Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryla Krüger
Vom Netzwerk:
Bauch und schüttelte noch immer glucksend den Kopf. „Mein Herz, er hasst dich doch nicht. Er lebt nur schon viel zu lange in der Nähe von uns Menschen und hat sich eben an uns gewöhnt.“
    „Nicht zuletzt, weil du ihm stets Leckerbissen zusteckst. Glaub nicht, dass ich das nicht weiß!“
    Rupert gab Milly einen stürmischen Kuss auf die Wange, woraufhin sie ihm verlegen gegen den Oberarm schlug, ihren Kopf an seine Schulter legte und Tränen lachte.
    Dieser Anblick inniger Liebe ging mir zu Herzen. Ich fragte mich, wie lange Rupert und Milly wohl schon verheiratet waren, und erinnerte mich an eine von Millys Anekdoten, die sich zugetragen hatte, als sie siebzehn war und Rupert ihr im Kilt nachgestellt hatte. Wie schaffte man es, dass sich über eine so lange Zeitspanne die Verliebtheit nicht abnutzte? Mein Blick glitt zur Seite. Severínes Gedankengänge schienen in dieselbe Richtung zu laufen. Sie hatte das Kinn in die Hand gestützt und schaute fast sehnsüchtig und mit einem Lächeln auf den Lippen dem Schäkern der Eheleute zu.

Schwarz auf weiß
    „Trotzdem! Ich glaube dieser Frau kein einziges Wort“, begehrte Ailsa im Flüsterton auf, nachdem ich ihr am folgenden Tag vor dem Gottesdienst von Severíne erzählt hatte, was sie dazu brachte, auch noch während der Predigt von Pastor Livingston darüber zu debattieren. „Dieses falsche Luder lügt dir das Blaue vom Himmel herunter!“
    „Ich weiß nicht, Ailsa. Kann sich jemand so verstellen?“
    „Die kann! Vorne kocht sie dir einen Kaffee, und hintenherum mischt sie dir Gift in die Tasse.“
    Eine Frau zwei Reihen vor uns drehte sich um und warf uns einen missbilligenden Blick zu. „Guten Morgen, Mrs. Chilvers!“, sagte Ailsa leise, aber betont. „Haben Sie alles gehört?“
    Der Frau blieb vor Entrüstung der Mund offen stehen. Grimmig schloss sie ihn wieder und drehte sich so abrupt zurück, dass die Blume von ihrem Hütchen fiel.
    „Den Kaffee habe ich aber gut vertragen“, murmelte ich.
    „Das habe ich ja auch metaphorisch gemeint.“
    „Ich weiß.“
    Ailsa warf mir einen Blick zu. „Du glaubst ihr doch wohl nicht etwa?“
    „Nein … doch … irgendwie. Ich meine, wenn es die Möglichkeit gibt, dass sich Ryan mit seiner Familie aussöhnt, dann bin ich die Letzte, die da im Weg stehen möchte. Selbst wenn es hieße, ich müsste dafür mit Severíne fraternisieren.“
    „Und man sollte stets mit den Gedanken dort sein, wo sich auch der Körper und die Seele befinden!“, rief Pastor Livingston und warf uns einen mahnenden Blick zu.
    Ailsa ignorierte den Tadel.
    „Ich bin gespannt, was Ryan dazu sagt“, flüsterte sie, setzte sich aufrecht hin und warf dem Pastor ein Lächeln zu, das hochgradig geheuchelt war.
    „Da hatte ich ja heute das richtige Thema in meiner Predigt, nicht wahr, Ailsa Ferguson?“ Pastor Livingston schloss die Tür, setzte sich an seinen Schreibtisch und neigte lächelnd den Kopf.
    „Was schauen Sie mich so an?“, fragte Ailsa. „Ich weiß nicht, was das Thema war.“
    „Ja, dachte ich mir schon. Ich habe darüber gesprochen, dass man seinen Nächsten zu Wort kommen lassen und sich in Bescheidenheit üben sollte, was die eigenen Ansichten betrifft, sobald sie nicht dem Gemeinwohl dienen.“
    „Wollen Sie damit sagen, dass man seine Meinungen für sich behalten sollte, Herr Pastor? Heißt es nicht in der Bibel: Recht raten gefällt den Königen, und wer aufrichtig redet, wird geliebt?“
    „Fang mit mir keine Diskussion über die Auslegung der Heiligen Schrift an, Ailsa. Das haben schon andere vor dir versucht.“ Er drohte mit dem Zeigefinger, lächelte aber. „Nun denn, meine Lieben!“, sagte er und zog ein paar lose zusammengebundene Blätter aus der Schublade. „Joanna, mein Kind, du wirst verstehen, dass ich dich oder Ailsa nicht einfach in allen Amtsbüchern stöbern lassen kann. Die meisten sind Eigentum der Pfarrei und nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Somit …“
    „Ja, aber Sie … schon gut!“, lenkte ich sofort ein, da Pastor Livingston mir einen seiner Eulenblicke zuwarf. „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, ich weiß. Fahren Sie bitte fort!“
    „Danke, mein Kind. Du hättest auch besser meiner Predigt folgen sollen.“
    „Ja, Herr Pastor. Tut mir leid!“
    „So denn!“ Er rückte seine Brille zurecht und beugte sich über die Papiere. „In unseren Büchern war nicht viel über Annie zu finden, aus dem Grund habe ich mich mit Vater Ramsay, meinem katholischen Amtskollegen,

Weitere Kostenlose Bücher