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Ein Schritt ins Leere

Ein Schritt ins Leere

Titel: Ein Schritt ins Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Versprechen sicher gern gehalten haben.»
    «Würde?», wiederholte Frankie scharf.
    Dr. Nicholson lächelte.
    «Leider ist meine Frau heute Morgen fortgefahren.»
    «Wohin?»
    «Nach London vermutlich. Sie wissen ja am besten, wie Frauen sind, Lady Frances; sie brauchen Abwechslung. Schöne Geschäfte, Theater, Konzert. Für eine junge Frau wie Moira ist dieses Haus ein etwas trübseliger Aufenthaltsort, und hin und wieder sehnt sie sich nach ein bisschen Anregung.»
    Frankie glaubte, noch nie in ihrem Leben ein derart unangenehmes Lächeln gesehen zu haben.
    «Ich fahre auch nach London», sagte sie leichthin. «Würden Sie mir vielleicht Moiras Adresse geben?»
    «Gewöhnlich steigt sie im Savoy ab. Aber vermutlich höre ich in ein oder zwei Tagen von ihr, obgleich das Schreiben nicht ihre stärkste Seite ist. Ich trete für absolute Freiheit zwischen Ehegatten ein, Lady Frances. Dessen ungeachtet werden Sie sie wahrscheinlich im Savoy antreffen.»
    Er öffnete ihr die Tür und begleitete sie nach unten. Bei der schweren Haustür stand schon die Pflegerin bereit, um sie hinauszulassen. Das Letzte, was Frankie hörte, war Dr. Nicholsons Stimme, sanft, verbindlich und – vielleicht – ein wenig ironisch.
    «Überaus liebenswürdig von Ihnen, meine Frau einzuladen, Lady Frances.»

24
     
    E s kostete Bobby Mühe, der korrekte, gleichmütige Chauffeur zu bleiben, als Frankie allein aus dem Haus trat.
    «Zurück nach Staverley, Hawkins», befahl sie, laut genug, um von der Pflegerin gehört zu werden.
    Der Wagen jagte die Auffahrt hinunter und durch das finstere Tor. Doch sobald die leere Landstraße vor ihnen lag, drosselte Bobby das Tempo.
    «Nun?», forschte er. Und Frankie, ziemlich blass, erwiderte:
    «Bobby, das gefällt mir nicht. Sie ist fort. Nach London, behauptet Nicholson.»
    «Ohne ein Wort für uns…? Frankie, der Mann lügt! Oh, wir Dummköpfe, wir hätten sie gestern nicht zum Birkenhof zurückgehen lassen sollen!»
    «Du glaubst doch nicht, dass sie tot ist?», fragte Frankie verzagt.
    «Nein. Sie muss noch leben – wegen des schwierigen Beiseiteschaffens der Leiche und so weiter. Ihr Tod wird später, auf anscheinend natürliche Weise, erfolgen.»
    «Und wie wollen wir sie retten?»
    Bobby starrte nachdenklich über die herbstlichen Felder.
    «Ich denke, dass du hier nichts tun kannst», sagte er endlich. «Du fährst am besten nach London und versuchst, wie du es vorhattest, die Caymans aufzuspüren.»
    «O Bobby!»
    «Es hilft nichts, liebes Kind. In Merroway Court kannst du nicht mehr bleiben; eine Übersiedlung ins Wirtshaus scheidet aus, denn du würdest dadurch sämtliche Zungen von Staverley und Umgebung in Bewegung setzen. Nein, du musst in die Stadt zurück, und ich werde bleiben.»
    «Im Gasthof?»
    «Nein, Frankie; dein Chauffeur verschwindet jetzt. Mein Hauptquartier werde ich nach Ambledever, zehn Kilometer von hier, verlegen, und wenn Moira noch in diesem scheußlichen Haus steckt, werde ich sie finden.»
    Schweren Herzens willigte Frankie ein. Was Bobby sagte, war richtig: Sie selbst würde durch ein längeres Verweilen eher Schaden anrichten als nützen.
    Zum letzten Mal erfüllte Bobby als Edward Hawkins seine Pflichten. Er fuhr Frankie in die Stadt, und als Frankie allein das väterliche Haus in der Brook Street betrat, kam sie sich irgendwie verloren vor.
    Sie gehörte jedoch nicht zu jenen Menschen, die Gras unter ihren Füßen wachsen lassen. Nachmittags um drei konnte man eine modern, aber streng gekleidete junge Frau mit einem Kneifer auf der Nase und ernster Miene sich St. Leonhards Gardens nähern sehen, einen Stoß Flugblätter und Papiere in der Hand.
    Die Häuser dort befanden sich ausnahmslos in einem ziemlich verfallenen Zustand; die besseren Tage, die sie einmal gesehen haben mochten, lagen fraglos schon weit zurück.
    Frankie, die, zu den Nummern emporblickend, die Häuserzeile entlangschritt, machte plötzlich halt. Nummer 17 trug ein Schild, das ankündigte, dass das Haus zu verkaufen oder unmöbliert zu vermieten sei.
    Sofort legte Lady Frances Derwent den Kneifer und die ernste Miene ab. Parteipolitische Betätigung war überflüssig geworden.
    Sie notierte sich die Adresse von zwei der angegebenen Häusermakler, und nachdem sie einen neuen Schlachtplan entworfen hatte, begann sie dementsprechend zu handeln.
    Messrs Gordon & Porter, Praed Street, hießen die Makler, die sie zuerst mit ihrem Besuch beehrte.
    «Guten Tag», sagte Frankie. «Sind Sie vielleicht in

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