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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Antwort bekam, betrat sie die Eingangshalle und rief erneut, lauter diesmal, doch mit dem gleichen Ergebnis. Das Haus schien verlassen. Nach einem Augenblick des Zögerns drückte sie die Klinke der Tür herunter, die zum Salon führte.
    »Adeline?« Ein lautes Fauchen antwortete ihr, und ein Blitz aus schwarzem Fell schoss an ihr vorbei wie eine Rakete. Meredith stieß einen Schreckenslaut aus. Der Kater war im Salon eingesperrt gewesen, und nachdem sie ihm die Tür geöffnet hatte, raste er durch die Eingangshalle und zur Haustür hinaus. Unruhe ergriff von ihr Besitz. Wer hatte das Tier eingesperrt? Adeline selbst? Warum? Und wo steckte sie? Meredith blickte sich im Salon um. Jemand hatte aufgeräumt und das Feuer angezündet. Die einzige Unordnung rührte von einem leeren Stickkörbchen her, das auf dem Kaminvorleger lag. Das Feuer knackte und knisterte dumpf und sandte Wolken beißenden Qualms aus, die Meredith die Nase rümpfen ließen. Holzscheite brannten dort jedenfalls nicht. Sie kniete sich vor den Kamin. Irgendetwas war in Streifen geschnitten und ins Feuer geworfen worden. Meredith nahm einen Stocher zur Hand und holte die zerfetzten, halb verkohlten Überreste aus dem Feuer. Das baumelnde Stück Leinen zeigte noch immer purpurne Gänseblümchen mit grünen Blättern. Jäher Schrecken durchzuckte Meredith, als sie die Stickerei wiedererkannte, an der Adeline gearbeitet hatte. Hatte Adeline selbst diesen Akt sinnloser Zerstörung begangen, oder war es jemand anderes gewesen? An der Tür erklang ein Geräusch, und schwere Schritte wurden laut.
    »Addy? Bist du da?« Meredith sprang auf und wandte sich um. Vor ihr stand ein völlig verwirrter Matthew Conway.
    »Es tut mir Leid, bitte entschuldigen Sie. Ich bin Meredith Mitchell, und ich wollte Adeline besuchen. Die Vordertür stand offen, als ich kam, aber niemand hat geantwortet. Ich öffnete diese Tür hier, und die Katze ist nach draußen geschlüpft. Sie war eingesperrt, und Ihre Frau ist nirgendwo zu sehen.« Matthew hatte den Salon durchquert und stand nun vor Meredith. Seine Enttäuschung war nicht zu übersehen.
    »Verdammt, ich dachte, Sie wären Addy. Es tut mir Leid. Ich wollte nicht unhöflich klingen.« Er musterte sie neugierig.
    »Was machen Sie da eigentlich?« Meredith wurde bewusst, dass sie noch immer den Stocher hielt.
    »Oh. Es gab einen beißenden Gestank, und ich … ich …« Sie schnitt eine Grimasse.
    »Beichten erleichtert das Gewissen. Ich war neugierig und habe das hier im Feuer gefunden. Eine Stickerei, wenn ich mich nicht irre.«
    »Addys Stickarbeit?« In Conways Stimme schlich sich ein Unterton von Panik. Er ging an Meredith vorbei, nahm das Stickkörbchen auf und schüttelte es. Eine Schere und ein leerer Stickrahmen klapperten auf den Kaminvorleger.
    »Verdammt! Was hat sie nun schon wieder angestellt? Sie scheint alles verbrannt zu haben, all ihre Seide!« Er warf das Körbchen zu Boden und sah sich mit wilden Blicken um, bevor er Meredith in einer Mischung aus Ärger und Verzweiflung fixierte.
    »Ich habe auch nach ihr gesucht! Ich kann sie nirgendwo finden! Prue musste unbedingt nach Bamford, und ich habe gesagt, dass ich so lange auf Addy achten würde. Aber sie ist uns entwischt. Maria sucht im Obergeschoss nach ihr. Sie sagen, die Eingangstür stand offen? Sagen Sie nicht, Addy ist schon wieder in den Park gerannt! Alles ist nass, und der Boden ist völlig durchweicht!« Er hatte sich umgewandt und war auf dem Weg zur Tür. Seine Bestürzung hatte auch Meredith erfasst und ihre anfängliche Unruhe verstärkt. Sie rannte hinter ihm her. Matthew, dem dies bewusst war, erklärte in abgehackten Sätzen:
    »Das sind die Medikamente … Sie ist ganz wirr im Kopf … Sie weiß nicht, was sie tut … Sie ist nicht gefährlich …! Sie ist besessen von diesem Haus, ihrer Familie … und jetzt, seit Katies Tod …« Sie waren durch die Haustür und stiegen mit unvorsichtiger Hast die schlüpfrige Treppe zur Auffahrt hinunter. Meredith rutschte aus und übersprang die beiden letzten Stufen, um nicht hinzufallen.
    »Ich gehe in diese Richtung«, erbot sie sich.
    »Sie nehmen die andere, und wir treffen uns auf der Rückseite des Hauses!«
    »Danke!«, sagte er heiser.
    »Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar. Sie hat keinen Grund, Ihnen etwas zu tun. Wenn Sie Addy finden, überreden Sie sie einfach, wieder nach drinnen zu gehen.« Seine Worte gaben Meredith Rätsel auf. Wenn Adeline nicht gefährlich war, warum dann die Andeutung

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