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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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gibt aber noch ein paar Punkte, die ich gern vorher geklärt hätte«, wandte ich ein.
    »Es wäre uns im höchsten Maße ungelegen, wenn so prominenten Besuchern aus den Vereinigten Staaten, wie Sie es sind, bei uns etwas zustieße«, erwiderte er liebenswürdig, aber hartnäckig.
    »Ich muß aber erst noch einiges über Felipe Murindo erfahren, ehe ich abreise.«
    Mit einer Handbewegung schob Maranilla meinen Einwand beiseite. »Ich bitte Sie, Señor Lam, machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Alles, was uns bekannt ist, steht zu Ihrer Verfügung. Wir haben über Murindo schon eine ganze Menge erfahren.«
    »Das interessiert mich.«
    »Er hat seine Stellung buchstäblich geerbt. Er ist in der Mine aufgewachsen.«
    »Aha.«
    »Seine Mutter brachte ihn in das Bergwerk, als er neun Jahre alt war. Seitdem hat er dort gearbeitet. Im Laufe der Jahre wechselte die Belegschaft, aber seine Mutter blieb und damit auch Murindo. Je älter er wurde, um so mehr lernte und verdiente er. Was war natürlicher, als daß er schließlich zum Verwalter aufrückte, da die anderen Arbeiter ständig ausgetauscht wurden. Keiner der neuen Leute kannte den Betrieb und die Arbeit so gut wie dieser Bursche, der in der Mine groß geworden war. Er blieb, sparte sein Geld und brachte es auf eine Bank, genau wie ein gebildeter Mann es auch getan hätte. Er hat eine beachtliche Summe hinterlassen. Es tut mir leid, Señor Lam. Falls Sie hinter Murindo ein Geheimnis gesucht haben sollten, haben Sie sich geirrt. In unserem Beruf muß man lernen, vorsichtig zu sein, und darf keine voreiligen Schlüsse ziehen, oder nicht?«
    »Doch, damit haben Sie völlig recht.«
    Lachend erhob er sich. »Na, sehen Sie. Dann also bis heute nachmittag um zwei.«
    Damit drückte mir Maranilla die Hand und überließ es mir, die Neuigkeit Bertha zu überbringen.
    Bertha reagierte nicht anders, als ich erwartet hatte. »Wir werden also hinausgeschmissen«, platzte sie heraus.
    »Nun, sagen wir — unsere Abreise wird durch amtliche Einflußnahme gefördert.«
    »Du bist schon genauso geschwätzig wie diese Kerle hier«, posaunte Bertha. »Wenn du noch vierzehn Tage in Kolumbien bist, brauche ich einen Dolmetscher, um zu verstehen, was du meinst. Also gut, machen wir, daß wir aus diesem Kaff fortkommen.«
    »Mir tut es leid, daß ich so bald wieder abreisen muß, denn ich habe den Flug auf eigene Kosten unternommen und hätte gern mehr von dem Land gesehen«, stichelte ich Bertha. »Du bist ja in Sharpies’ Auftrag hier und hast sicher einen hohen Vorschuß für deine Ausgaben gefordert.«
    An ihrem Gesichtsausdruck erkannte ich sofort, daß ich sie an einem wunden Punkt getroffen hatte. Sie hatte diesmal keine Anzahlung genommen, und dieses Versäumnis quälte ihre geldgierige Seele unaufhörlich.
    »Mr. Sharpies hat mich ermächtigt, mit Spesen nicht zu sparen«, erwiderte Bertha würdevoll.
    »Tatsächlich? Und wie erteilte er dir seinen Auftrag?«
    »Brieflich. Er schrieb mir, er begebe sich auf eine etwas heikle Reise, und falls ich innerhalb von vierundzwanzig Stunden nichts von ihm hörte, solle ich den Flugplatz, den er auf meinen Namen bereits gebucht habe, nach Kolumbien benutzen und mich dort zu der Doppelklee-Mine begeben. Dort würde er mir weitere Anweisungen erteilen. Falls ich ihn jedoch nicht anträfe, solle ich sofort das nächste amerikanische Konsulat aufsuchen und verlangen, daß nach seinem Aufenthalt geforscht wird.«
    »Und den ganzen Behördenkram? All die Laufereien, die man hat, wenn man so kurzfristig nach Kolumbien fliegen will?«
    »Das war alles rechtzeitig erledigt worden«, erklärte Bertha noch würdevoller.
    »Und was glaubst du, wollte Sharpies nun wirklich?«
    »Eines ganz bestimmt: daß jemand den Konsul benachrichtigt, falls er verschwunden sein sollte. Im anderen Falle, nehme ich an, sollte ich mich wohl Hockley auf die Fersen setzen und herausbringen, was er hier wollte.«
    »Hatte Sharpies einen Scheck beigefügt?« fragte ich.
    »Ich habe sein Wort, daß er zahlen wird«, erwiderte sie wütend.
    Ich lachte nur schallend.

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    EINE KRÄHE KANN NICHT ZÄHLEN

    I n Mexiko City erreichte mich ein Telegramm von Ramón Jurado. Es enthielt nur den Namen Señora Lérida und eine Adresse in Los Angeles.
    »Was ist das?« fragte Bertha.
    »Offensichtlich die Adresse der Señora Lérida in Los Angeles.«
    »Rede kein dummes Zeug. Lesen kann ich auch. Wen willst du damit auf den Arm nehmen?«
    »Niemanden.«
    »Dann

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