Ein Sehnen Im Herzen
halten.«
Emma, die sehr gut wusste, wie viel eine Garderobe wie die, die vor ihr ausgebreitet lag, kostete, gab prompt zurück: »Angenommen, du spendest das Geld für die Kleider den Armen, dann könnte dich niemand für einen Geizhals halten.«
»Angenommen, du benimmst dich nur einen Tag lang wie die Frau eines Earls. Ich könnte dich belohnen, indem ich einen Scheck für die Gesellschaft zur Verbesserung der Lebensqualität auf den Sandwich-Inseln ausstelle oder welche Organisation auch immer du zur Zeit unterstützt.« Auf Emmas überraschten Blick hin fügte er hinzu: »Wie du sehr wohl weißt, habe ich nichts dagegen, den Armen zu helfen, meine Liebe. Ich würde es nur vorziehen, ihnen dabei zu helfen, sich selbst zu helfen. Gib einem Mann den kleinen Finger... nun, ich bin sicher, du kennst den Rest.«
Dann gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und überließ sie der liebevollen Obhut von Madame Delanges und seiner Mutter, während er den jungen Master Fergus zu seinem ersten Termin bei dem allseits geachteten Dr. Stoneletter begleitete.
Emma, die jetzt an dieses kurze Zwischenspiel dachte - und an das weit feurigere und sehr viel sinnlichere der vergangenen Nacht -, wunderte sich über James' Verhalten. Sie bildete es sich nicht ein. Er benahm sich tatsächlich wie ... wie ein Mann, der verliebt war. Es gab kein anderes Wort dafür.
Aber das war absurd. James Marbury war nicht in sie verliebt. Seit sie einander kannten, hatte er sich nie anders als missbilligend ihr gegenüber geäußert. Diese ungewöhnliche Sache, dass es immer zu passieren schien und richtig zu sein schien, wenn sie sich küssten ... dafür hatte sie keine Erklärung. Aber Liebe war es bestimmt nicht. Leidenschaft vielleicht. Und Leidenschaft war von Liebe weit entfernt.
Trotzdem ließ sich damit nicht erklären, warum er so nett zu ihr war, und zu Fergus. Sie konnte es kaum länger leugnen: James Marbury, den sie früher einmal für den hartherzigsten Mann gehalten hatte, den sie kannte, war im letzten Jahr erstaunlich milde geworden.
Wieso und warum konnte sie nicht sagen. Bestimmt nicht ihretwegen. Sie hatte ständig etwas an ihm auszusetzen, seit jenem ersten Morgen, als sie aus dem Fenster geschaut und ihn in ihrem Gemüsegarten entdeckt hatte. Naja, bis auf die Zeit, die sie miteinander im Bett verbrachten. Es war sehr schwer, hatte Emma festgestellt, kratzbürstig zu sein, wenn James einen Morgenmantel trug... oder keinen trug.
»Oh!« Die Grä f inwitwe Lady Denham schlug die Hände zusammen und riss Emma aus ihren Überlegungen. »Das ist es! Das musst du heute Abend bei den Cartwrights tragen!«
Emmas Tante pflichtete dieser Meinung bei. »Es betont ihre Augen wundervoll.« Zu Madame Delanges sagte sie: »Können Sie es bis acht Uhr fertig haben?«
»Aber natürlich«, rief die mollige Französin. »Agnes, Mary! Allez, allez!«
Die beiden Näherinnen beeilten sich, Emma aus dem gehefteten Kleid zu helfen. Noch während sie damit beschäftigt waren, rief Penelope plötzlich vom Fenster: »Da kommt schon wieder einer, Lady Denham.«
»Nein, wirklich«, rief die liebenswerte Gräfinwitwe. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass James so beliebt ist. Wir haben noch nicht einmal eine formelle Anzeige aufgegeben und schon strömen Hochzeitsgeschenke herein. Ich weiß gar nicht, wo wir all die Sachen unterbringen sollen.«
Emma, die zu ihrer ersten Hochzeit nur ein einziges Geschenk bekommen hatte, und zwar das Limoges-Service, das James so gründlich zertrümmert hatte, versetzte es bei diesen Worten einen Stich. Würde sie nach der Annullierung sämtliche Geschenke zurückgeben müssen? Vermutlich ja.
Und doch... immer, wenn sie daran dachte, wie erstaunt James am Vortag gewirkt hatte, als sie das Thema zur Sprache brachte - »Du willst die Annullierung also immer noch?«, hatte er gefragt -, geriet sie ins Grübeln. Ins Grübeln darüber, warum sie »Ja« gesagt hatte, denn sie wollte es gar nicht. Dessen war sie sich jetzt sicher.
Nur dass sie es natürlich hatte tun müssen. Aber da war ja auch noch diese Sache mit Stuart. Sollte James jemals die Wahrheit erfahren, würde er niemals einwilligen, mit ihr verheiratet zu bleiben. Es war einfach zu schrecklich.
Außerdem brauchte ein Earl Erben, was bedeutete, Erben zu produzieren, und in dieser Hinsicht hatte sich Emma als völlig nutzlos erwiesen. Oh, sie wusste, James hatte versucht, sie in dem Punkt zu beruhigen, aber es hatte keinen Zweck. Sie wusste, dass die
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