Ein seltsamer Ort zum Sterben

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Autoren: Derek B. Miller

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führt sie schnurgerade durch lange Abschnitte mit Weideland und Waldstücken. Sheldon atmet tief den Duft von gemähtem Gras und Kiefern ein.
    «Ich hätte mehr Zeit im Freien verbringen sollen», sagt er zu dem jungen Mann in Jagdweste neben Tormod.
    Als Sheldon letzten Monat hierherzog, hatte Lars ihm erzählt, dass die norwegischen Berge über das Meer hinweg eine Linie mit den schottischen und irischen Gebirgszügen und den amerikanischen Appalachen bilden, die direkt durch die Berkshires in Massachusetts verlaufen. Sie bilden eine Bergkette quer durch die Meere und Ozeane seit der Zeit, als die Welt noch aus einem Stück bestand und die Kontinente miteinander verbunden waren. Das Land hieß Pangäa.
    Sheldon war nicht sicher, ob das stimmte, aber er lächelte, weil Lars es so nett erzählt hatte.
    Nun sitzt er neben einem jungen Mann namens Mads. Mads strengt sich tierisch an, eine Zigarette anzuzünden. Sheldon sieht ihm dabei zu, wie er hartnäckig acht, zehn Zündhölzer ergebnislos anreißt, um sich dann aufrecht hinzusetzen, mit aufgerissenen Augen und um Fassung ringend.
    Sheldon lächelt vor sich hin und schnippt dann mit den Fingern, um Mads Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Dann deutet er auf eine Stelle direkt hinter dem Führerhaus.
    «Setz dich dorthin.»
    «Weshalb?»
    «Die Luft fließt über das Dach der Fahrerkabine hinweg, und bei dieser Geschwindigkeit schafft sie ein Vakuum dahinter. Dort gibt es also keine Turbulenzen. Da kannst du dir eine Zigarette anzünden, als stündest du in deiner eigenen Küche.»
    Mads ist vielleicht dreiundzwanzig oder vierundzwanzig, obwohl diese hellhäutigen Burschen manchmal älter sind, als sie wirken. Er ist etwas magerer als die anderen vier Männer und hat einen verkorksten Charme, der Sheldon für ihn einnimmt. Er ist die Art von jungem Mann, der entweder auf ewig furchtbar unzufrieden bleibt oder zum Anführer vieler Menschen wird, je nachdem, was das Schicksal mit ihm im Sinn hat.
    Mads schaut auf die Stelle hinter der Kabine, hechtet rüber und setzt sich hin. Er streicht das Zündholz über die Zündfläche und lächelt, als es aufflammt und die Kippe in Brand setzt.
    «Cool», sagt Mads. «Woher weißt du das? Bist du Ingenieur?»
    Während ihn die warme Brise umweht, blickt Sheldon ihn an und sagt im erhabenen Ton eines Hinterwäldler-Gurus: «Von 1961 bis 1979 habe ich die Rettungsflugzeuge für die Canadian Mounties entworfen. Hast du je vom Wrack der Edmund Fitzgerald gehört?»
    «Nein.»
    «Schön. Lake Gitche Gumee. Zumindest heißt er so bei den Chippewa-Indianern. Es war November, die Zeit der Stürme. Das Schiff hatte 26 000 Tonnen Eisenerz geladen, mehr als das gute Schiff im Leerzustand auf die Waage brachte. Ein Westwind mit Hurrikanstärke kam auf, und das Schiff geriet in Not. Dann … dann war da etwas mit Wisconsin und Cleveland, an das ich mich nicht mehr genau erinnere. Also flogen wir von der Whitefish Bay aus los, doch die Böen waren zu stark, außerdem gab es Eisregen. Hätte die Fitzgerald 15 Meilen mehr draufgehabt, hätten wir diese zwanzig Männer retten können. Doch es hat nicht sollen sein. Nein, Sir, es hat nicht sollen sein.»
    Mads nickt und zieht an seiner Zigarette. Danach sitzt er schweigend da.
    Sheldon reibt sich die Hände. Ihm ist nicht kalt, aber Durchblutung ist etwas, das in seinem Alter nicht unbedingt von der Temperatur abhängig ist. Eine sitzende Position genügt bereits, und alles wird taub.
    The Wreck of the Edmund Fitzgerald
war ein Lied von jemandem namens Gordon Lightfoot. Es wurde im August 1976 , einen Monat nachdem Rhea zu ihnen gekommen war, ununterbrochen gespielt. Die gleichen vier Akkorde wiederholten sich unablässig, trunken und monoton. Tatsächlich war 1975 ein Frachtschiff auf dem Lake Superior gesunken, 29 Männer kamen ums Leben. Ein Jahr später schaffte es der Song auf Platz zwei in den Charts. Währenddessen starben 50 000 Amerikaner im Dschungel, darunter sein Sohn und Eli Johnson, doch Sheldon fand während der Zweihundertjahrfeier nicht mal einen Autoaufkleber in den Straßen New Yorks zu ihrem Andenken.
    Doch dieser gottverdammte Song wurde rauf und runter gespielt, und die Teenager heulten dazu.

    Nach dem Schlag auf den Kopf gestern hat Sigrid sich doch untersuchen lassen, einer Einweisung ins Krankenhaus hat sie sich aber erfolgreich widersetzt. Stattdessen hat sie in die Toilette des Polizeireviers gekotzt, sich den Mund ausgespült und sich – nachdem sie ihn irgendwann