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Ein Schritt ins Leere

Ein Schritt ins Leere

Titel: Ein Schritt ins Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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kommt», entgegnete Bobby.
    «Das glaube ich.» Mrs Rivington beugte sich ein wenig zu ihm hinüber und dämpfte die Stimme.
    «Sagen Sie mir, war sie wirklich… ich meine, trug sie nur das, was jene Frau angab?»
    Bobby setzte eine feierliche Miene auf. «Die Geschichte wurde vor Gericht widerlegt.»
    «Tatsächlich?», stieß Mrs Rivington entzückt hervor, worauf Bobby, in dem Gefühl, dass nun bereits freundschaftliche Beziehungen hergestellt waren, auf den Zweck seines Besuches zurückkam.
    «Was Mr Alan Carstairs angeht, so verließ er, wie Sie wohl wissen, England ziemlich plötzlich.»
    «Nein, das wusste ich nicht. Wir haben ihn längere Zeit nicht gesehen. Einen Monat ist es sicher schon her.»
    «Sie nahmen ihn auch einmal mit nach Staverley, Mrs Rivington?»
    «Ja. Ja. Halt – ich glaube; damals sahen wir ihn zum letzten Mal. Er wohnte im Savoy, rief uns an, um sich mit uns zu verabreden, und da Hubert und ich am nächsten Tag nach Schottland reisen wollten, zum Lunch aber schon nach Staverley geladen waren und abends mit einigen schrecklichen Leuten speisen mussten, denen wir nicht absagen konnten, schlug ich Hubert, der sehr viel von Carstairs hält, eine sehr einfache Lösung vor. ‹Mein Lieber›, sagte ich, ‹nehmen wir ihn doch mit zu den Bassington-ffrenchs; sie werden nichts dagegen haben.› So machten wir es auch, und sie hatten natürlich nichts dagegen.»
    Rasch warf Bobby ein: «Deutete er Ihnen die Gründe für seinen Aufenthalt in England an?»
    «Nein. Hatte er besondere Gründe? O ja, ich weiß! Wir dachten, es habe mit seinem Freund, dem Millionär, zu tun, der so tragisch endete. Ein Doktor eröffnete ihm, er sei krebsleidend, und aus Angst vor dieser grausigen Krankheit beging er Selbstmord. Ein herzloses Verhalten von einem Arzt, nicht wahr? Und wie oft ist so eine Diagnose grundfalsch! Unser Doktor sagte neulich, dass mein kleines Töchterchen an Masern erkrankt wäre, und hinterher entpuppte sich das Ganze als harmlose Hitzepickel. Daraufhin habe ich selbstverständlich beschlossen, den Arzt zu wechseln.»
    Wieder glückte es Bobby, eine Frage einzuschieben.
    «Kannte Mr Carstairs die Bassington-ffrenchs?»
    «Nein. Aber sie gefielen ihm, wenngleich er auf dem Heimweg ziemlich wortkarg war. Ich glaube, er hat irgendetwas gesehen, was ihn aufregte. Er ist nämlich Kanadier, und meiner Meinung nach sind Kanadier sehr sensibel.»
    «Haben Sie eine Ahnung, was diese Aufregung hervorrief?»
    «Nicht die leiseste. Oft genügen ja die albernsten Dinge, nicht wahr?»
    «Unternahm er vielleicht einen Spaziergang in die Umgebung?»
    «Nein. Was für eine merkwürdige Idee!» Sie sah ihn betroffen an. «Wissen Sie, weshalb mich Ihre Frage so seltsam berührt? Weil Carstairs, der sich im Allgemeinen sehr gleichgültig gegen seine Mitmenschen verhält, eine Unmenge Erkundigungen über einige in nächster Nähe von Merroway Court lebende Personen einzog. Er bestürmte die Bassington-ffrenchs förmlich mit Fragen.»
    «Und wie hießen die Betreffenden? Nicholson etwa?»
    «Ganz recht, ganz recht. Dr. Nicholson. Und seine Fragen bezogen sich nicht nur auf den Doktor, sondern auch auf dessen Frau. Wie lange sie schon dort lebten, woher sie gekommen seien – kurz, alles Mögliche.»
    Bis jetzt hatte Bobby die Dame ohne Schwierigkeiten ausgehorcht, doch leider bekundete sie plötzlich eine ungelegene Neugier.
    «Was wollten Sie denn eigentlich über Carstairs wissen?», forschte sie.
    «Seine Adresse», versetzte Bobby, schnell gefasst. «Wie gesagt, wir nehmen seine Interessen wahr und haben gerade ein wichtiges Kabel aus New York erhalten. Diese Dollarschwankungen… verstehen Sie?» Mrs Rivington nickte. «Und daher», fuhr Bobby rasch fort, «möchten wir Verbindung mit ihm aufnehmen, Anweisungen erbitten. Und er versäumte es, seine Adresse zu hinterlassen. Da er jedoch gelegentlich Ihren Gatten als seinen Freund erwähnte, dachten wir, Sie hätten vielleicht letzthin ein Lebenszeichen von ihm bekommen.»
    «Nein. Carstairs gehört wohl überhaupt zu den Menschen, die nicht viel schreiben.»
    «Dann bitte ich wegen der Störung um Entschuldigung.»
    «Oh, Sie störten gar nicht. Wenn Sie wüssten, wie mich das interessiert, was Sie mir über Dolly Maltravers sagten», lächelte Mrs Rivington huldvoll.
    «Ich sagte nichts über sie», stellte Bobby wahrheitsgemäß fest.
    «Mit Worten nicht. Anwälte sind ja immer so diskret.»
    Und aus Mrs Rivingtons hübschem Mund quoll ein kurzes,

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