und liegen gelassen, bis ihr Ehemann unversehrt wieder aus dem Hinterzimmer aufgetaucht war. Etwas aus der Vergangenheit warf immer noch seinen Schatten auf das jüdische Paar. Wie viele Menschen mochte es in den Dörfern, den kleinen und großen Städten noch geben, die am eigenen Leib erfahren hatten, dass man nie sicher war? Wenn Geschichte mit Kugeln und Bomben geschrieben wurde, riss sie alles auf ihrem Weg mit.
    Emmanuel rief die Telefonzentrale an und wartete darauf, mit dem Bezirkshauptquartier verbunden zu werden. Schließlich stand die Leitung.
    »Cooper?«, meldete van Niekerks Stimme sich kurz angebunden. Irgendetwas im Büro stimmte nicht.
    »Ja, Sir.«
    »Rufen Sie mich in zehn Minuten unter folgender Nummer an. Hiesige

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