Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Sehnen Im Herzen

Ein Sehnen Im Herzen

Titel: Ein Sehnen Im Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
stiegen aus den gleichen schmucken Kutschen. Die Pferde, die diese Kutschen zogen, wurden besser ernährt - und wahrscheinlich auch besser behandelt - als die meisten ihrer Schüler in Faires. Früher einmal wäre sie bei diesem Gedanken schier verzweifelt. Jetzt fragte sie sich nur, warum die Menschen von Faires sich nicht mehr anstrengten, um ihr Los zu verbessern. Unwissenheit war vermutlich der Hauptgrund für ihre Probleme. Die Tatsache zum Beispiel, dass so viele der Einwohner Emmas Schule abgelehnt hatten, weil dort Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet wurden. Und was war mit der unerschütterlichen Überzeugung dieser Menschen, dass die Bibel das einzige Buch war, das zu lesen sich lohnte, und wenn sie ohnehin jeden Sonntag in die Kirche gingen und das Evangelium hörten, welchen Sinn es dann hätte, selbst etwas zu lesen? Ganz zu schweigen von ihrem hartnäckigen Festhalten an Whisky als Allheilmittel. Lieber Gott, Emma hatte Entbindungen erlebt, bei denen die zukünftige Mutter tiefer ins Glas geschaut hatte als der Vater des Kindes!
    Hatte sie, fragte Emma sich unwillkürlich, auch nur die geringste Veränderung im Leben der Menschen bewirkt, die sie und Stuart unbedingt hatten retten wollen? Sicher, John McAddams' Situation hatte sich verbessert - aber nur wegen James' Großzügigkeit. Und Fergus? Dasselbe traf auf ihn zu.
    Nein, soweit Emma wusste, war das Einzige, was sie und Stuart herbeigeführt hatten, indem sie nach Faires gegangen waren, Stuarts Tod gewesen. Es war traurig, ließ sich aber nicht leugnen. Als Missionarin hatte Emma kläglich versagt.
    Und selbst wenn sie von ihren zehntausend Pfund eine Schule und vielleicht sogar ein Krankenhaus in Faires bauen ließ, würde es etwas Gutes bewirken? Würden die Bewohner ihre Lebensweise ändern? Sie konnte es sich nicht vorstellen. Zumindest nicht bei den älteren. Die jüngeren... nun, für die jungen Menschen mochte es noch Hoffnung geben.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, tauchte einer dieser jüngeren Bewohner von Faires neben ihr auf und fragte: »Mrs. Chesterton? Was machen Sie denn hier?«
    Emma wandte den Kopf und stellte fest, dass Fergus' Augen, die hinter seiner neuen Brille riesig wirkten, sie forschend ansahen.
    »Ach«, sagte sie. »Nur ein bisschen nachdenken.«
    »Über Lord Denham?«, fragte der Junge.
    Emma musste unwillkürlich lachen, fast ein wenig hysterisch, da James in letzter Zeit nie sehr weit von ihren Gedanken entfernt schien. Seltsam, dass Fergus seinen Namen erwähnte.
    »Nein, nicht über Lord Denham. Warum?« Sie hoffte, dass sie unbekümmerter klang, als sie sich fühlte. »Sollte ich denn über Lord Denham nachdenken?«
    »Also, ich bin sicher, er hofft, dass Sie es tun«, bemerkte der Junge im Plauderton. »Nachdem er sich so bemüht hat.«
    »Bemüht hat?« Emma starrte ihn verblüfft an. »Was meinst du damit?«
    »Ich hab ihm gesagt, wenn er Sie will, muss er sich um Sie bemühen.« Fergus, der die Stufe, auf der er stand, mit einer Art Faszination betrachtete - es war so lange her, dass er etwas deutlich gesehen hatte, dass selbst eine Hintertreppe ihren Reiz für ihn hatte -, hüpfte auf einem Bein auf die Stufe darunter. »Wenn er will, dass es hält, meine ich.«
    »Du und Lord Denham«, sagte Emma langsam, »habt euch über mich unterhalten?«
    »Klar«, meinte Fergus achselzuckend. »Ich hab ihm gesagt: >Wenn Sie wollen, dass es hält, dann müssen Sie sich um sie bemühen<. Genau das hab ich gesagt.«
    Emma, die ein seltsames Gefühl beschlich, eines, das sie noch nie gehabt hatte, fragte mit belegter Stimme: »Und will er das? Dass es hält, meine ich?«
    Fergus verdrehte die Augen, die bis vor kurzem so gut wie nichts gesehen hatten.«
    »Mrs. Chesterton, ich glaub fast, Sie brauchen auch eine Brille. Ich würde Ihnen ja meine leihen, aber Dr. Stoneletter hat gesagt, ich darf sie nie abnehmen, außer vor dem Schlafengehen.«
    Emma, die wie erschlagen war, starrte den Jungen sprachlos an.
    »Ich finde, er hat es klasse gemacht«, stellte der Junge schließlich fest. »Ich meine, er hat John hergebracht und eine Brille für mich besorgt und all das.« Ein Sprung auf die nächste Stufe. »Ich weiß, dass Sie Mr. Chesterton geliebt haben.« Hops. »Aber er hat uns immer geschimpft, weil wir zu nahe bei der Kirche Ball gespielt haben.« Hops. »Ich glaube aber nicht, dass er Sie wirklich geliebt hat, nicht richtig. Nicht wie Seine Lordschaft.« Ein letzter Sprung, dann drehte sich Fergus, der sehr

Weitere Kostenlose Bücher