Ein Sehnen Im Herzen
beiden doch waren! Emma fragte sich, was der Baron wohl versetzt hatte, um für die Fahrtkosten aufkommen zu können. Zweifellos irgendein Familienerbstück. Und alles in der Hoffnung, ihre Ehe mit dem Earl gescheitert zu sehen und davon zu profitieren.
Nicht, dass einer von den beiden eine derartige Hoffnung zugegeben hätte. »Wir wollen Einkäufe machen«, sagte Fiona beiläufig.
Daran glaubte Emma ungefähr genauso sehr wie an den Mann im Mond. Aber es lag ihr fern, sich über das Mädchen zu ärgern. Im Moment beschäftigte sie nur John McAddams und die Frage, wie es zugegangen war, dass er sich jetzt in der Park Lane befand. James hatte dafür gesorgt. James hatte alles arrangiert. Und sie konnte sich nicht erinnern, ihm gegenüber den Jungen auch nur mit einem Wort erwähnt zu haben. Woher hatte er es gewusst?
Wichtiger noch, warum hatte er es getan? Emma empfand eine spontane Wärme für ihren Ehemann, einen Mann, von dem sie früher geglaubt hatte, er hätte an Stelle eines Herzens eine Rechentafel. Noch nie hatte sie erlebt, dass sich ein Mensch so verändern konnte wie James Marbüry.
Und eine leise Stimme in ihr fragte sich unwillkürlich, ob es möglich wäre, dass er es für sie getan hatte.
Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als Fiona sagte: »Und natürlich sind wir auch gekommen, um zu sehen, wie der neuen Lady Denham das Eheleben bekommt.«
Emma, die abrupt aus ihren Tagträumen gerissen wurde, antwortete ein wenig unsicher: »Da ich noch keine Woche verheiratet bin, kann ich das wohl kaum beurteilen.«
»Ich kann es Ihnen sagen«, warf Lady Denham mit ihrer üblichen lebhaften Art ein. »Die frisch Vermählten haben nur Augen füreinander. Noch nie habe ich zwei so verliebte Menschen gesehen. Nun, Lord MacCreigh, darf ich Ihnen ein Glas Sherry anbieten?«
Geoffrey Bain, der wahrscheinlich in seinem ganzen Leben noch keinen Schluck Sherry getrunken hatte, sah genauso benommen aus, wie Emma sich fühlte, wenn auch aus ganz anderen Gründen. Noch nie zwei so verliebte Menschen gesehen! Bestimmt sah Lady Denham nur, was sie sehen wollte... oder versuchte, ihren Gästen die Befangenheit zu nehmen. Eine verständliche Regung, da sowohl Lord MacCreigh wie auch seine Schwester - von dem armen John McAddams ganz zu schweigen - nicht ganz in ihrem Element zu sein schienen.
James? Verliebt in sie? Natürlich nicht. Natürlich nicht.
Andererseits, wie sonst ließ sich Fergus erklären? Und jetzt John? Ganz zu schweigen von der Heirat, die bestimmt nicht in James' Interesse gewesen sein konnte.
Du willst d ie Annullierung also immer noch?
In Emmas Kopf ging es dermaßen drunter und drüber, dass sie nur mit Mühe eine einfache Unterhaltung mit ihren Gästen führen konnte. Penelope allerdings war mehr als bereit, sie dabei zu unterstützen. Ihr Interesse an Geoffrey Bain war bei näherer Betrachtung gewachsen und offensichtlich fand sie ihn wesentlich fesselnder als die Schar näselnder, schmalbrüstiger Verehrer, die sie gewöhnlich traf. Als sie den verzierten Dolch entdeckte, den Lord MacCreigh trug, stellte Penelope ihm einige Fragen zu dem Stück und schaffte es beinahe, den Baron aus der Schwermut zu reißen, die ihn bei Lady Denhams Aussage befallen hatte, nämlich dass Emmas Ehe mit ihrem Sohn nicht die Katastrophe war, auf die er offensichtlich gehofft hatte - und aus der er sie möglicherweise hatte befreien wollen.
Eins musste Emma den Bains lassen: Die Geschwister gaben nicht so leicht auf, wenn sie sich etwas vorgenommen hatten. Emma war zwar mit einem anderen verheiratet, könnte vielleicht aber doch überzeugt werden, dem Baron noch eine Chance zu geben, Nun, warum auch nicht? Zehntausend Pfund waren zehntausend Pfund, das wusste Emma sehr wohl.
Ihr Ehemann, wie Emma bald feststellen konnte, fand das unerwartete Auftauchen der Bains in London ganz und gar nicht amüsant. Im Gegenteil, seine Miene, als er bei seiner Heimkehr diese geschätzten Besucher in seinem Salon vorfand, war ausgesprochen finster. Obwohl er John McAddams freundlich begrüßte, war er nicht imstande, auch nur einen Funken Wärme für die Ehrenwerte Miss Bain aufzubringen, die nichtsdestotrotz jeden erdenklichen Versuch machte, seine Aufmerksamkeit zu erregen, bis Emma sich direkt für das Mädchen schämte.
Für Miss Bains Bruder fand James kaum ein höfliches Wort. Bei der ersten Gelegenheit zog er Emma beiseite und fragte: »Was machen die hier? Erzähl mir nicht, dass du sie eingeladen hast!«
Emma, die
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