Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
Säckchen getan haben, nicht wahr?“
„Ja. In welchem Topf kochen wir die Nudeln?“
Hope schaute zum Herd. Wie viel Wasser würde Velma für die Geburt brauchen? Hope wusste es nicht. Dann fiel ihr Blick auf die Auflaufform. Warum nicht? Alles andere ist ja auch schon drin. „Heute Abend kochen wir ein besonderes Abendessen, Emmy-Lou. Die Nudeln da kommen in die Auflaufform mit all den anderen guten Dingen.“
Emmy-Lou drehte sich im Kreis. „Darf ich sie hineintun?“
„Natürlich.“
Nachdem die Nudeln in der Form waren, rümpfte Emmy-Lou die Nase. „Soll ich auch umrühren?“
Als alles verrührt war, machte Hope ein nachdenkliches Gesicht. Die Nudeln würden beim Kochen die ganze Flüssigkeit aufsaugen. Dann wäre das Essen zu trocken. Deshalb goss sie noch ein Glas mit eingekochten Tomaten darüber. Das Ergebnis sah wenig überzeugend aus. Sieht aus, als hätte sich jemand in die Form übergeben.
„Es riecht lecker!“
„Das ist auch gut so.“ Hope legte den Deckel auf die Form und schob sie in den Ofen.
Zehn Minuten später lagen zwei gebügelte Bettlaken und ein paar Kopfkissenbezüge vor Hope. Unschlüssig betrachtete sie Emmy-Lou. Die Kleine könnte sich ja mit einem Pfirsich auf die Veranda setzen. Insgeheim hoffte Hope, sie würde so ihren Papa schon von Weitem sehen – aber selbst mit der Brille wäre das wahrscheinlich nicht möglich. Wo blieb Jakob nur?
„Süße, ich stelle dir einen Stuhl an den Waschtisch. Du kannst dir ja schon mal die Hände waschen, und dann könntest du ...“
Hope konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, da Annies leise Schluchzer selbst in der Küche zu hören waren.
„Mit meiner Puppe spielen?“
„Das ist eine gute Idee.“
Emmy-Lou hüpfte zum Waschtisch. „Ist Tante Annie wieder traurig? Früher hat sie immer geweint. Ich mag es nicht, wenn sie so viel weint.“
Egal, wie viel Angst ich habe – ich muss für Annie und Emmy-Lou stark sein . Hope suchte verzweifelt nach Worten, um das kleine Mädchen zu beruhigen. Die Wiege! Gestern Abend hatte Jakob sie vom Dachboden geholt, und Hope hatte sie poliert, bis das Holz glänzte. „Wenn du ganz vorsichtig bist, dann darfst du deine Puppe in die Wiege legen und schaukeln. Dann gehe ich noch mal zu deiner Tante.“
Je näher Hope kam, desto leiser wurde Annies Schluchzen. Dann hörte Hope die Dielen knarren. Schnell rannte sie die letzten Schritte bis zur Tür und riss sie auf. „Annie, was ist los?“
Annie ging im Raum auf und ab und hielt sich mit beiden Händen den Rücken. „Ist mein Bruder schon wieder da?“
„Noch nicht.“ Aber ich wünschte, er wäre es.
Annie verzog wieder das Gesicht. „Das habe ich mir schon gedacht.“
„Mach dir jetzt bloß keine Sorgen. Vielleicht solltest du dich besser wieder hinlegen und ausruhen.“
Annie schickte sie wieder weg. Hope ging direkt in Jakobs Arbeitszimmer. „Herr“, flüsterte sie eindringlich, „du musst mir jetzt helfen, damit ich Annie beistehen kann. Jedes Tier, das ich bisher gesehen habe, läuft kurz vor der Geburt immer unruhig auf und ab. Ich schätze, das ist bei Menschen nicht anders. Zwei oder vier Beine, das ist bestimmt egal. Aber die restlichen Sachen – die sind doch bei Menschen ganz anders.“
Hope starrte auf die Buchrücken im Regal und fuhr mit den Fingern darüber. Manche waren in Leder gebunden, andere in strapazierfähige, schwere Baumwolle und wieder andere – die mit den vielen Bildern – waren Kataloge. In welchem standen wohl die medizinischen Informationen, die sie jetzt so dringend brauchte?
Sie schlug mehr als ein Dutzend Bücher auf. Die Bilder und Zeichnungen in einigen von ihnen sahen nicht nach dem aus, was sie wissen wollte. In anderen waren erst gar keine Zeichnungen, deshalb stellte sie sie gleich wieder zurück. Schließlich fiel ihr ein dickes Buch in die Hand. Erleichtert atmete Hope auf. „Okay, Herr. Das ist wenigstens ein Anfang. Kannst du mir jetzt auch helfen, das Wichtige zu lesen und zu verstehen?“
* * *
Irgendetwas stimmt nicht. Schon als er das Haus betrat, sah Jakob Hope. Sie saß inmitten von einem Berg von Handtüchern und hatte ein Buch auf dem Schoß. Sie war so bleich, dass man ihre Sommersprossen besonders deutlich sehen konnte. Ihr Zeigefinger fuhr langsam die Zeilen entlang und dabei biss sie sich immer wieder auf die Unterlippe.
„Papa!“
„Oh, Gott sei Dank!“ Hope sprang auf die Füße. Doch genauso schnell runzelte sie verwirrt die Stirn. „Wo ist
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