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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Haftungsansprüchen zu sprechen, den wir boten. Nur eine Woche lang Dr. Laschens famose Patentmedizin, und Sie sind garantiert gefeit gegen alle Prozesse. Mein Name klang, als sei er so gut zu vermarkten, daß ich mir schließlich wünschte, ich könnte einen Anteil an mir selbst erwerben.
    Ich dachte an Danny, aber nicht mehr so oft. Er befand sich nicht mehr in jedem Zimmer meines Hauses. Gelegentlich öffnete ich eine Tür, einen Schrank, und dann war er da in irgendeinem albernen Detail, einem Gegenstand oder einer Erinnerung, aber das war alles. Manchmal wachte ich nachts auf und weinte, aber das sinnlose Grübeln darüber, daß wir vielleicht den Rest unseres Lebens zusammen verbracht hätten, und die Verbitterung gegenüber der Verrückten, die ihn mir genommen hatte, beschäftigten mich nicht mehr die ganze Zeit.
    Die Aufmerksamkeit der Presse ließ nach. Aus den Artikeln über die Fehlbarkeit der Trauma-Industrie wurden plötzlich Kolumnen, die den weiblichen Mut analysierten. Ich war keine Versagerin mehr, sondern eine Heldin, aber ich interessierte mich weder für das eine noch für das andere. Es gab Anfragen, ob man mich in meinem Garten fotografieren könne, ob ich über meine Kindheit und wichtige Einflüsse sprechen, Fragebogen ausfüllen, im Rundfunk auftreten oder meine Lieblingsplatten auflegen wolle. Man bot mir die Gelegenheit, im Radio mit einem Psychiater darüber zu diskutieren, wie es war, als mein Liebhaber ermordet wurde und man auch mich fast umgebracht hätte. Zumindest im Moment war ich die berühmteste Expertin Großbritanniens für mentale Traumata, doch ich beschloß, daß derartige Enthüllungen nicht hilfreich sein würden, und lehnte zu Geoffs kaum verhohlenem Ärger alles ab.
    Einen Tag jedoch gab es, der sich von allen anderen abhob. Es war der Tag, an dem Miranda kam, um bei Elsie zu übernachten, und ich hatte versprochen, ihnen Lebensmittel für ein nächtliches Festmahl einzukaufen. Beim Frühstück hatte sich Elsie Biskuits, Lutscher, Miniatursalamis in Silberpapier, Frischkäse und Schokostäbchen gewünscht, und während ich ihr den Mund abwischte, die Haare bürstete und die Zähne putzte, überlegte ich, wie ich zwischen zwei Besprechungen schnell in den Supermarkt gehen könnte. Als wir in Eile das Haus verlassen wollten, bemerkte ich, daß es angefangen hatte, in Strömen zu regnen. Ich zog die Jacke aus und einen Regenmantel an und stülpte mir einen Hut auf den Kopf.
    »Zieh deinen Regenmantel an, Elsie«, sagte ich.
    Sie sah mich an und begann zu kichern.
    »Wir haben keine Zeit für Spiele«, sagte ich. »Zieh deinen Mantel an.«
    »Du siehst komisch aus, Mummy«, sagte sie kichernd.
    Mit einem verzweifelten Seufzer wandte ich mich um und sah in den Spiegel. Und mußte ebenfalls lachen. Ich konnte nicht anders. Ich sah wirklich komisch aus.
    »Du siehst aus wie Hardy Hardy«, sagte Elsie.
    Sie meinte Laurel und Hardy. Sie erinnerte sich an eine Szene aus einem ihrer Videos, in der die beiden ihre Hüte verwechselt hatten. Der Hut war mir zu klein und saß unsicher ganz oben auf meinem Kopf. Was zum Teufel war das? Ich nahm ihn ab und untersuchte ihn. Er gehörte Finn. Ich warf ihn beiseite, schnappte mir meinen alten Schlapphut, und wir rannten zum Auto.
    »Das war ein komischer Hut, Mummy.«
    »Ja, das stimmt.« Nun, warum nicht? »Er gehörte Finn.«
    »Der auch«, sagte sie und zeigte auf den Hut, der ordentlich auf meinem Kopf saß.
    Ich stutzte und sah ihn mir an.
    »Ja«, sagte ich. »Stimmt. Der war auch von ihr. Er …«
    »Mummy-y-y-y-y. Ich werde naß.«
    »Tut mir leid.«
    Ich rannte um den Wagen herum und öffnete ihr die Beifahrertür. Ich schnallte sie auf dem Sitz fest. Dann lief ich wieder auf die andere Seite und setzte mich neben sie. Ich war tropfnaß.

    »Du riechst wie ein Hund, Mummy.«

    Wir hatten zu Musikbegleitung Statuen nachgeahmt und die Reise nach Jerusalem und ein kompliziertes Spiel gespielt, dessen Regeln ich nie ganz begriff, das aber Elsie und Miranda zu Lachstürmen hinriß. Ihr heimliches nächtliches Festessen fand um Viertel nach acht statt, und dann kam ich in Gestalt eines Geistes mit Zahnbürste und wollte ihnen eine Geschichte erzählen. Ich sah mich nach einem Buch um, aber Elsie meinte:
    »Nein, aus dem Kopf, Mummy.« Sie wußte, daß ich nur eine einzige Geschichte auswendig kannte, und die beiden lehnten sich zurück, während ich mich an die wichtigsten Passagen von Rotkäppchen zu erinnern versuchte. Kam die

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