Ein Sehnen Im Herzen
heiraten musste, um in den Besitz des Geldes zu kommen, das ihr zustand.
Aber nun da er das Thema zur Sprache gebracht hatte, war ihm klar, dass es schwer werden würde - schwerer, als er erwartet hatte. Sicher, Emma hatte Zeit zum Trauern gehabt. Und er hatte seit seiner Ankunft nicht sehr viele Anzeichen dafür bemerkt, dass sie Stuarts Verlust immer noch stark empfand. Das hieß, bis jetzt. Jetzt, da er Stuarts Tod angesprochen hatte, sah Emma, deren Haar ganz und gar aus den Nadeln gerutscht war, mit denen sie es zusammengesteckt hatte, und da« im Schein des Feuers wie mattes Gold schimmerte - elend und bedrückt aus.
»Bitte, James«, murmelte sie. »Ich möchte nicht darüber sprechen. Erspare mir das.«
James sagte fest: »Emma, ich muss es wissen. Das weißt du. Ich werde es in London niemandem sagen, wenn du willst, aber ich muss die Wahrheit wissen. Das verstehst du doch, oder?«
Sie fuhr sich mit einer Hand über die Augen, sodass er ihren Gesichtsausdruck nicht deuten konnte.
»Ich denke schon«, sagte sie.
»Na gut«, sagte James freundlich. »Erzähl es mir. Wie ist Stuart gestorben?«
Sie ließ mit einem Seufzer die Hand sinken und starrte in die tanzenden Flammen des Kaminfeuers. »Er wurde getötet«, sagte sie. »Es war ein Mann namens O'Malley... er und Stuart hatten Streit. Und Mr. O'Malley schlug ihn. Er wollte ihn natürlich nicht töten. Nur Stuart... nun ja, er hatte den Schlag nicht erwartet und fiel nach hinten und schlug mit dem Kopf auf den Kaminrost und...«
»... und starb«, beendete James den Satz für sie.
»Ja.« Emma blickte auf. Tränen glitzerten an den Enden ihrer langen, dunklen Wimpern. »Es tut mir so Leid, James.«
»Es war nicht deine Schuld«, sagte James. » Willst du mir... kannst du mir erzählen, worum es bei dem Streit ging?«
Emma schüttelte den Kopf. Ihr Blick war abwesend. »Ich... ich bin mir nicht sicher«, sagte sie. Dann fügte sie hinzu: »Es ging ganz schnell. Das weiß ich, James. Ich bin sicher, dass er nicht leiden musste. Nicht wie... nicht wie Mr. O'Malley - später.«
»Emma«, sagte er. Er sehnte sich danach, einen Arm um ihre Schultern zu legen, sie zu trösten, so wie er es früher getan hatte, als sie noch ein Kind war und Kummer hatte.
Aber jetzt traute er sich nicht. Und zwar nicht, weil sie die Witwe seines Cousins war. Nein, er traute sich nicht, weil sie beide ganz allein in diesem abgelegenen Cottage waren und nichts und niemand ihn aufhalten könnte, falls es sich als zu wenig erwies, ihr einen Arm um die Schultern zu legen... falls er den Drang verspürte - und das würde er ganz sicher! -, seine Lippen auf ihre glatte Stirn zu pressen oder, was Gott hoffentlich verhüten würde, auf diesen süßen, rosigen Mund...
Nein. Er riss sich zusammen. Derartige Gedanken durften nicht sein. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen, und das würde er auch tun. Er würde sich nicht von der magischen Anziehungskraft beeinflussen lassen, die sie auf sein Herz auszuüben schien...
Er räusperte sich. »Und das Geld, Emma?«, fragte er sie. »Das Testament?«
Sie wandte den Kopf und starrte ihn aus großen Augen an. Offensichtlich war ihr diese Frage von allen, die er hätte stellen können, am wenigsten willkommen.
»Woher weißt du das?«, fragte sie betroffen.
James warf ihr einen strengen Blick zu. »Also wirklich, Emma! Faires ist ein Dorf. Das Einzige, was mich überrascht, ist, dass es so lange gedauert hat, bis es mir zu Ohren gekommen ist.« Er lächelte sie beruhigend an. »Die Frage ist, was sollen wir deshalb unternehmen?«
Emma schüttelte den Kopf, sodass ihre Locken durcheinander wirbelten. »Unternehmen?«, echote sie schwach.
»Ja. Die Forderung, dass du heiraten musst, um dieses... Erbe antreten zu können, ist absolut lächerlich. Wenn du es mir erlaubst, würde ich gern einen Freund von mir um Rat fragen, der Fälle wie diesen häufig vor dem Gerichtshof des Schatzamtes vertritt. Ich glaube, wir haben gute Aussichten, diese absurde Entscheidung Richter Reardons erfolgreich anzufechten.«
»Das will ich nicht«, sagte Emma mit leiser, aber sehr entschlossener Stimme.
James lächelte nachsichtig. »Es wird keine großen Umstände machen, Emma«, versicherte er ihr. »Nun ja, kaum. Ich bitte einfach meinen Anwalt, ein Gesuch einzureichen, und dann wird man dich auffordern, vor Gericht zu erscheinen und...«
Sie schüttelte wieder den Kopf so energisch, dass er spürte, wie ein leichter Duft von Lavendel zu ihm
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