Ein Sehnen Im Herzen
Differenzen waren sie einander so nahe wie Brüder gewesen.
Bevor Emma an jenem Tag in James' Bibliothek ins Fettnäpfchen getreten war.
Oh, wie gern hätte sie sich entspannt! Vielleicht war sie albern. James wusste rein gar nichts über Mr. O'Malley. Wie sollte er auch? Wirklich, es war lächerlich von ihr...
»So, Emma«, sagte James im Plauderton, während er sich vorbeugte, um einen Baiser aus dem Korb, der auf dem Kaminsims stand, zu nehmen. Sein Ton war so beiläufig, seine Art so ungezwungen, dass Emma dachte, er würde eine Bemerkung über das Wetter machen oder bestenfalls über das schlechte Befinden von König William.
Daher traf es sie völlig unvorbereitet, als stattdessen aus seinem Mund kam: »Was ist Stuart wirklich zugestoßen?«
Du meine Güte!
Hewlett-Packard
Kapitel 11
G enau in dem Moment, als Emma sich fragte, ob er seinen Cousin vermisste, war James so weit davon entfernt, Stuart zu vermissen, wie nur irgend möglich. Jeder Gedanke an Stuart lag ihm völlig fern.
Obwohl es vielleicht hätte anders sein sollen. Immerhin saß James auf Stuarts Bank in dem Cottage, in dem sein Cousin die letzten Monate seines kurzen Lebens verbracht hatte. Auf dem Kaminsims über ihm lag Stuarts Pfeife. Auf den Regalen hinter ihm standen Stuarts Bücher. Hinter jener Tür befand sich Stuarts Schlafzimmer. Selbst die Luft, die James atmete, war erfüllt mit Erinnerungen an Stuart Chesterton ...
Vor allem, weil neben ihm Stuart Chestertons Witwe saß, sehr hübsch und anziehend mit ihrem hellblonden Haar, den strahlend blauen Augen und den geröteten Wangen.
Und doch war ihm Stuart nie weniger nahe gewesen als jetzt. Vielleicht war das Besondere an diesem Augenblick der Grund, dass er nur an Emma denken konnte, und die Emma, die jetzt neben ihm saß, schien ,ganz anders als die Emma, die er in Verbindung mit Stuart gekannt hatte. Jene Emma hätte genau wie Stuart versucht, James eindringlich auf seine Irrwege aufmerksam zu machen. Jene Emma hätte sich große Mühe gegeben, James deutlich - wenn auch mit sehr viel Charme - zu verstehen zu geben, wie sehr sie seinen lockeren Lebenswandel missbilligte. Das war die Emma, die Stuart geliebt hatte, die Emma, die Stuart geheiratet hatte.
Aber das war nicht die Emma, die neben James saß. Jene Emma hätte nicht eine eigene Schule gegründet. Jene Emma hätte vielleicht Interesse daran gehabt, wäre aber nie imstande gewesen, diesen Plan erfolgreich zu verwirklichen, geschweige denn so lange durchzuhalten, wie diese Emma es tat .Jene Emma wäre zu ängstlich gewesen, um ganz allein in diesem kleinen Cottage auf einer einsamen Insel zu bleiben, weit enternt von Freunden und Verwandten, wohingegen diese Emma sich ein eigenes Leben aufgebaut hatte, unabhängig von allen, die sie gekannt und geliebt hatte - und offensichtlich auch zufrieden mit diesem Leben war, trotz der unübersehbaren Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen hatte.
Die Frau an seiner Seite war ganz anders als die Frau, die er vor einem Jahr gekannt hatte...
... und irgendwie doch dieselbe. Denn obwohl sie stärker und selbstbewusster wirkte, war sie immer noch verletzlich - wie könnte er vergessen, wie sie sich im Leuchtturm an ihn geklammert hatte? - und wenn es darauf ankam, genauso warm und weiblich, wie sie immer gewesen war.
James fragte sich unwillkürlich, ob diese Veränderung vor oder nach Stuarts Tod stattgefunden hatte. Und falls es vorher gewesen war, was hatte Stuart davon gehalten? War ihre Ehe glücklich gewesen? Vermisste Emma ihren Mann? Das musste sie wohl. Eine Frau, die bereit war so viel aufzugeben, wie Emma aufgegeben hatte, um den Mann ihrer Wahl zu heiraten, musste ihn sehr geliebt haben.
Aber nachdem sie endlich mit Stuart vereint war, hatte er sie glücklich gemacht? James fragte sich, ob er es je erfahren würde. Es war schließlich nicht eine Frage, die man einfach so stellen konnte. Nicht so, wie er nach den Umständen von Stuarts Tod gefragt hatte.
Er hatte sich eine ganze Weile Zeit gelassen, damit ihre Anspannung nachließ. Es war nicht zu übersehen, dass sie sehr nervös war, zweifellos wegen der Erkenntnis, dass ihre Geheimnisse, die sie seit seiner Ankunft vor ihm zu verbergen versuchte, notgedrungen ans Tageslicht kommen muss- ten. Er verstand ihre Heimlichtuerei nicht. Schließlich war es nicht ihre Schuld, dass Stuart getötet worden war, und genauso wenig war sie für die lächerliche Bedingung des Oberrichters verantwortlich zu machen, dass sie
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