Ein Sehnen Im Herzen
es gewesen wäre, das Geld einem armen Missionar in einem elenden Dorf in Suaheli- Land zu schicken, lass dir gesagt sein, dass diese Steine sehr viel länger im Besitz meiner Familie sind, als einer von uns beiden auf der Welt ist. Ich hatte nicht das Geringste mit ihrer Anschaffung zu tun. Aber ich muss gestehen«, fügte er hinzu, als er Emmas Spiegelbild betrachtete, »ich persönlich befürworte die Ausgabe.«
Wie er so unbekümmert daherreden konnte, wenn er auch nur annähernd dasselbe empfand wie Emma, war ihr unbegreiflich. Wenn es stimmte, was Fergus sagte, war er sich vielleicht schon länger über seine Gefühle für sie im Klaren und hatte mehr Übung darin, sie zu verbergen.
Auf jeden Fall kehrte die Farbe, die aus ihren Wangen gewichen war, bei seinem Kompliment zurück. Emma senkte den Blick und legte ihre Finger auf die glatten, kühlen Steine. »Danke, James«, war alles, was sie hervorbrachte.
»Du siehst wunderschön aus«, versicherte ihr Ehemann ihr. Und dann langte er nach ihrem neuen, mit Hermelin besetzten Umhang und sagte: »Ich habe genauso wenig Lust wie du, diese grässliche Gesellschaft zu besuchen, aber abgesehen von der Ausrede, wir wären krank, sehe ich keine Möglichkeit, darum herumzukommen. Von deiner Blässe ist nichts mehr zu sehen. Wir lassen uns einfach kurz blicken und verabschieden uns so früh wie möglich wieder.«
Emma stand auf und ließ zu, dass er das pelzgefütterte Kleidungsstück um ihre Schultern legte, wobei seine Fingerspitzen leicht über ihre nackte Haut strichen. Das also ist Liebe?, fragte sie sich. Dieses Gefühl war ihr neu. Was sie für Stuart auch empfunden haben mochte, nie war es dieser köstliche, bohrende Schmerz gewesen. Manchmal hatte sie sich sogar bemüht, die Küsse zu umgehen, die Stuart ihr, wenn auch selten genug, zukommen ließ. Jetzt war sie überzeugt, dass sie barfuß durchs Feuer laufen würde, um noch einmal James' Lippen auf den ihren zu spüren.
»Reizend!«, rief die Gräfinwitwe und riss Emma aus ihrer Versunkenheit, als James sie die Treppe hinunter zu seiner Mutter führte. »Meine Liebe, du bist eine hinreißend schöne Braut! James, du hättest in ganz London keine hübschere Frau linden können.«
»Nein«, stimmte James trocken zu. »Ich musste bis zu den Hebriden reisen, um sie zu finden.«
Das rief wahre Lachsalven bei der Gräfinwitwe hervor, die offensichtlich in der Stimmung war, über alles und jeden zu lachen. Sie lachte über den Diener, der ins Stolpern kam und sie beinahe in eine Pfütze treten ließ, als er ihr half, in der viersitzigen Kutsche Platz zu nehmen. Sie lachte über das Dienstmädchen bei den Cartwrights, das ihr versehentlich auf den Saum trat, als es ihr behilflich war, den Schleier abzunehmen. Sie lachte über Emma, deren Wangen immer noch so gerötet waren, dass sie sich in der Damengarderobe nicht in die Wangen kneifen musste, um ein wenig strahlender auszusehen, wie es ihre Cousine Penelope und die Ehrenwerte Miss Fiona Bain taten, die zur selben Zeit eintrafen. Die Gräfinwitwe lachte sogar über ihren eigenen Sohn, der nicht genügend Arme für die Damen hatte, die aus der Garderobe in das Getümmel des Ballsaales der Cartwrights drängten.
Glücklicherweise wurde die Ehrenwerte Miss Bain, in einem schlichten weißen Kleid, das zwar ein wenig aus der Mode war, aber ihr rotes Haar und ihre gute Figur ausgezeichnet betonte, fast sofort zum Tanz aufgefordert, und zwar von keinem Geringeren als dem Erben des Herzogs von Rutherford. Fiona hatte - und das war vielleicht von Vorteil für sie - keine Ahnung von dem hohen Rang ihres Tanzpartners. Obwohl sie ein wenig verstimmt schien, als sie so schnell aus James' Nähe entfernt wurde, war es allein schon aufregend für sie, in einem so unglaublich hohen Saal tanzen zu dürfen, von dessen Decke offensichtlich kein Regenwasser heruntertropfte - was für ein Gegensatz zu ihrem Leben auf Castle MacCreigh.
Und was Penelope Van Court anging, so musste sie nur auf der Tanzfläche erscheinen, um von Geoffrey Bain mit Beschlag belegt zu werden, der zwar ein scharfes und eifersüchtiges Auge auf Emma hielt, aber keineswegs so tollkühn war, seine Zeit an eine Frau zu verschwenden, deren Hand - und Vermögen - trotz all seiner Bemühungen so fest im Besitz eines anderen war.
Emma beobachtete die Paare, die vor ihr über die Tanzfläche wirbelten, ohne sie wirklich wahrzunehmen. In ihrem Kopf ging es immer noch drunter. Es gelang ihr nicht, Ordnung in das
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