Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
hierhergekommen, um ihr etwas zu zeigen, an das sie sich ihr Leben lang erinnern kann – aber er hat es einfach umgedreht. Wenn ich weiterziehe, werde ich mich immer an diesen Moment erinnern, an dem wir Seite an Seite in der Dunkelheit gesessen und zusammen gesungen haben. Emmy-Lou wird ihr Leben gut meistern, weil sie ihn an ihrer Seite hat.
Danach küsste Mr Stauffer seine Tochter auf die Stirn. „Ich komme, wenn du dein Nachtgebet sprichst.“ Dann stellte er sie vor sich hin.
Hope wollte auch aufstehen, aber plötzlich schlang Emmy-Lou ihre Arme um ihren Hals. „Vielen Dank, Miss Hope. Es war so schön, das Glas zu halten. Das Funkeln da drin sah so wunderbar aus. Ich freue mich, dass es am Himmel so viel funkelnde Sterne gibt.“
„Das freut mich auch.“ Hope drückte sie fest an sich. Das dünne Metallgestell von Emmy-Lous Brille drückte sich kühl gegen Hopes Wange. Kaum merklich drehte sie den Kopf ein Stück zur Seite, damit sie das Gestell nicht verbog. Dann flüsterte sie: „Wenn du im Bett bist, kannst du die Augen zumachen und immer noch die kleinen Funken sehen.“
„Das wird sie sicher tun.“ Mr Stauffer hielt ihr seine Hand hin, um ihr hochzuhelfen. „Hope?“
Er ist ein Kavalier. Er hat immer geholfen, wo er nur konnte. Und er hat wirklich gute Manieren. Sie griff nach seiner Hand und stand auf. „Danke schön!“
Als er ihre Hand wieder losließ, fühlte Hope sich seltsam verloren. Ich bin müde. Das ist alles. Normalerweise bin ich doch gar nicht so . Dann schob Emmy-Lou ihre kleine Hand in ihre. Ich wusste vorher gar nicht, wie groß Mr Stauffers Hände sind.
Hand in Hand liefen die drei zum Haus zurück. Immer wieder hob Emmy-Lou beide Beine vom Boden und hing einfach nur zwischen Hope und ihrem Vater. Als sie auf die Veranda zuliefen, sah Hope ihren Boss an. Annie saß mit der Nadel in der Hand über ein winziges Kleidchen gebeugt in einem Stuhl. Hope flüsterte ihm zu: „Sie haben wirklich eine wunderbare Familie, Mr Stauffer.“
„Bitte nenne mich Jakob, Hope.“
Seine Bitte überrumpelte sie. „Sie sind doch mein Boss. Das ist irgendwie nicht richtig. Sie verdienen meinen Respekt.“
„Ich achte dich von ganzem Herzen und nenne dich auch bei deinem Vornamen. Solange du noch hier bist, nenne mich bitte Jakob.“
Solange ich noch hier bin. Das ist jetzt nicht mehr lang. Annies Baby kann jeden Tag kommen, und bald danach wird Mr Stauffer Hattie vor meinen Karren spannen und mich wegschicken.
„Komm schon, sage es einmal. Jakob.“
Hope rümpfte die Nase. „Es ist irgendwie komisch, Sie mit Vornamen anzusprechen.“ So persönlich. Als wären wir Freunde. Aber das sind wir auch. Ich weiß nicht, wie das passiert ist, aber jetzt habe ich einen Mann als Freund. Aber es gibt auch keinen besseren Mann auf der ganzen Welt.
„Du wirst dich daran gewöhnen.“ Seine Stimme klang ermutigend. „Also?“
„Jakob“, sagte sie fast atemlos. Verlegen wiederholte sie: „Sie ... du hast wirklich eine ganz besondere Familie.“
„Danke. Da hast du recht. Ich habe eine besondere Familie. Was ist mit deiner Familie, Hope? Was ist mit ihnen passiert?“
Als hätten sie es vorher so besprochen, ließen sie beide Emmy-Lous Hand los. Die Kleine hüpfte die Treppen hoch und ließ sie einfach stehen. Hope rief ihr nach: „Ich habe dir ein Glas Milch und einen Keks auf den Esstisch gestellt.“
Annie schälte sich aus dem Stuhl. „Ich habe den Keks gegessen. Ich hole ihr einen neuen.“
Hope wollte gerade loslaufen, um es selbst zu tun, da hielt ihr Boss sie zurück. „Du wolltest mir gerade erzählen, was mit deiner Familie passiert ist.“
Irgendwie schienen ihr plötzlich ihre Hände im Weg zu sein, deshalb schob sie sie in ihre Schürzentaschen. „Ich habe meine ganze Familie auf einmal verloren. Das war 1882.“ Mit einem kleinen Ruck hob sie kurz die Schultern. „Pocken.“
Er atmete tief durch. „Da warst du noch sehr jung, oder?“
„Vierzehn.“
„Hope“ – Mitleid schwang in seinen Worten – „wie schrecklich. Du warst fast noch ein Kind.“
„Ich will gar nicht behaupten, dass es leicht war.“ Die meiste Zeit war sie viel zu beschäftigt, um über die Vergangenheit nachzudenken. Außerdem konnte sie sich an vieles auch gar nicht mehr erinnern. Doch selbst jetzt, fast ein ganzes Jahrzehnt später, spürte sie den Verlust ihrer Familie immer noch. Sie wagte es, in seine tiefen, blauen Augen zu schauen und gab zu: „Die Erinnerung daran tut immer noch
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