Ein Schöner Ort Zum Sterben
gestattete dem Benutzer keinerlei Komfort, ganz gleich, wie dieser sich verrenkte.
»Und fassen Sie nichts an!«, fügte sie in drohendem Ton hinzu. Wahrscheinlich hätte sie eine prima Gefängniswärterin abgegeben! Auf dem Weg nach draußen in die kleine Teeküche warf sie einen Aktenschrank zu, als wollte sie betonen, dass der Inhalt des Büros Markby nicht das Geringste anging. Sie war wirklich schnell mit dem Tee. Aber es dauert schließlich auch nicht lange, heißes Wasser über einen Aufgussbeutel zu gießen. Markby schwenkte den Beutel in seiner Tasse hin und her und sagte freundlich:
»Ich habe keinen Durchsuchungsbefehl oder dergleichen. Ich bin also gar nicht befugt, herumzuschnüffeln.«
»Herumschnüffeln und Durchsuchen«, entgegnete sie,
»sind zwei verschiedene Dinge.« Sie nahm eines der Knäckebrote und brach es zwischen ihren scharlachroten Raubvogelklauen geschickt in zwei gleich große Hälften.
»Sie hätten beispielsweise eine Wanze verstecken können.«
»Ein Abhörgerät!« Markby blinzelte überrascht.
»Ich bin ein gewöhnlicher Kriminalbeamter, kein Geheimdienstagent!«
»Ach, hören Sie schon auf. Sie sind nicht gewöhnlich!« Sie biss in ihr Knäckebrot und lachte ihn dabei aus hellen Augen an.
»Nur zu, Chief Inspector, fragen Sie.«
»Wie geht es Mrs. Conway und Mrs. Wilcox heute?«, begann er.
»Adeline geht es schlimmer als je zuvor. Und Prue verhält sich … englisch. Steife Oberlippe, wenn Sie verstehen, was ich meine. Meine Güte, warum verziehen Sie so das Gesicht? Sie halten mich für eine hartherzige, kaltschnäuzige Person, wie?«
»Sie haben es erfasst«, erwiderte Markby, fest entschlossen, es ihr mit gleicher Münze zurückzugeben. Maria lächelte.
»Ich mag Sie. Ich mag Sie wirklich. Sehen Sie mich nicht so verängstigt an. Ich bin eine sanfte Miezekatze.« (Eher eine Löwin!, dachte Markby.)
»Ich sage nur das, was ich denke. Und es tut mir Leid für alle hier, wirklich. Nun ja, für Matthew hauptsächlich. Und für Prue. Sinnlos, Adeline zu bedauern. Sie hat alles längst hinter sich. Sie gehört eigentlich in ein Sanatorium, wo sich Fachleute um sie kümmern.«
»Am Tag, als Katie starb …«, sagte Markby und ignorierte ihre letzte Bemerkung.
»Können Sie mir sagen, was an diesem Tag hier im Haus vorgefallen ist, aus Ihrer Sicht?« Sie runzelte die Stirn.
»Warten Sie. Habe ich Katie an diesem Tag zum Schulbus gefahren?«
»Das haben Sir mir jedenfalls erzählt. Wir sind uns begegnet, als Sie aus dem Zeitungsladen kamen, erinnern Sie sich?«
»Ja, das ist richtig.« Sie zögerte.
»Anschließend bin ich hierher zurückgekommen, und es war ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag. Zumindest hier im Büro. Abends ist Katie nicht nach Hause gekommen, aber davon habe ich erst sehr spät erfahren.«
»Wie spät?«
»Oh, vielleicht gegen halb elf. Ich bin nach oben in mein Apartment gegangen, als ich im Büro fertig war, so gegen sechs. Ich habe geduscht, mich fürs Abendessen umgezogen, die üblichen Dinge eben. Ich glaube, ich habe mir die Haare gewaschen. Schätzungsweise gegen Viertel nach zehn hörte ich Adeline keifen. Das ist nichts Ungewöhnliches, aber um diese späte Zeit schon. Normalerweise liegt sie um zehn im Bett. Ich bin auf die Treppe gegangen und habe über das Geländer nach unten gesehen. Ich wollte wissen, was los war. Adeline stand unten in der Halle, und Prue versuchte, sie zu beruhigen. Matthew war nirgendwo zu sehen. Also ging ich nach unten und fragte Prue, was denn los wäre. Sie sagte mir, dass Katie nicht nach Hause gekommen und Matthew soeben nach Bamford gefahren sei, um sie zu suchen.« Markby nickte, während er überlegte, ob ihr bewusst war, dass er ihre Aussage zumindest in diesem Punkt überprüfen konnte.
»Und was glaubten Sie, was Katie zugestoßen sein könnte?« Maria schwieg einen Augenblick.
»Ich dachte, sie wäre bei ihrem Freund. Haben Sie schon mit ihm gesprochen?«
»Ja. Um welche Zeit kam Mr. Conway zurück?«
»Ich weiß es nicht genau. Kurz vor Mitternacht, glaube ich. Ich bin direkt wieder nach oben gegangen, nachdem ich mit Prue gesprochen hatte. Ich kann ihr bei Addy nicht helfen.«
»Also waren Sie zwischen sechs und zehn Uhr fünfzehn abends, als sie mit Prue Wilcox gesprochen haben, allein in Ihrem Apartment ganz oben im Haus?« Sie lächelte nicht mehr, und ihre Augen blickten hart wie polierter Stahl.
»Das ist richtig.«
»Haben Sie irgendwann im Verlauf dieser Zeit mit jemand anderem
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