Ein Schöner Ort Zum Sterben
behütet aufgewachsen, stelle ich mir vor. Und für ihr Alter in mancherlei Hinsicht noch recht jung. Sie geht abends aus und unternimmt die üblichen Dinge, die Teenager unternehmen. Das weiß ich, weil ich sie zusammen mit Josh Sanderson getroffen habe, als sie zu einem Rockkonzert gegangen sind. Vielleicht ist sie bei ihm?«
»Sanderson«, murmelte Markby und kritzelte den Namen in ein Notizbuch.
»Wenn sie bis morgen früh noch nicht wieder aufgetaucht ist, werde ich Conway vorschlagen, Josh anzurufen. Ich glaube nicht, dass es eine Polizeiangelegenheit ist. Teenagerrebellion, wie du schon gesagt hast. Oder schlimmer noch, Teenagerliebe.« Und das, dachte Markby mitleidsvoll, würde Conway überhaupt nicht gefallen.
Markby hatte die Angelegenheit entschlossen aus seinen Gedanken verdrängt. Nur verständlich, dass sich Conway um seine Tochter sorgte, aber Katie gehörte nicht zu der Sorte Mädchen, die sich einem Fremden aufdrängte oder von einem Fremden mitnehmen ließ. Wenn es einen Familienstreit wegen einer Reise nach Frankreich gab, dann konnte es durchaus sein, dass Katie auf diese Weise die Aufmerksamkeit ihrer Eltern erregen wollte. Junge Leute konnten manchmal ziemlich rücksichtslos zu Werke gehen. Doch am folgenden Morgen kehrte das Problem zu ihm zurück. Als er auf dem Bamforder Revier eintraf, wurde er im Eingang von Matthew Conway abgefangen.
»Da sind Sie ja!« Conway sprang auf, und Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen und war unrasiert. Markby schätzte – zu Recht, wie sich herausstellte – dass er die ganze Nacht auf gewesen war und auf seine Tochter gewartet hatte.
»Hören Sie, nicht eine Spur von ihr! Ich sage Ihren Beamten immer wieder, dass Katie so etwas nicht macht! Selbstverständlich geht sie mit Freundinnen aus und in den Jugendclub oder auf Partys. Aber niemals, niemals vergisst sie, uns vorher Bescheid zu geben! Wenn sie die ganze Nacht von zu Hause weg bleibt, dann sagt sie uns den Namen der Freundin, bei der sie schläft! Wenn sie nach der Schule noch eine Weile in Bamford bleibt, dann ist sie trotzdem rechtzeitig zum Abendessen zu Hause, spätestens um sieben Uhr!«
»Wie kommt sie nach Hause?«, fragte Markby, der sich lebhaft an die einsame Lage von Park House erinnerte und versuchte, seine eigene aufsteigende Unruhe zu unterdrücken, seinen Instinkt, der sich bisher nur selten geirrt hatte und der ihm beharrlich sagte, dass dies hier alles andere als ein vorübergehender Sturm im Wasserglas war.
»Ich habe bei allen Taxifahrern nachgefragt«, erklärte Conway ungeduldig.
»Gestern Abend und heute Morgen! Sie erinnern sich nicht an Katie, und die meisten kennen sie persönlich. Bamford ist eine kleine Stadt, und Katie fährt oft mit dem Taxi nach Hause. Es gibt keinen Bus auf der Cherton Road, und die Taxifahrt kostet weniger als zwei Pfund. Hören Sie, Chief Inspector!« Matthew streckte die Hand aus.
»Ich weiß ja, dass die Suche nach vermissten Teenagern für die Polizei Routine sein mag. Ich weiß, wie beschäftigt Sie mit diesem Mordfall sind. Aber bitte, könnten Sie Ihre Leute nicht wenigstens bitten, nach Katie Ausschau zu halten? Ich kann nicht oft genug betonen, wie untypisch dieses Verhalten für meine Tochter ist.«
»Bitte kommen Sie mit in mein Büro«, sagte Markby unvermittelt. Sergeant Turner wartete bereits auf ihn und blickte neugierig den Besucher an.
»Das ist Mr. Conway aus Park House, Sergeant. Seine Tochter Katie ist gestern Abend nicht nach Hause gekommen. Sie ist erst sechzehn. Es ist untypisch für sie, und unter den gegebenen Umständen …« Markby blickte Turner vielsagend an. Sie begriff. Die Indizien deuteten darauf hin, dass ein vierzehnjähriges Mädchen auf dem Gelände von Park House den Tod gefunden hatte, und nun war eine Sechzehnjährige nicht mehr dorthin zurückgekehrt. Es war zwar unwahrscheinlich, dass es eine Verbindung zwischen Katie Conway und Lynne Wills gab, doch die Möglichkeit durfte nicht außer Acht gelassen werden. Markby erinnerte sich an den Namen Josh Sanderson, den er in sein Notizbuch geschrieben hatte.
»Haben Sie bei Katies Freundinnen und Freunden angerufen?«, fragte er.
»Beispielsweise bei dem jungen Sanderson? Vielleicht hat er sie gestern gesehen?«
»Oh, Josh … den hatte ich ganz vergessen«, gestand Conway.
»Soweit ich weiß, trifft sie sich manchmal nach der Schule mit ihm, aber sie würde nicht …« Er lief rot an.
»Sie hätte bestimmt
Weitere Kostenlose Bücher