Ein sehr privater Verführer (Baccara) (German Edition)
Laune, indem er an die kommende Nacht dachte. Gracie in seinem Bett, nackt, lustvoll, bereit zur Liebe.
Jetzt klatschte ihn eine andere Frau ab. Gareth seufzte innerlich, biss die Zähne zusammen und brachte ein Lächeln zustande. „Wie ist Ihr Name?“, fragte er charmant, während er die Dame zur Hölle wünschte. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen.“
Es war schon nach elf Uhr, als Gracie sich an der Bar ein letztes Glas Wein holte. In den vergangenen Stunden hatte sie mit einigen wenigen Leuten Banalitäten ausgetauscht und sich ansonsten gelangweilt. Nun war sie bereit, sich in eine Ecke zu verziehen und zu warten, bis Gareth seine Pflicht erfüllt hatte und sie holen kam.
Mehrmals hatte er versucht, in ihre Richtung zu entkommen, doch er war jedes Mal aufgehalten worden. Nicht nur von Frauen. Auch die Männer suchten seine Nähe, boten ihm eine Zigarre an, wollten mit ihm draußen auf der Terrasse ein Wort wechseln.
Obwohl Gracie enttäuscht darüber war, dass sie keine Gelegenheit erhielt, mit Gareth zu tanzen, war sie nicht sauer oder beleidigt. Sie hatten ja die ganze Nacht vor sich, in einem wunderbaren Hotel. Also nippte sie an ihrem Wein und freute sich auf den Moment, in dem sie die hochhackigen Pumps endlich abstreifen konnte.
„Hallo, meine Liebe“, wurde sie in diesem Moment angesprochen. „Ich bin Genevieve Grayson. Mein Mann ist Lobbyist für die Fleischindustrie“, stellte sich die freundlich blickende ältere Frau vor und lächelte. „Sie wirken ein bisschen verloren, und ich weiß genau, wie das ist. Stunden um Stunden habe ich schon auf solchen Partys verbracht und darauf gewartet, dass mein Mann seinen Job macht. Ich wollte Sie einfach kennenlernen.“
Herzlich erwiderte Gracie: „Hallo, Genevieve. Das ist sehr nett von Ihnen.“ Irgendwie war ihr schwindlig. Vermutlich ein Glas Wein zu viel. „Dann müssen Sie eine sehr geduldige Frau sein. Ich kann mir nicht vorstellen, so etwas öfter zu machen. Lieber rolle ich mich auf dem Sofa zu Hause mit einem guten Buch ein.“
Genevieve orderte einen Gin-Tonic beim Barkeeper und nippte daran. „Mein Mann denkt an den Ruhestand. Ich habe da ein traumhaftes Gestüt draußen in Virginia im Auge. Wenn ich träume, sehe ich uns in Schaukelstühlen auf der Veranda sitzen und die grasenden Pferde im Sonnenuntergang betrachten.“
„Hört sich gut an.“
„Ist aber vermutlich nur ein Wunschtraum“, antwortete Genevieve. „Mein Mann braucht die Großstadt wie die Luft zum Atmen. Draußen auf dem Land geht er vermutlich ein.“
„Hoffentlich erfüllen sich Ihre Wünsche trotzdem.“
Einen Moment lang schwiegen sie. Gracie freute sich zwar darüber, dass Genevieve sie angesprochen hatte, doch sie war müde, und außerdem war ihr plötzlich übel.
„Sagen Sie, Gracie, sind Sie mit Gareth Wolff zusammen?“
„Wir sind Freunde“, antwortete Gracie schnell und fragte sich, wie viele Frauen sich heute Abend wohl die gleiche Frage gestellt hatten. Genevieves Interesse schien allerdings rein freundschaftliche Neugier zu sein.
„Er ist ein beeindruckender Mann.“
„Das stimmt. Ich bewundere ihn sehr.“
„Und was tun Sie beruflich, Gracie? Arbeiten Sie in einem künstlerischen Beruf wie Gareth?“ Lockere Konversation, keine ungewöhnliche Frage auf einer Party.
Doch Gracie erschrak. Was jetzt? Sie und Gareth hatten sich auf solche Fragen überhaupt nicht vorbereitet. „Hm, ich …“
Anscheinend bemerkte Genevieve ihre Verwirrung, denn sie lenkte sofort ein. „Es tut mir leid, meine Liebe. Mein Mann sagt immer, ich wäre zu neugierig. Wenn Sie nicht darüber sprechen wollen, verstehe ich das selbstverständlich. In unseren Kreisen ist man sehr diskret.“
„Oh, nein“, widersprach Gracie. Ihre Beine zitterten. „Daran liegt es nicht. Es gibt nichts zu verbergen. Es ist nur so, dass ich …“
Ihre Stimme versagte, dann wurde ihr endgültig schlecht.
„Ist ja schon gut.“ Genevieve legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. „Sie sehen aus, als würden Sie gleich umfallen. Geben Sie mir Ihr Glas und setzen Sie sich.“
Gracies Hände waren eiskalt. „Gareth“, flüsterte sie. „Ich brauche Gareth.“ Dann wurde ihr schwarz vor Augen.
14. KAPITEL
Aus dem Augenwinkel sah Gareth, wie Gracie zu Boden ging. Für den Bruchteil einer Sekunde zögerte er, dann schob er die Frau in seinen Armen zur Seite und sprintete quer durch den Saal.
Er sah, dass die ältere Frau, mit der Gracie sich unterhalten hatte,
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