Ein Sehnen Im Herzen
Flora und Fergus erzählt, von ihrem Ärger mit dem Ofen, der manchmal den Geist aufgab, und dem traurigen Mangel an Schreibtischen und Büchern und Papier und Tinte. James hörte aufmerksam zu und tadelte sie nicht, wie er es noch vor einem Jahr getan hätte, dafür, ihre Zeit mit dem Versuch zu vergeuden, Menschen zu helfen, »die es nicht wert sind«, wie er früher manchmal die Kinder aus der Unterschicht bezeichnet hatte.
Er wirkte ein wenig verstimmt, als sie auf eine höfliche Frage seinerseits versehentlich erwähnte, wie klein die Summe war, die ihr von der Stadt für ihre Arbeit gezahlt wurde. Aber als sie hastig erklärte, dass nach der Typhusepidemie nur noch wenig Geld für den Lohn einer Lehrerin in der Stadtkasse von Faires sei, nickte er, als hätte er dafür volles Verständnis. Lord MacCreigh erwähnte sie mit keinem Wort, aber zu ihrem Unbehagen erkundigte er sich beiläufig, ob dies der erste Besuch gewesen wäre, den ihr der Baron im Leuchtturm abgestattet hatte, während sie dort allein war. Und er hatte nicht sehr erfreut ausgesehen, als sie antwortete, dass der Baron zwei- bis dreimal im Monat käme, öfter nicht, und dass er heute zum ersten Mal »ein wenig den Kopf verloren hätte«, wie sie es - ihrer Meinung nach - diplomatisch ausdrückte.
Und dann hatte sie beinahe alles verpatzt, indem sie leichthin hinzufügte: »Aber auch nur, weil Richter Reardon wieder in der Stadt ist«. Im nächsten Moment hätte sie sich am liebsten die Zunge abgebissen. O Gott! Sie hatte sich doch geschworen, dieses Thema nicht zur Sprache zu bringen - immerhin war durchaus möglich, dass James zwar von den Umständen des Todes seines Cousins erfahren hatte, aber noch nichts von Mr. O'Malleys Testament wusste.
Zu ihrer Erleichterung wusste er es nicht. Zumindest sah es nicht danach aus. Während der Fahrt zum Cottage erwähnte er es jedenfalls nicht. Tatsächlich war er die ganze Fahrt über ausgesprochen höflich und zuvorkommend gewesen.
Mr. Murphy hatte kurz bei der sehr gesprächigen Mrs. MacEwan angehalten, um Una abzuholen. Deren Redefluss versiegte schnell, als sie Lord Denham bemerkte. Emma zweifelte nicht daran, dass es sich bald in ganz Faires herumsprechen würde, dass sie allein mit einem Mann in ihrem Haus zu Abend aß - auch wenn dieser Mann zufällig ein Verwandter war... nun ja, ein angeheirateter Verwandter, aber immerhin. Vor Emmas Cottage angekommen, war James ausgestiegen und hatte ihr so galant aus dem Wagen geholfen, als wären sie vor dem St. James Palace eingetroffen und nicht vor ihrem bescheidenen kleinen Heim. Geduldig hatte er gewartet, während sie hin und her geeilt war, um ein Feuer zu entfachen, die Lampen anzuzünden und die Tiere zu füttern: den Hund, die Katzenmutter und ihre Jungen, die in ihrem Holzschuppen Zuflucht gesucht hatten, die
Hühner und die Ziege, alles auf einmal. Wirklich, wenn sie es nicht besser gewusst hätte, wäre sie nie auf die Idee gekommen, dass der James, der jetzt in ihrem Cottage stand, und der James, den sie vor einem Jahr gekannt hatte, ein und dieselbe Person waren.
Jetzt bot er ihr einen Baiser an und sprach amüsant über gemeinsame Bekannte, die sie aus dem Winter 1832 kannten. James konnte wirklich charmant sein, wenn er wollte. Emma fühlte sich beinahe wohl in seiner Nähe, als sie nebeneinander auf der breiten Bank saßen, die sie dicht vors Feuer geschoben hatten. Die hohe Rückenlehne hielt den Wind ab, der manchmal durch die Türritzen drang, und schützte sie wie ein Wall. Emma befürchtete, dass sie in dieser behaglichen Atmosphäre bald in ihrer Wachsamkeit nachlassen würde. Es wäre so leicht gewesen zu vergessen, dass sie sich auf einer einsamen Klippe befanden, wo der Wind von der See an den Fensterläden klapperte. Fast hätten sie in London sein können, um in Janles' Stadthaus ein mitternächtliches Mahl einzunehmen, wie sie es vor einem Jahr nach einem durchtanzten Abend öfter gemacht hatten.
Im Grunde gab es nur einen wesentlichen Unterschied: Stuart war nicht bei ihnen.
Während Emma zuhörte, wie James ein Kleid beschrieb, das Penelope vor kurzem in der Oper getragen hatte - die beiden waren nicht, wie sie erfahren hatte, verheiratet, ja, nicht einmal verlobt, ein Umstand, der Penelope rasend machen musste -, fragte sie sich, ob er Stuarts Fehlen ebenso spürte wie sie. Vermisste James seinen Cousin? Die beiden hatten in den sechs Monaten vor Stuarts Tod nicht mehr miteinander korrespondiert, aber trotz ihrer
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