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Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein schottischer Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryla Krüger
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sie dir erzählt?“
    „Du hast Severíne versprochen, wenn ich dich gehen lasse, wirst du dich mit deiner Familie aussöhnen.“
    Er sah mich an und atmete verächtlich aus.
    Ich sprang vom Stuhl hoch.
    „Setz dich!“, sagte er.
    Als ich mich nicht rührte, blickte er auf. „Setz dich hin, Jo. Sofort.“
    Ich erkannte, dass ich es nicht bis zur Tür schaffen würde, also nahm ich wieder Platz und verschränkte die Arme vor mir.
    „Dass ich mit ihr geschlafen habe, war ein Fehler, das gebe ich zu“, sagte er völlig ruhig. „Aber falls du dich nicht mehr daran erinnern solltest: Du hast mit Marlin geschlafen. Was …“
    „Ich habe nicht gewusst, dass ich dich liebe“, fuhr ich auf.
    Er neigte den Kopf. „Und weißt du es jetzt?“
    „Jetzt ist es zu spät.“
    „Wofür? Wie meinst du das?“
    „Ich liebe euch beide. Dich und Marlin.“
    Ryan lehnte sich zurück und sah mich an. Er war so verdammt gelassen, dass ich ihm am liebsten an die Kehle gegangen wäre.
    Auf einmal holte er tief Luft, beugte sich vor, nahm meine Hand und hielt sie fest umklammert. „Jo, ich habe Severíne gesagt, dass es nur einen einzigen Menschen gibt, der mich dazu bringen könnte, mich mit meiner unseligen Sippe zu vertragen.“
    „Das wird sie sicher gefreut haben zu hören. Lass mich los!“
    „Und dass du dieser Mensch bist.“
    Ich hob den Kopf. Ryans Blick ging mir durch Mark und Bein.
    „Wie machst du das?“, fragte ich ungläubig.
    „Wie mache ich was?“
    „Ich bin stinkwütend auf dich und fühle mich absolut im Recht, und dann sagst du einen Satz, und ich komme mir vor wie ein Schaf.“
    Ryan lächelte. „Vieles, was du sagst, hat durchaus Hand und Fuß, Jo. Aber du bist zu impulsiv und denkst oft nicht zu Ende. Du glaubst immer nur an das, woran du glauben willst, und vernünftig bist du auch nicht gerade. Aber ich kann dich echt gut leiden, und … du hast einen tollen Hintern.“
    Genau in diesem Moment ging natürlich die Tür auf, Marlin trat ein und blieb wie angewurzelt stehen.
    „Oh!“, sagte er nur.
    Ryan hob langsam den Blick in Richtung Tür und betrachtete seinen Bruder, als würde er seine Chancen auf Freispruch wegen Unzurechnungsfähigkeit ausloten, während ich bereits überlegte, mit welchen Mitteln ich sie wieder auseinanderbringen könnte. Ob es reichen würde, einem von ihnen die Enzyklopädie über den Schädel zu ziehen? Plötzlich zuckte Ryan mit den Schultern und erhob sich. „Ach, was soll’s“, sagte er. „Geprügelten Hunden sollte man nicht auch noch einen Tritt vor die Tür verpassen.“
    Damit ging er auf Marlin zu, nickte und sagte: „In einer halben Stunde gibt es Abendessen. Wenn er will, kann er bleiben.“
    Und dann ging die Tür hinter ihm zu.
    Marlin blickte die geschlossene Tür an, drehte sich dann zu mir, räusperte sich, kam langsam näher und setzte sich seelenruhig auf den Stuhl, auf dem vor ein paar Sekunden noch Ryan gesessen hatte. Ich vermutete, dass sogar die Sitzfläche noch warm war.
    „Verzeih, aber ich musste dich sehen“, sagte er.
    „Was?“ Ich blinzelte verwirrt und wiederholte die Frage. „Was?“
    „Was meinst du?“, fragte er und runzelte die Stirn.
    „Das!“, rief ich, wies hektisch in Richtung Tür, auf ihn und wieder auf die Tür, und sagte: „Das!“
    Er drehte sich noch mal kurz um und lächelte dann. „Du hast doch gesagt, wir sollen uns benehmen.“
    „Ja, aber …“ Es nutzte nichts. Ich brachte keinen vollständigen Satz zustande. Also machte ich den Mund zu und starrte Marlin nur fragend an.
    „Ich bin gekommen, um mich bei dir zu entschuldigen. Du hattest recht, Jo. Diese Schlägerei war dumm und kindisch. Ich hätte es besser wissen müssen.“
    „Ach!“, sagte ich nur.
    „Aye. Ich denke, ich habe meine Lektion gelernt.“
    Ich holte tief Luft und probierte es erneut mit einem ganzen Satz. „Welche Lektion genau, meinst du? Dass Prügel weh tun können?“
    Marlins Mundwinkel zuckten. „Die auch, ja. Aber ich meinte, dass eine Prügelei einen nicht weiterbringt.“
    „Ist dir das bei einem Blick in den Spiegel eingefallen? Du siehst übrigens fürchterlich aus.“
    „Aye, ich weiß.“ Er schaute mich an. „Verzeihst du mir?“ 
    „Versprichst du, von nun an deinen Kopf statt deine Fäuste zu benutzen?“
    „Ich verspreche es.“ Er lächelte auf einmal wie ein kleiner Junge, der etwas ausgeheckt hat.
    „Marlin?“, warnte ich, und schon wich das aufgeregte Glitzern aus seinen Augen und machte einem

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