Ein Sehnen Im Herzen
Geistlichen nicht zu interessieren, auch wenn der Besitzer dieser Muskeln zufällig ihr Ehemann war.
»Und was genau«, erkundigte sich James in aufreizend spöttischem Tonfall, »soll ich deiner Meinung nach an dir missbilligen, Emma?«
Emma spürte zu ihrem Verdruss, dass ihre Wangen feuerrot wurden. »Muss ich es aussprechen?«, fragte sie leise. »Du weißt es ganz genau. Es war meine Schuld, ich gebe es zu.
Ich hätte dich nicht küssen sollen. Aber du warst schließlich auch beteiligt. Ich kann nicht allein dafür verantwortlich gemacht werden.«
»Emma, ich gebe dir an gar nichts die Schuld«, bemerkte James trocken. »Ganz im Gegenteil.«
Emma, die so verunsichert war, dass sie nicht recht wusste, was er meinte, schüttelte bloß den Kopf und fragte beinahe verzweifelt: »Was schlägst du vor, sollen wir jetzt machen?«
Er zog eine seiner dunklen Augenbrauen hoch. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, sagte er. »Was schlägst du vor, Emma?«
Emma fiel der Unterkiefer herunter. Sie merkte fast sofort, dass ihr der Mund offen stand, und klappte ihn hastig wieder zu.
»Was ich vorschlage?«, fuhr sie ihn an. »Das war schließlich dein Plan! Was schlägst du vor?«
»Ich schlage vor«, sagte James, während er seine Arme löste und eine Hand in seine Westentasche steckte, um seine Uhr herauszuziehen und einen Blick darauf zu werfen, »dass wir unseren Tee nehmen. Ich persönlich bin ausgesprochen hungrig. Und nach dem Tee wäre vielleicht eine kleine Ruhepause angesagt. Soweit ich weiß, kommt deine gesamte Familie zum Souper zu uns, um unsere glückliche Vermählung zu feiern.«
Emma stampfte so heftig mit dem Fuß auf, dass die zahlreichen gläsernen Nippsachen, die im ganzen Raum verteilt auf Regalen standen, bedrohlich klirrten.
»Wie kannst du nur darüber scherzen?«, rief sie. »Ist dir denn nicht klar, dass Richter Reardon alles verdorben hat? Deine Mutter weiß es! Die Heirat sollte vor ihr verheimlicht werden und jetzt weiß sie es!«
»Ja«, gab James zu. Er steckte seine Taschenuhr wieder ein und rieb sich das Kinn. »Das tut sie wohl.«
Aber er verriet nichts von der Wut, die in Emmas Augen durch einen solchen Verrat durchaus gerechtfertigt wäre.
»James, wie sollen wir jetzt eine Annullierung durchsetzen?«, wollte Emma wissen. »Deine Mutter wird es allen erzählen! Sie ist offensichtlich außer sich vor Freude. Sie hat mich gebeten, sie Honoria zu nennen! Sie hat mir gegenüber sogar schon von Enkelkindern gesprochen!«
James ließ seine Hand sinken und machte ein überraschtes Gesicht. Aber keineswegs, wie Emma erwartet hätte, über die Hoffnung seiner Mutter auf seine zukünftigen Nachkommen.
»Oh«, sagte er. Seine Augen wirkten so abwesend, dass Emma ihren Ausdruck nicht deuten konnte. »Du willst also immer noch eine Annullierung?«
Wieder fiel Emma der Unterkiefer herunter. Und dieses Mal machte sie nicht gleich wieder den Mund zu. Sie war viel zu fassungslos, um an gute Manieren zu denken.
»Hast du den Verstand verloren, James? Natürlich will ich die Annullierung!« Sie beäugte ihn argwöhnisch. »Ich meine... willst du es denn nicht? So war es doch geplant, oder?«
»Nun, du musst mich entschuldigen, aber ich dachte eigentlich, unser Plan hätte sich geändert«, sagte James so gelassen, als unterhielten sie sich darüber, in einem neuen Wagen eine Ausfahrt in den Park zu machen. »Ich hatte in unserer Hochzeitsnacht den Eindruck, dass es dir nicht unbedingt... missfällt, mit mir verheiratet zu sein.«
Emma spürte, wie ihre Wangen wieder glühten. Dass er auf das, was in jener Nacht passiert war, so beiläufig anspielen konnte... kein Wunder, dass er einunddreißig Jahre alt und immer noch unverheiratet war!
Nur dass er natürlich verheiratet war. Das war ja das Problem.
»Was in dieser Nacht passiert ist«, brachte Emma, die beinahe an ihrer Verlegenheit erstickte, mit gepresster Stimme heraus, »war ein Fehler. Ich dachte, das hätte ich erklärt. Ich wollte nicht... also, ich wollte nicht, dass...«
James hingegen schien in keiner Weise an Verlegenheit zu leiden. Er betrachtete sie mit derselben kühlen Sachlichkeit, die er immer auszustrahlen schien - außer, wie Emma aus eigener Erfahrung wusste, wenn er sich vom Taumel der Leidenschaft mitreißen ließ.
»Tut mir Leid, dass du es so siehst«, sagte er höflich. »Ich dachte eigentlich... aber wie ich sehe, habe ich mich geirrt.«
Emma, die spürte, dass ihr Puls schneller ging, obwohl ihr unklar
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