Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
Leben. Die schwüle Nachtluft war heute nur deshalb erträglich, weil seine Gedanken um die Frau kreisten, die er liebte.
Manche Dinge musste man nicht unbedingt in einen festen Ablauf pressen. Manchmal gab es Wichtigeres als einen geordneten Plan. Hope wusste das. Er hatte sich so an Naomis wohlgeordnete Gelassenheit gewöhnt, doch das Leben war anders geworden. Hope hielt sich an die Gewohnheiten, die ihm besonders wichtig waren – wie das Gebet nach dem Essen. Sie lernte sogar mehr Deutsch, damit sie die Gebete und ihre Unterhaltungen besser verstand. Doch ihr größtes Talent war ihre Spontaneität. Sie legte ihr Herz in alles, was sie tat. Ihre Begeisterung für das Leben schien wie ein heller Stern in der Nacht, als sein Leben und seine Familie es am dringendsten brauchten. Ihr Name sagte alles – Hope, „Hoffnung“.
* * *
Früh am nächsten Morgen wachte Hope auf, als die Küchentür zufiel und die Kühe draußen anfingen zu muhen. Der kleine Johnny machte seine Morgengeräusche, deshalb wechselte sie ihm schnell die Windel und legte ihn neben Annie. „Du kümmerst dich um das Frühstück für den kleinen Mann, und ich mache Frühstück für den Rest.“
Unten sah Hope kurz nach Phineas. Er war unruhig, deshalb wusch sie ihm das Gesicht und die Brust mit kaltem Wasser und überredete ihn dazu, etwas Apfelsaft zu trinken. Als er seinen Kopf wieder auf das Kissen legte, verzog er das Gesicht.
„Tut dir etwas weh?“, fragte sie.
Er schloss die Augen. „Tust du mir einen Gefallen?“
„Ich tue alles, was ich kann.“
Es dauerte eine Weile, bis Phineas die Augen wieder öffnete. Sie waren ganz glasig von dem Fieber. „Halte Annie so gut es geht von mir fern.“
Hope tat erst gar nicht so, als würde sie ihn nicht verstehen. „Okay.“
„Ehre.“ Schmerz verzerrte seine Stimme. „Dafür bezahlt man einen hohen Preis.“
Hope wischte ihm über die Stirn. „Ich werde für dich beten. Und nicht nur wegen des Fiebers.“
Sie ging in die Küche und entfachte das Feuer im Herd. Als der Kaffee auf dem Herd stand, beschloss sie, Haferbrei zum Frühstück zu machen und noch ein paar Eier zu kochen. Eiersalat zum Mittagessen würde ihnen allen guttun. Hope füllte einen Topf mit Wasser und stellte ihn auf die hintere Herdplatte – in dem Wasser konnte sie später die Keime aus Phineas Kopfkissen und den Lappen herauskochen, die sie für seine Stirn benutzt hatte.
Alles, was heute gekocht werden musste, sollte jetzt gekocht werden. Danach konnte sie das Feuer im Herd ausgehen lassen, sodass das Haus nicht den ganzen Tag so heiß war wie ein Backofen. Hope mischte einen Teig für Kekse und backte sie, dann bereitete sie den Teig für Jakobs Lieblingsfrühstückskuchen vor.
Außerdem mochte Jakob gekochte Bohnen – deshalb hatte sie die Bohnen über Nacht eingeweicht, damit sie sie später in einem Topf in den Ofen stellen konnte. So würden sie den ganzen Tag lang langsam in den nachglühenden Kohlen vor sich hin kochen können. Sie streute noch ein paar Gewürze und ein bisschen Speck in den Topf. Dann lächelte sie. Jakob würde sich freuen.
Sie sah ihn durchs Fenster. Mit den Milchkannen in der Hand war er auf dem Weg zum Brunnenhaus. Ohne dass sie es ihm sagen musste, würde er einen Teil der Milch mit in die Küche bringen und in die Eisbox stellen. Obwohl Phineas krank war und Annie sich um ihr neugeborenes Baby kümmern musste, blieb die Arbeit doch nicht liegen. Ich wusste es von Anfang an – schon als ich seine Hände das erste Mal gesehen habe, wusste ich, dass er hart arbeitet und immer jemand bleibt, der zupacken kann.
Als sie sich an die kalte, abweisende Begegnung ihres ersten Tages erinnerte, musste Hope lächeln. Damals hätte sie nie gedacht, dass hinter seinem harten, angespannten Äußeren so viel Zärtlichkeit und Liebe steckte. Jakob war nicht nur ein Mann, der hart mit seinen Händen arbeitete – er arbeitete auch an sich selbst, an seinem Herzen, seinem Verstand und seiner Seele.
Goldbraune Kekse kamen aus dem Ofen. Jetzt war der Frühstückskuchen an der Reihe. Der Kaffee war fertig aufgebrüht. Hope stellte ihn auf den Tisch und setzte Teewasser auf. Tee war gut für Phineas.
Annie kam die Treppe herunter. „Ich schaue einmal nach –“
„Phineas schläft. Ich habe schon nach ihm gesehen, und es geht ihm nicht schlecht. Ich wollte gerade Tee für ihn kochen.“
„Tee wird ihm guttun. Ich mache das schon.“
Das ging ja ganz gut. „Vielleicht könntest du ein
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