Ein Sehnen Im Herzen
und lächerlich. Sie würde nicht mehr daran denken. Fergus hatte einfach nicht gewusst, was er daherredete.
Nur dass Fergus nach ihrer Erfahrung immer genau wusste, was er sagte - einer der wenigen Menschen, von dem man das behaupten konnte, und der einzige andere, auf den das zutraf, war...
James.
»Du willst die Annullierung immer noch?« Die Worte klangen ihr in den Ohren. Warum hatte er gefragt? Nicht wegen ihrer gemeinsam verbrachten Nacht, sondern wegen der Gefühle, die er für sie hatte?
Sie saß immer noch an ihrem Frisiertisch und quälte sich mit dieser Frage, während sich die Zofe der Gräfinwitwe mit ihren Haaren abmühte, als die Schlafzimmertür aufging und James hereinkam.
Er hatte sich umgezogen und trug eine tiefschwarze Abendjacke. Sein Haar war noch feucht vom Baden, und er sah atemberaubend gut aus.
Und in diesem Moment gestand sie sich mit einem kleinen, inneren Stöhnen ein, dass sie es nicht länger leugnen konnte.
Sie li ebte ihn.
Er hatte sie geneckt und aufgezogen, erbittert und verärgert und manchmal sogar in Wut gebracht. Aber immer war er für sie da gewesen. Immer- bis auf damals, als sie ihm sagte, dass sie einen anderen heiraten würde - hatte er alles getan, was in seiner Macht stand, um sie glücklich zu machen.
»Nur noch einen Moment, Mylord«, sagte Pamela, Lady Denhams Zofe, und befestigte energisch die letzte der vielen Nadeln, die in Emmas Haar steckten. Pamela bemerkte mit einem zufriedenen Blick in den großen, goldgerahmten Spiegel vor ihnen: »Sie sehen bildhübsch aus, Mylady.« Dann furchte sie sorgenvoll die Stirn. »Aber Sie sind ja ganz blass geworden! Ist Ihnen kalt?«
Diese Frage war nicht unberechtigt, denn Madame Delanges schien sich große Mühe gegeben zu haben, dafür zu sorgen, so viel von Emmas Schultern und Busen zu entblößen, wie der gute Geschmack es zuließ. Das blaue Abendkleid war mit einem Dekolletee versehen, das beängstigend gewagt war.
Aber es war nicht die Zurschaustellung ihrer Reize, die Emma erblassen ließ. Es war der Anblick ihres Ehemannes, des Mannes, in den sie, wie ihr plötzlich bewusst geworden war, hoffnungslos verliebt war.
»Mal sehen, ob ich einen hübschen Schal finde, damit Sie sich nicht erkälten«, sagte Pamela und tätschelte beruhigend Emmas bloße Schultern. Dann beugte sich die Zofe weit vor und raunte Emma ins Ohr: »Und Ihre Ladyschaft hat ein Töpfchen Rouge, mit dem wir das andere Problem lösen können.«
Zum Pech für die Zofe hatte der Herr des Hauses ein so scharfes Gehör, dass er auch das leiseste Wispern hörte. »Lieber nicht«, sagte er so beiläufig, als würde er eine Zigarre ablehnen. »Meine Frau wird nicht mit angemaltem Gesicht herumlaufen.«
Pamela, die Emma verschwörerisch zuzwinkerte, knickste nur und erwiderte: »Wie Sie wünschen, Mylord«, bevor sie mit einem kaum unterdrückten Kichern aus dem Zimmer huschte.
Wie sehr wünschte Emma, auch sie könnte ein Kichern produzieren. Aber ihr war todernst zumute, ernster als je zuvor in ihrem Leben.
»Hoffen wir, dass das hier die Farbe in deine Wangen zurückbringt«, bemerkte James im selben Tonfall wie zuvor, während er zum Frisiertisch schlenderte und eine längliche schwarze Samtschachtel auf Emmas Schoß legte.
Aber Emma war mit ihren Gedanken zu weit entfernt, um etwas so Weltliches wie eine Schmuckschachtel auf ihren Knien zu bemerken. Ihr Blick glitt unruhig über James' Gesicht und suchte nach einem Anzeichen dafür, dass das, was Fergus gesagt hatte, wahr war.
Aber alles, was ihr forschender Blick hervorrief, war, dass James sie mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. »Hast du dich tatsächlich erkältet, Emma?«, fragte er. »Du siehst wirklich blass aus.«
Was sollte sie tun? Was sollte sie sagen? Sie konnte ihn wohl kaum direkt fragen: »James, stimmt es, dass du mich liebst?«
Und wie niedergeschmettert würde sie sein, wenn seine Antwort ein Lachen, oder schlimmer noch, ein glattes Nein wäre!
Sie riss sich zusammen und starrte auf die Schachtel. »Nein«, sagte sie, den Blick auf ihre Hände geheftet. »Es geht mir gut.«
Dann klappte sie den Deckel auf.
Dutzende Saphire, blau wie ihr Kleid - und obwohl sie sich dessen nicht bewusst war, wie ihre Augen - funkelten sie an. Das Kollier mit den dazu passenden Ohrringen war das Schönste, was sie je gesehen hatte.
»Und bevor du mir vorhältst, Emma«, sagte James, während er nach der Kette griff und sie um ihren schlanken, weißen Hals legte, »wie viel besser
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