Ein Sehnen Im Herzen
könntet damit durchkommen. Eine heimliche Heirat! Nun, ich verstehe, warum ihr nicht bekannt geben wolltet, dass ihr so kurz nach dem Tod des armen Stuart geheiratet habt, aber es vor mir verheimlichen! Ihr hättet doch wissen müssen, dass ich es verstehen würde!«
»Mutter«, sagte James, aber nicht schnell genug. Lady Denham schwatzte munter weiter: »Schließlich konnte jeder, der gesehen hat, wie ihr euch in der letzten Saison in den Haaren gelegen habt - wie Hund und Katz! -, erraten, dass ihr dazu bestimmt seid, eines Tages vor den Altar...«
»Mutter!« James' hübsches Gesicht zeigte eine interessante Schattierung von Umbra, fiel Emma auf. Oder vielleicht entstand dieser Eindruck nur durch das Frühjahrslicht, das durch die hohen Fenster hinter ihrem Sessel fiel. Warum in aller Welt hätte er rot werden sollen?
»Pah«, sagte Lady Denham mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Ich habe oft genug gesehen, wir ihr euch quer durch einen Ballsaal Blicke zugeworfen habt...«
Emma wünschte von ganzem Herzen, der Boden unter ihrem Sessel würde sich auftun und sie verschlingen. Sicher, sie und James hatten früher häufig und in aller Öffentlichkeit ihre Meinungsverschiedenheiten ausgetragen, aber sie hätte nie gedacht, dass irgendjemand außer Stuart - und schon gar nicht ihre neue Schwiegermutter - diesen manchmal etwas hitzigen Wortwechseln Beachtung schenken würde. Und obwohl Lady Denham es anders auszulegen schien, war das ganz sicher nichts anderes als das Aufeinanderprallen gegensätzlicher Meinungen gewesen. Soweit Emma wusste, hatte es niemals sehnsüchtige Blicke durch Ballsäle gegeben ... jedenfalls nicht von ihrer Seite.
Und ganz bestimmt hatte James nie auch nur andeutungsweise zu verstehen gegeben, dass er für Emma etwas anderes als eine Art brüderlicher Nachsicht empfand...
... bis vor kurzem.
Aber das war ihre Schuld gewesen, davon war Emma überzeugt. Immerhin war sie es gewesen, die alles mit einem Gutenachtkuss in Bewegung gesetzt hatte. Ein einfacher Kuss, mehr hatte es nicht sein sollen. Aber offensichtlich war sie ein zu lustvolles Geschöpf, um ihren niedrigen Instinkten zu widerstehen, und in jener Nacht war sie der unwiderstehlichen Versuchung erlegen, einen Blick zu riskieren und zu entdecken, was sich unter dem Satin von James Marburys Morgenmantel befand.
Sie hatte es herausgefunden - und es war kein Wunder, dass er sie kaum noch ansah. Was musste er von ihr denken?
»Dann lassen wir den Koffer also hier, Mylord?« Burroughs Ton war fragend, aber er schien absolut sicher zu sein, eine bejahende Antwort zu erhalten. Die er auch bekam - zu Emmas größtem Entsetzen.
»Natürlich«, sagte James und fügte dann, ohne in Emmas Richtung zu schauen, hinzu: »Ich kümmere mich jetzt wohl besser um einen Termin für den Jungen bei Dr. Stoneletter...«
Und dann drehte er sich tatsächlich um und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.
O nein, so nicht! Ob James nun über ihr schamloses Verhalten schockiert war oder nicht, jetzt musste er einfach mit ihr sprechen. Sie konnten nicht alles so belassen, wie es war!
Emma stieß sich aus ihrem Sessel, sagte »Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment, Mylady« zu Lady Denham und rannte hinter James her - und zum Kuckuck mit den Dienstboten, die ihr erstaunt nachgafften!
Als James ihre Absätze über den Parkettboden klappern hörte, drehte er sich am Treppenabsatz um und setzte nach einem Blick auf ihr Gesicht eine Miene strenger Autorität auf.
»Jetzt hör mir zu, Emma«, begann er, bevor sie ein Wort herausbringen konnte.
Aber das ließ Emma sich nicht bieten. Sie packte ihn am Arm und zerrte ihn mit aller Gewalt in das erstbeste Zimmer, das sich zufällig als Lady Denhams Morgensalon erwies, aber das spielte keine Rolle. Es war ein privater Raum, mit einer Tür, die man schließen konnte, was Emma auch prompt tat, bevor sie zu James herumfuhr.
»Nein, du hörst zu, James«, zischte sie, wobei es ihr nur mit Mühe gelang, ihre Stimme zu senken. »Das können wir nicht ignorieren. Wir müssen darüber sprechen. Ich weiß, dass du mein Verhalten missbilligst, ich bin selber weiß Gott nicht glücklich darüber, aber du wirst diesen Raum nicht verlassen, ehe wir beschlossen haben, was wir jetzt tun.«
James verschränkte die Arme vor seiner Brust und musterte sie leicht belustigt. Emma versuchte, nicht darauf zu achten, wie sich seine Schultermuskeln auf höchst anziehende Weise wölbten. Das hatte die Witwe eines
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