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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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neurotisch über den Fall nachgrübelte.
    »Sam, Sam, Sam«, sagte er, als wollte er ein Kind beruhigen, das in der Nacht aufgeschreckt war. »Das müssen Sie nicht tun, wissen Sie.«
    »Es gibt nichts, was ich tun muß, Chris, darum geht es nicht.«
    »Sie hatten eine ganz, ganz schreckliche Zeit. Sie haben ein Trauma erlitten.«
    »Erzählen Sie mir nichts von Traumata.«
    »Und dann wurden Sie zu einer großen Heldin, und wir haben Sie sehr gelobt und waren Ihnen – und sind es natürlich noch immer – dankbar. Aber es ist vorbei. Ich weiß, Sie sind die Expertin, und ich sollte Ihnen das nicht sagen, aber Sie müssen damit aufhören.«
    »Beantworten Sie meine Frage, Chris. Sagen Sie mir, was passiert ist.«
    Mit einer fast brutalen Geste zog er an seiner Zigarette.
    »Ich bin nicht daran interessiert, noch weiter über diesen Fall zu reden, Sam. Alle Beteiligten sind tot. Es ist nicht besonders gut gelaufen, für niemanden. Aber wir sind damit durchgekommen. Ich möchte nicht mehr daran denken.«
    Ich nahm einen großen Schluck aus einem der Gin Tonics.
    Dann holte ich tief Luft und sagte mehr oder weniger aufrichtig:
    »Hören Sie mir fünf Minuten zu, und wenn Sie dann noch kein Interesse haben, werde ich es nie wieder erwähnen.«
    »Das ist der beste Vorschlag, den Sie bis jetzt gemacht haben.«
    Ich versuchte, etwas Ordnung in meine Gedanken zu bringen.
    »Sie glauben, daß Finn und Michael die Mackenzies umgebracht haben und daß Michael Finn dann eine Schnittwunde am Hals zugefügt hat, obwohl es für sie einfach gewesen wäre, sich woanders aufzuhalten und so ein Alibi zu haben.«
    Chris zündete sich eine neue Zigarette an.
    »Um Himmels willen, Sam, das haben wir doch alles durchgekaut. Ich brauche Ihnen gegenüber nicht das Verhalten dieser Mörder zu rechtfertigen. Sie waren krank, pervers, wer weiß, ob es ihnen nicht sogar Spaß gemacht hat. Vielleicht hat der vorgetäuschte Mordversuch ihre sadomasochistischen Gelüste befriedigt.«
    »Und dann ist da der Mord an Mrs. Ferrer.«
    »Mrs. Ferrer ist daran gestorben, daß sie sich eine Plastiktüte über den Kopf gezogen hat.«
    »Vielleicht. Aber damit bleiben immer noch die Morde an Danny und Finn. Sie selbst haben mir doch bewiesen, daß Michael das nicht gewesen sein konnte.«
    »Ich kann es nicht fassen, daß ich hier sitze und mir das anhöre. Konzentrieren Sie sich nur für einen Augenblick, Sam.
    Sie haben bei uns ausgesagt, daß Michael Daley die Morde gestanden hat. Die forensischen Beweise aus dem Bootshaus haben Ihre Aussage klar bestätigt. Es ist unvernünftig, daran zu zweifeln, daß Daley und Fiona Mackenzie die Mackenzies getötet haben und daß Daley dann, mit oder ohne Fiona Mackenzie, Danny Rees getötet hat und anschließend Fiona Mackenzie, damit keine Verbindung zu dem Verbrechen hergestellt würde. Und wenn ihm der angebliche Bootsunfall mit Ihnen geglückt wäre, dann wäre er vermutlich damit durchgekommen.«
    »Können Sie sich irgendeinen plausiblen Grund denken, warum Finn ein Testament geschrieben haben könnte, in dem sie alles Michael Daley hinterließ?«
    Chris sah mich jetzt mit einem fast schon verächtlichen Ausdruck an.
    »Das ist mir scheißegal. Patientinnen verlieben sich manchmal in ihre Ärzte, oder?« Er hielt inne, bevor er entschlossen fortfuhr: »Man weiß, daß Frauen sich unter großem Streß irrational verhalten. Vielleicht litt sie an einem Trauma, vielleicht erwartete sie ihre Periode. Tja, Fälle enden nun mal so. Wenn Sie die richtigen Leute geschnappt haben und nicht zu viele lose Enden übrigbleiben, dann reicht das. Wollten Sie mich deshalb sehen?«
    »Ich dachte, es würde Sie vielleicht interessieren, von ein paar komischen Dingen zu hören, die mir in den letzten Tagen passiert sind.«
    »Sind Sie okay, Sam?«
    »Vor ein paar Monaten war ich mit Finn unterwegs, um etwas zum Anziehen für sie einzukaufen, und traf dabei eine Frau, die ich vom Medizinstudium her kannte.«

    »Das ist ja faszinierend. Ich glaube, Ihre fünf Minuten sind um
    …«
    »Warten Sie. Am Dienstag habe ich sie wieder getroffen.«
    »Richten Sie ihr Grüße von mir aus, wenn Sie sie zufällig noch einmal sehen«, sagte Chris und erhob sich.
    »Setzen Sie sich hin!« sagte ich scharf.
    Chris runzelte die Stirn; er überlegte sich, ob er mich ignorieren und gehen sollte, aber dann seufzte er und nahm wieder Platz.
    »Sie hatte in den Zeitungen von mir gelesen. Sie sagte, das sei ein komischer Zufall, weil sie eine

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